Heaven (German Edition)
mit Molly machen?», fragte ich. «Sie dreht noch durch.»
«Lass sie herkommen», sagte Ivy. «Wenn wir sie ausschließen, schadet es in der Regel mehr, als dass es nützt.»
Das stimmte. Molly hasste es, ignoriert oder ausgegrenzt zu werden, und wenn sie sich Sorgen machte, war es durchaus möglich, dass sie überall auf dem Campus Suchaufrufe startete. Xavier zog sich die Decke über den Kopf.
«Sei nicht so», sagte ich und rutschte wieder näher an ihn. «Sie ist unsere Freundin. Freu dich also, sie zu sehen.»
«Und wie», antwortete er ergeben.
Als Molly erschien, wirkte sie ruhiger als sonst, längst nicht so hibbelig und aufgedreht.
«Ich habe mir ziemliche Sorgen gemacht», sagte sie, als wir in der Küche saßen und Ivy Tee und Kekse bereitstellte. «Ist alles in Ordnung?»
«Nein», sagte ich ehrlich. «Aber es wird schon wieder. Wir arbeiten daran.»
Molly nickte und betrachtete ihre Hände. «Kann ich irgendetwas tun?»
«Nimm dir einen Keks», sagte ich.
«Beth, ich meine es ernst.»
«Danke für das Angebot», mischte sich Ivy ein. «Aber du kannst wirklich nichts tun. Die Situation ist viel zu verfahren.»
«Verfahren? Wie?», wollte Molly wissen.
«Ich möchte dich da nicht mit reinziehen», sagte Ivy entschieden. «Darum lassen wir es lieber auf sich beruhen.»
«Aber ihr werdet alle wieder, oder?» Molly zeigte mit dem Daumen auf Xavier. «Er sieht im Moment nicht gerade toll aus. Und, Beth, es soll keine Beleidigung sein, aber du auch nicht.»
«Es wird ihnen bald besser gehen», erklärte Ivy. «Sie sind nur erschöpft.»
Normalerweise hätten wir Molly erklärt, was vor sich ging. Sie wusste ohnehin schon über uns Bescheid. Doch das Schweigen meiner Schwester hatte in diesem Fall nichts mit Misstrauen zu tun. Je weniger Molly wusste, desto sicherer war sie. Wir wollten nicht noch mehr Opfer auf unserem Gewissen haben.
«Keine Angst.» Ich lächelte sie so überzeugend an, wie ich konnte. «Wir sind bald wieder die Alten.»
«Okay», sagte Molly. Sie klang erstaunlich reif. «Ich will auch gar nicht daran rühren und es schlimmer machen.»
«Wie geht es Wade?», wechselte ich das Thema. Als Molly seinen Namen hörte, verschleierte sich ihr Blick.
«Er ist einfach der Hammer», sagte sie seufzend. «Ich würde es so gern der ganzen Welt erzählen, aber das geht natürlich nicht.»
«Warum nicht?», fragte Xavier.
«Wie soll ich denn Leuten, die nicht eingeladen sind, erzählen, dass ich heirate? Und Wade möchte keine Gäste, die nicht in seiner Glaubensgemeinschaft sind.»
Xavier und ich wechselten einen irritierten Blick. Seit wann musste man einer bestimmten Konfession angehören, um auf eine Hochzeit zu gehen?
«Aber Wade ist doch Christ, oder nicht?», fragte ich.
«Ja», sagte Molly. «Aber ein ganz spezieller. Seine Familie hat eine eigene Kirche gegründet. Sie ist noch sehr klein, aber sie wächst. Sie haben nicht gern Kontakt mit Außenstehenden, das halten sie für gefährlich.»
«Gefährlich?», wiederholte Xavier. «Inwiefern?»
«Krimineller Einfluss und so», sagte Molly abschätzig. «Das Fernsehen ist der Lautsprecher des Teufels, sagt Wade. Und auch über Freunde und Bekannte können sich negative Botschaften weiterverbreiten.»
«Vor welcher Art negativer Botschaften hat er denn Angst?», fragte ich. Das Ganze klang nicht gerade gut für mich. «Glaubst du nicht, dass der Glaube das aushält?»
«Ich weiß nicht», sagte Molly. «Aber Wade meint, dass es mich Gott näher bringt, wenn ich mich von schlechten Einflüssen fern halte.» Es klang, als würde sie ein Regelwerk zitieren.
«Für mich klingt das nach Sekte», sagte Xavier offen und sah uns fragend an, ob wir seine Meinung teilten.
«Es ist aber keine», fauchte Molly. «Sie sind vielleicht nicht wie alle, aber sie wissen wenigstens, wovon sie reden.»
«Welcher Konfession gehören sie denn an?», fragte ich.
«Was?», fragte Molly.
«Du weißt schon», sagte Xavier ungeduldig. «Sind sie Baptisten, Methodisten, Presbyterier?»
«Habe ich euch doch schon gesagt», wiederholte Molly erregt. «Es ist eine Familienreligion.»
«Also erfunden?»
«Nein», antwortete sie wütend. «Es ist nur eine der vielen Varianten des Christentums.»
«Das Christentum lässt sich nicht verändern!», rief ich aus. «Nur die Schrift zählt – du kannst nicht einfach irgendwelche neuen Regeln aufstellen.»
«Hör zu.» Molly legte ihre Hände flach auf den Tisch. «Es ist mir egal, was ihr sagt.
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