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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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Gesichtsausdruck veränderte sich und wirkte plötzlich nicht mehr allein vergnügt, sondern vor allem überheblich. Seine blauen Augen bohrten sich in Gabriels.
    «Ich habe viele Namen, aber ich bin der Feind, den du in die Hölle verstoßen hast.»
    Auch wenn dies für mich nichts Neues war, verursachte es mir Gänsehaut. Jetzt erhob Ivy das Wort. Sie sprach mit ihrer Seraphenstimme, aus der alle Weichheit gewichen war.
    «Was willst du hier?»
    «Ich habe ein paar Angelegenheiten zu regeln», antwortete das Wesen kryptisch.
    «Deutlicher!», befahl sie.
    «Also gut.» Xavier drehte den Kopf in einem unnatürlichen Winkel, um sie anzusehen. «Ich bin hier, um Rache zu nehmen. Habt ihr gedacht, ich würde meinen Verlust einfach so hinnehmen? Haben die Menschen nicht sogar eine Redewendung dafür? Ach ja: Auch dem Teufel muss man sein Recht lassen. »
    «Wir schulden dir nichts», sagte Gabriel.
    «Du hast meinen Sohn getötet.»
    «Er war ein Monster.»
    «Gerade du, der ständig über die Liebe des Vaters predigt, solltest verstehen, wie ich mich fühle», fauchte Luzifer. «Apropos, wo sind eigentlich deine Brüder? Haben sie dich in der Stunde der Not alleingelassen – du Armer!» Es war unangenehm, mit anzuhören, wie die Stimme eine kindliche Melodie annahm.
    Gabriel verdrehte die Augen. «Du brauchst deinen Minderwertigkeitskomplex nicht an mir auszulassen. Hast du wirklich erwartet, dass wir dich verteidigen?»
    Der Kommentar verwirrte mich, bis ich begriff, dass sie nicht länger über die Gegenwart sprachen. Beide waren in Gedanken weit zurückgereist, zurück in die Zeit, in der alles begonnen hatte.
    «Ein bisschen Unterstützung hatte ich von meinen Brüdern schon erwartet», antwortete Luzifer. «Ihr aber wolltet mich brennen sehen.»
    «Du wolltest, dass wir dir dienen», sagte Gabriel kühl. «Aber wir dienen nur einem Herrn. Du hast Seine Herrschaft nie anerkannt.»
    «Er hätte die Menschen niemals über uns stellen dürfen», sagte Luzifer. «Diese Menschen, mit all ihren jämmerlichen Schwächen.»
    «Vielleicht hat Er sie genau deshalb auserwählt», antwortete Gabriel. «Weil jeder Tag für sie ein neuer Kampf ist, den wir nicht verstehen können. Der Glaube der Menschen ist mächtiger als der Glaube der Engel, weil es für sie schwerer ist, sich dafür zu entscheiden. Außerdem …» Er verschränkte die Arme. «Außerdem ist es nicht an dir, darüber zu urteilen, wer in den Augen des Herrn den Vorzug erhält.»
    «Ich hatte mich gefragt, ob die Erfahrungen dich verändert haben», sagte Luzifer. «Aber wie ich sehe, bist du immer noch der gleiche selbstgerechte Idiot wie ehemals, der Ihn preist wie ein blinder Narr.»
    «Erspare es mir», murmelte Gabriel. «Nichts, was du sagst, hat irgendeine Wirkung auf mich. Ich bin bloß hier, um dich in die Tiefen der Erde zurückzuschicken, wohin alles Verdorbene gehört.»
    «Dann streng dich mal an.»
    Gabriel atmete tief durch und schloss die Augen. «Im Namen von allem, was heilig ist, befehle ich dir: Verlasse diese Hülle.»
    Xaviers Körper krümmte sich zusammen. Mit angehaltenem Atem warteten wir ab, aber nichts geschah. Das leise heisere Glucksen, das folgte, schien unendlich anzudauern.
    «Mehr hast du nicht auf Lager? Ich fürchte, das wird nicht reichen, Bruder. Er ist noch immer mein.»
    Wie auf Befehl wand sich Xavier vor Schmerz, ballte die Fäuste und biss die Zähne zusammen. Aus einem Mundwinkel rollte ein dunkler Blutstropfen. Wahrscheinlich hatte er sich heftig auf die Zunge gebissen. Ich musste ihm helfen, all dies würde Spuren an seinem Körper hinterlassen. Gestern erst war er beinahe gestorben, und ihn ins Leben zurückzuholen war ein schwerer Kampf gewesen. Wie viel konnte ein Mensch ertragen, bevor er endgültig zerbrach?
    Ich wusste, dass ich schweigend im Schatten bleiben sollte, aber die Worte sprudelten aus mir heraus, bevor ich sie zurückhalten konnte.
    «Es tut mir leid, was mit Jake passiert ist!», rief ich. Gabriel warf mir einen finsteren Blick zu, aber ich ignorierte ihn. «Aber es war nicht meine Schuld. Niemand hatte Schuld außer ihm selbst. Ich wünschte, alles wäre anders gelaufen! Ich wollte ihm helfen, ich habe es versucht, aber ich konnte nicht. Es tut mir leid, dass er nicht mehr da ist. Aber lass nicht Xavier dafür büßen!»
    «Es tut dir leid?», wiederholte die Stimme hämisch. «Das ändert natürlich alles.»
    «Wenn du Xavier etwas antust, bringt das Jake auch nicht zurück.»
    «Das stimmt.»

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