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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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und jähzornig, unbesonnen und närrisch. Dein Herz ist flatterhaft, und deine Stimmung wechselt schneller als der Wind. Aber genau das macht dich als Menschen aus, und genau das macht dich so wunderbar.»
    «Du findest mich wunderbar?» Molly blieben fast die Worte im Hals stecken.
    Gabriel durchquerte den Raum in zwei Schritten und stand gleich darauf direkt vor Molly. Er legte ihr seine beringten Hände auf die schmalen Schultern.
    «Du gehörst niemandem», sagte er eindringlich. «Anders als ich bist du kein Besitz. Du bist geschaffen, um frei zu sein, zu leben, zu lieben und glücklich zu sein. Ich hingegen bin nicht für das Glück geschaffen, ich habe zu dienen, sonst nichts. Du aber – du hast so viele Gefühle und bist so leidenschaftlich. Und das finde ich wunderbar.»
    «Das ist nicht gut», flüsterte ich Xavier zu. «Das ist sogar ganz, ganz schlecht.»
    «Was geht hier vor?», zischte er zurück.
    «Ein Moment des Zweifelns», sagte ich. «Mit zerstörten Flügeln ist sogar Gabriel schwach. Er zweifelt an seinem Glauben – wie es auch ein Mensch tun würde.»
    «Das gefällt mir nicht», sagte Xavier. Molly und Gabriel starrten sich unverwandt an.
    «Mein Leben ist von Regeln bestimmt», sagte Gabriel mehr zu sich selbst.
    Bevor wir wussten, wie uns geschah, nahm Gabriel Mollys Gesicht in seine Hände, beugte sich vor und küsste sie. Es war, als würde man eine Szene aus einer alten Legende sehen, der sagenhafte Held und das schöne Mädchen miteinander vereint. Auch wenn der Kuss nicht länger als zehn Sekunden gedauert haben konnte, war es, als würde die Zeit stillstehen, war es, als ob sie für immer in dieser Umarmung gefangen wären. Gabriels starke Gestalt, die sich an sie schmiegte, als ihre Körper aneinanderdrängten, seine Finger, die sich in Mollys titanroten Locken verwickelten. Es kam so plötzlich, dass ich kaum glauben konnte, dass es wirklich geschah. Auch Molly schien nicht ganz zu begreifen, was vor sich ging. Als er sich von ihr löste, ließ sie sich berauscht auf einen Stuhl fallen.
    «Wow», war alles, was sie sagen konnte, als sie endlich wieder zu Atem gekommen war und sprechen konnte.
    «Wow», wiederholte Xavier.
    Ivy rannte auf Gabriel zu und schüttelte ihn am Arm. «Stopp! Ich weiß, dass du es in letzter Zeit schwer hattest, aber das geht zu weit!»
    «Nein», antwortete Gabriel und lachte auf. «Dass sie mir die Flügel vom Rücken geschnitten haben und Luzifer bei uns zu Gast war – das ging zu weit. Dies hingegen war eine Befreiung.»
    «Bitte», drängte Ivy. «Du wirst es später bereuen. Das weiß ich.»
    «Das werde ich nicht», sagte Gabriel. «Weil ich zum allerersten Mal etwas für mich selbst getan habe.»
    Während Molly ihm zuhörte, nahm ihr Gesicht einen seltsamen Ausdruck an. Sie rückte näher an die Streitenden heran, bis sie hinter Gabriel stand, der sich mit Ivy herumstritt. Dann streckte sie langsam die Hand aus, hob seinen Hemdzipfel und fuhr ihm mit der Hand den Rücken hinauf. Als sie ihre Finger auf den ramponierten Flügeln ruhen ließ, schwiegen alle. Gabriel senkte zitternd den Kopf. Er sagte kein Wort, und es war unmöglich, zu raten, was er empfand, aber er schob sie nicht weg und rührte sich nicht. Beide schienen vergessen zu haben, dass sie Zuschauer hatten. Oder es war ihnen egal. Sie waren vollkommen in diesem intimen Moment gefangen.
    «Es ist alles gut», sagte Molly und strich unter dem Hemd mit den Fingerspitzen über die Flügel. «Es wird alles wieder.»
    «Es tut mir leid», sagte Gabriel, ohne aufzusehen.
    «Braucht es nicht», erwiderte Molly. «Du musst dich nicht für alles und jeden verantwortlich fühlen. Und du darfst auch Fehler machen.»
    Ivy, Xavier und ich sahen uns an. Dieser Moment war so intensiv, so intim, dass wir anderen das Gefühl hatten, nicht dabei sein zu dürfen. Erst als auf dem Küchentisch Mollys Handy klingelte und Wades Name auf dem Display aufleuchtete, wurde Molly aus ihrer Trance gerissen. Sie ließ die Arme fallen und griff nach ihrer Tasche.
    «Ich muss gehen …», stotterte sie. «Ich kann wirklich nicht … Ich wollte nur … Ich muss.»
    Gleich darauf schlug die Haustür hinter ihr zu. Wir starrten Gabriel an.
    «Was?», fragte er gereizt.
    «Willst du, ähm, darüber reden?»
    «Nein danke, Bethany», sagte er beinahe sarkastisch. «Ich verzichte gern auf Beziehungstipps vom Paar des Jahres.»
    Für einen Moment musterte er uns mit einem feindseligen Blick, bevor er auf die Veranda

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