Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heavy Cross

Heavy Cross

Titel: Heavy Cross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ditto Beth
Vom Netzwerk:
sich mit mir treffen. Wir gingen ins Rib Eye. Das ist einer der wenigen Läden, die in Olympia auch noch spätabends geöffnet sind. Wir setzten uns an einen Tisch. Ich war total pleite und trank nur eine Cola. Freddie sah sehr attraktiv, sehr adrett aus. Er trug eine Lederjacke mit Schal und war zu dem Zeitpunkt mit zwei anderen Mädchen zusammen. Hinterher im Auto, auf der Fahrt nach Hause, sagte er: »Na ja, man könnte wohl sagen, dass das so was wie ein Date war.« Ich machte ein Geräusch, eine Mischung aus einem Quieken und einem »Auf Wiedersehen«, sprang aus dem Wagen und rannte ins Haus. So fing es mit Freddie an, und so endete es mit Melanie.
    Mein Liebesleben verharrte in einem seltsamen Zwischenstadium. Ich wohnte mit Melanie zusammen, aber sie war für mich eher eine Mitbewohnerin als eine Geliebte. Beide begriffen wir allmählich, dass ich niemals die Art von Mädchen sein würde, die sie haben wollte. Aber wir fürchteten uns davor, endlich loszulassen. Gleichzeitig machte mir Freddie auf seltsam altmodische Weise den Hof.
    Ich arbeitete damals in einem T-Shirt-Laden namens Te e’ d Off. Es gingen Massenbestellungen für T-Shirts ein, zum Beispiel für eine Baseball-Kindermannschaft. Die Bestellungen wurden telefonisch abgegeben, aber die T-Shirts wurden nie rausgeschickt. Meine Hauptaufgabe bestand darin, meinen Chef zu decken, einen kleinen, schlecht gelaunten Mann, der ständig Schecks kassierte und das Geld einsackte, aber niemals T-Shirts lieferte. Ich hielt ihm die wütenden Kunden vom Leib, so lange ich konnte, doch irgendwann musste ich einfach gestehen: »Ich glaube, Sie werden Ihre T-Shirts niemals bekommen. Wir haben Ihr Geld längst ausgegeben.« Es war schon lachhaft, wie oft ich jeden Tag ans Telefon ging, um die Mütter kleiner Baseballspieler abzuwimmeln. Dafür ging ein Großteil des Tages drauf, und die restliche Zeit staubte ich den wertlosen Mist ab, den wir sonst noch verkauften – blödes Zeug wie Gummi-Enten mit Teufelshörnern oder Hulamädchen fürs Armaturenbrett. Ich arbeitete elf Stunden täglich, fünf Tage die Woche, keine zusätzlichen Überstunden.
    Offiziell waren Freddie und ich nicht zusammen, denn ich wohnte immer noch bei Melanie. Aber er brachte mir jeden Tag Blumen in den Laden. Ich glaube nicht, dass ich damals überhaupt schon wusste, was Romantik ist, doch wenn ich Freddie draußen wie James Dean auf seinem Motorrad mit einem Blumenstrauß vorfahren sah, begann ich langsam eine Vorstellung davon zu entwickeln. Ich wusste nicht, was ich mit den Blumen machen sollte. Ich konnte sie nicht mit nach Hause nehmen, also stellte ich sie auf der Toilette des Ladens neben das Waschbecken, ging immer wieder rein und sah sie mir an, wenn niemand da war. Ich kam mir vor wie ein Mädchen in einem Film von John Hughes, als wäre ich bettelarm und Freddie der schöne reiche Typ. Ich saß dort in der heruntergekommenen Toilette vor den wunderschönen Blumen und träumte von ihm.
    Eines Tages brachte er mir Blumen, als Melanie gerade da war. Er platzte mit einem grellbunten Strauß zur Tür herein. Ich erstarrte hinter dem Tresen, genau wie Melanie, und alle zusammen waren wir sprachlos. Freddie hatte ein so schlechtes Gewissen, dass man es ihm deutlich ansah. Er legte die Blumen auf den Tresen und verließ kleinlaut den Laden. Melanie war danach wie wachgerüttelt. Sie kam jetzt öfter zu Besuch, und mein mieser Chef bekam mit, welches Drama sich abspielte. Eines Tages, als Melanie mich gerade besuchte, kam er mit Freddies Blumen aus der Toilette. »Hat dir die nicht jemand vorbeigebracht?«, fragte er gespielt unschuldig, der blöde kleine Wichser. »Willst du sie aufheben?« Es dauerte nicht mehr lange, dann trennten wir uns. Ich bot an, aus der Wohnung auszuziehen, aber da ich mich dort gemeinsam mit Jeri eingenistet hatte, kam es uns vor, als würde sie uns gehören. Stattdessen zog also Melanie aus.
    Ich wartete eine Weile, und als ich schließlich glaubte, bereit zu sein, rief ich Freddie aus scheinbar heiterem Himmel an. »Hi«, sagte ich. »Hi, ich glaube, ich bin jetzt reif für ein Date mit dir, wenn du noch willst.« Und er wollte. Durch ihn lernte ich mich endlich kennen, verstand mein Geschlecht und meine sexuelle Identität.
    Mit Freddie hatte ich den Deckel zu meinem Topf gefunden: Er war der Junge, ich war die Femme, und alles ergab

Weitere Kostenlose Bücher