Heaven
lagen.
Kapitel 43
W ortlos drehte Kim sich auf dem Absatz herum und verließ die Küche.
Wie auf Watte durchquerte sie den Flur, öffnete die Haustür und ging hinaus. Ohne sich umzusehen, lief sie los, verfiel in einen Laufschritt, rannte schneller und immer schneller, ohne Ziel, wollte nur weg von diesem Szenario, das ihr wie eine makabre Kopie von damals erschien.
Irgendwann ließ sie sich atemlos auf eine Bank fallen, und im Gegensatz zu ihrem Puls, der sich langsam wieder beruhigte, hämmerte die Stimme in ihrem Inneren immer lauter und stärker: »Luke und Caitlin, Luke und Caitlin …«
Seine Mutter hatte sich also doch getäuscht, von wegen »Luke würde so etwas nie tun«.
Noch am Nachmittag hatte er mit ihr geschlafen, und jetzt stand er da in Lewis‘ Küche und hatte Caitlin im Arm, und das, obwohl er genau wusste, dass sie, Kim, nebenan saß.
Sie hätte es besser wissen müssen, hätte auf die mahnende Stimme in ihrem Inneren hören sollen, wie hatte sie auch nur eine Sekunde glauben können, dass er sich geändert haben könnte.
Nicht nur dass sie auf Jane vertraut hatte, die ihren Sohn zu kennen glaubte, und dabei noch nicht mal annähernd die Wahrheit über die Ereignisse damals kannte. Nein, er hatte sie mit seinen Zärtlichkeiten heute Nachmittag sogar so weit gebracht, dass sie für ihn ihren Job hingeworfen hatte.
Nachdem sie eine ganze Weile so gesessen und den Tränen über ihre Enttäuschung freien Lauf gelassen hatte, stand sie auf. Sie würde jetzt zurückgehen, ihre Sachen packen und nach Newhaven zurückkehren, sie hatte hier nichts mehr verloren. Um Luke musste sie sich keine Gedanken mehr machen, er hatte Caitlin. So wie es aussah, hatte er von ihr nichts zu befürchten, sie würde wohl kaum dem Mann, den sie seit Jahren liebte, irgendetwas antun. Außerdem würde Charlie morgen sowieso einen von den Jungs herschicken, dieser könnte sich dann um Luke kümmern, also gab es für sie keinen Grund mehr, zu bleiben.
Wenn sie Glück hatte, könnte sie vielleicht mit Charlie reden und ihren Job wiederbekommen, wenn nicht, würde sie sich eben etwas anderes suchen, es war ihr völlig gleichgültig.
Sie wollte nur noch hier weg, und alles, was mit Luke zu tun hatte, ein für alle Mal aus ihrem Gedächtnis streichen.
Das Haus der Summers lang im Dunkeln, und leise ging sie hinein, durchquerte das Wohnzimmer und betrat Lukes Zimmer.
»Kim, um Himmels willen, wo warst du? Ich habe mir wahnsinnige Sorgen gemacht«, empfing Luke sie besorgt.
Ohne ihm zu antworten, nahm sie ihre Tasche und fing an ihre Sachen einzupacken.
»Was machst du da?«, fragte er ungläubig.
»Das fragst du noch? Du erwartest doch nicht ernsthaft eine Antwort darauf?«
»Kim, hör mir bitte zu …«, setzte er an, doch sie unterbrach ihn mit einer unwirschen Handbewegung.
»Nein. Ich habe dir lange genug zugehört, und du hast nichts anderes getan als mich zu belügen. Ich will nichts mehr hören, mir reicht was ich gesehen habe.«
»Du irrst dich …«
»Ja, allerdings«, sagte sie sarkastisch, »Ich habe mich geirrt, denn ich war der Meinung, dass du nicht der egoistische und rücksichtslose Mensch bist, für den ich dich all die Jahre gehalten habe. Aber du hast dich kein bisschen verändert, du trampelst noch genauso auf den Gefühlen anderer herum wie damals.
Hat es deinem Ego gutgetan, mich rumzukriegen nach all den Jahren?
Hattest du Spaß daran, zu sehen, wie sich die kleine, dumme Kim schließlich doch noch von dir verführen lässt, während du die ganze Zeit nur Caitlin im Kopf hattest?
Hast du auch an sie gedacht, wenn du mit mir geschlafen hast, hast du dir gewünscht, sie wäre diejenige, die all das mit dir tut?«
Erneut stiegen ihr Tränen in die Augen und sie wandte sich ab, damit er es nicht sehen konnte, warf mit zornigen Bewegungen ihre restlichen Sachen in den Koffer.
»Lass uns bitte reden«, bat er und griff nach ihrem Arm.
»Tut mir leid, aber ich wüsste nicht worüber.«
»Vielleicht hierüber«, sagte er und hielt ihr den Brief hin, den sie in ihrer Angst am Nachmittag achtlos aufs Bett geworfen hatte.
»Mach dir keine Gedanken, Charlie wird dir morgen einen meiner Kollegen hierher schicken, es wird dir also nichts passieren.«
»Darum geht es mir doch gar nicht«, sagte er eindringlich, »Verdammt nochmal, Kim, ich weiß, was du denkst, und ich weiß, dass du mir im Moment sowieso nichts glauben wirst, egal was ich dir sagen werde, also spare ich mir das. Aber ich bitte
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