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Heavy Cross

Heavy Cross

Titel: Heavy Cross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ditto Beth
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ausgelacht und für verrückt erklärt. Aber Akasha liebte mich mit der Zeit immer mehr. Sie schickte mir Carepakete mit der Post, Fertignudeln und Mountain-Dew-Limonade. Eine Kiste in Form eines Weihnachtsbaums, kreuz und quer mit Klebeband verschnürt, voll mit Lebensmitteln aus Arkansas. Oder sie räumte ihre Speisekammer aus und schickte mir einfach alles.
    Einmal arbeitete ich in einem T-Shirt-Laden und war am Verhungern. Akasha rief mich im Laden an. »Ich hab so einen Hunger«, erzählte ich ihr. Sie meinte: »Ich kann dir eine Pizza bestellen und sie dir nach Hause liefern lassen.« Und sie machte es. Sie bezahlte die Pizza über Kreditkarte und ließ sie mir in Olympia ins Haus liefern. Von ihrem Telefon in Arkansas aus. So was machte sie für mich. So wie ich damals lebte, merkte ich überhaupt erst nach drei Tagen, dass ich nichts gegessen hatte.
    In Olympia nahm ich sehr viel ab, da ich kein Geld besaß, um mir Lebensmittel zu kaufen. Hinzu kam, dass ich mittlerweile mehr Bewegung hatte, wenn ich auf meinen Rollerskates die Abhänge hinuntersauste und dann natürlich auch wieder hinaufstolpern musste. Alles in allem machte ich also eine Art Crash-Diät. Als Gossip mit den Tourneen anfingen, wurde unsere finanzielle Situation noch unsicherer. Ich musste meinen Job kündigen, um mit der Band loszuziehen, und das wurde schon bald mein Leben. Ich bekam irgendeinen Scheißjob, arbeitete mich ein, kündigte, ging auf Tour, kam zurück und suchte mir einen neuen Scheißjob. Unterwegs verdiente ich ein bisschen was, aber nicht genug, um nach unserer Rückkehr davon leben zu können.
    Fortan entwickelten sich die Dinge rasend schnell. Wir veröffentlichten eine weitere EP, Arkansas Heat, und ließen wenig später unser nächstes Album, Movement, folgen, was wirklich aufregend war, weil wir John Goodmanson als Produzenten dafür bekamen, der beispielsweise auch Bikini Kills The Singles produziert hatte, vielleicht die genialste Song-Compilation aller Zeiten. Dass jemand von seinem Kaliber jetzt mit uns im Studio arbeitete, war unglaublich. Movement war unsere erste ausgereifte Platte. Um sie zu promoten, gingen wir danach mehrmals für jeweils sechs Wochen auf Tour. In Olympia sind alle Künstler und arbeiten trotzdem; man muss irgendwie die Miete bezahlen, und mit der Kunst allein geht das nicht unbedingt. Trotzdem hatte ich nie das Gefühl, zwei Leben zu führen – einerseits erfolgreich tourende Musikerin, andererseits Sandwichverkäuferin –, bis Gossip nach der Veröffentlichung von Standing in the Way of Control Riesenerfolge feierten und in London hochgejubelt wurden. Das Album wurde völlig unerwartet zum Megahit, und die Leser der einflussreichen Musikzeitschrift New Musical Express wählten mich in den Jahrescharts auf Platz eins in der Sparte der coolsten Personen. Erst da fand ich mein Leben seltsam.
    In England waren plötzlich waschechte Paparazzi hinter mir her, ich besuchte Grace Jones in ihrem Hotelzimmer, freundete mich mit Kate Moss an, lernte The Raincoats kennen und wurde gebeten, einen Song mit Jarvis Cocker von Pulp aufzunehmen. Als ich nach diesen Erlebnissen in England in das Mietshaus zurückkehrte, das ich mir inzwischen mit Jeri und meiner blinden, kratzwütigen Katze teilte, hatte ich tatsächlich das Gefühl, ein Doppelleben zu führen. Aber durch die Staaten zu touren, vor fünfzig Jugendlichen aufzutreten und dann wieder irgendeinen mies bezahlten Job anzunehmen war normal. Ich fiel auf, ich sang in einer Band, die gut genug war, um touren zu können, und wir bekamen gute Kritiken in Spin . Aber das bedeutete noch lange nicht, dass es eine große Sache war.
    Irgendwann begriff ich, dass ich mit Gossip meinen Lebensunterhalt verdiente, auch wenn in den Zeitschriften keine längeren Artikel über uns zu finden waren. Immer seltener musste ich Durststrecken mit Scheißjobs überbrücken. Ich konnte mich ernähren. Für meine Familie zu Hause war das aber ebenfalls noch nichts Besonderes. Mein Bruder spielte in einer Band, die auch häufig unterwegs war. In meiner Familie gab es einige Musiker, und mein Leben wirkte daher gar nicht so ungewöhnlich. Erst nach Standing in the Way of Control dachte meine Familie: »Oh, vielleicht macht sie das jetzt für immer.«

ACHTZEHN
    18
    OLYMPIA WAR EINE TOLLE STADT FÜR LESBEN. Riot Grrrl ließ einem genug Raum, um sich

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