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Heavy Cross

Heavy Cross

Titel: Heavy Cross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ditto Beth
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Jemand ließ sich einen neuen coolen Bandnamen einfallen – und voilà, schon feierte eine brandneue Formation ihr Debüt. Die Musik und das ganze Drumherum waren so aufregend, und bis dahin hatte in Arkansas eine unglaubliche Langeweile geherrscht.
    Nathan war derjenige, der die gesamte Szene zusammenbrachte. Nathan ist ein echter Magier. Er sorgt immer dafür, dass etwas passiert, er langweilt sich nie. Wenn er merkt, dass etwas langweilig wird, ändert er diesen Zustand fast mühelos. Und ich hatte das Gefühl, dass er genau das auch mit seiner Heimatstadt Searcy machte.
    Searcy liegt ebenfalls in Arkansas, aber es war damals immerhin ein bisschen größer als Judsonia und verfügte über mehr Verbindungslinien zur Außenwelt. Nathan war wahnsinnig cool, aber so richtig. Er trug keine ausgeleierten Jeans mit einer Kette an der Geldbörse, sondern guckte Filme von John Waters und lief in Anzügen aus Polyester durch die Gegend. Megacool.
    Zu unseren Auftritten kamen nie viele Zuschauer. Meistens spielten wir füreinander, es sei denn, Room Fullove Thirteen waren angekündigt. Alle Bandmitglieder hatten Freundinnen, die sich vor die Bühne stellten und die ganze Zeit mitgingen, und natürlich war auch ihr allgegenwärtiger Manager-Dad stets dabei. Einmal kam Mom zu einem Konzert, um mich singen zu hören. Sie fuhr total auf Little Miss Muffet ab, sagte nette Sachen über meine Stimme. Als ich klein war, kam sie nur selten, wenn ich irgendwo mit dem Chor auftrat. Deshalb wollte sie das jetzt wiedergutmachen.
    Nur weil ich in einer Band sang, bedeutete das aber nicht, dass ich aus dem Chor ausgestiegen war. Ich engagierte mich so dermaßen als Chormitglied, dass ich sogar zur Vorsitzenden gewählt wurde! Ich hatte eifrig für mich geworben und den Posten bekommen, denn die Leute mochten mich. Mein Motto lautete »Warum nicht?«, und diese Einstellung half mir, Ziele zu verfolgen, an die sich andere vielleicht gar nicht herangetraut hätten.

ELF
    11
    SO SCHWIERIG ES AUCH WAR, an Musik heranzukommen, die für Jugendliche in anderen Städten problemlos erreichbar war, so hatte diese Zeit doch auch etwas Besonderes. Jede Entdeckung war wie ein Schatz, der einem das Leben retten konnte, eine Flaschenpost, die jemand in einem anderen Land ins Meer geworfen hatte – in der Hoffnung, dass trotz der Entfernung eine unbekannte Person zurückrief: »Du wirst es schaffen! Du wirst es schaffen!« Ich bin froh, dass ich in dieser seltsamen Zeit aufgewachsen bin, in der man Musik noch nicht aus dem Internet herunterladen konnte.
    Als Jennifer in mein Leben trat, änderte sich alles. Durch sie lernte ich die Leute kennen, die meine Wahlfamilie werden sollten. Sie stellte mich meiner Band und meinen besten Freunden vor: ihr Freund Jeri, Kathy und Nathan. Jennifer war die Tochter von Jo Ann, der Dame, die meine Mutter mit Mike zusammenbrachte. Jennifer hatte bei ihrem Dad in Monroe in Louisiana gelebt. Als er jedoch wieder heiratete, war für sie in seiner neuen Familie kein Platz mehr gewesen. Daraufhin war sie zu ihrer Mutter nach Arkansas gezogen. Ich fühlte mich diesem Mädchen, das auf der Suche nach einem Zuhause bereit war, Staatsgrenzen zu überqueren, sofort verbunden. Monroe war nicht unbedingt die coolste Stadt, aber immerhin gab es dort MTV. In Judsonia war der Sender in den Achtzigerjahren verboten worden. Es war also praktisch unmöglich, Musikvideos zu sehen. Jennifer war darauf vorbereitet. Bevor sie Louisiana verließ, nahm sie jede Menge Videoclips auf, die auf MTV liefen – von Hole, Veruca Salt, Nine Inch Nails, Nirvana, Alanis Morissette. Wir sahen sie uns immer und immer wieder an: Trent Reznor mit tätowiertem Oberkörper, seine Haare wirbelten herum, wenn er auf seine Gitarre eindrosch. Die Kätzchen, die französischen Bulldoggen und die Puppen bei Veruca Salt. Die apokalyptischen Cheerleader mit ihren schwarzen Converse-Sneakers im Nirvana-Clip. Jennifer zeigte mir ihre Videos, und ich zeigte ihr, was ich hier und da an Mixtapes und so weiter abgestaubt hatte.
    Meine Gebete waren erhört worden, urplötzlich fühlte ich mich von jemandem verstanden. Jennifer verband meine Zeit als Chormädchen mit der als Teil einer Jugendbewegung. Dass ich mein Leben so führe, wie ich es tue, verdanke ich unserer kurzen, aber erfüllenden Freundschaft.
    Das mit Jennifer war Schicksal. Wir gingen nicht auf dieselbe

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