Heavy Metal (German Edition)
sie gekommen waren, arbeitete der Maler inzwischen an der Beschriftung einer geöffneten Tür, die offensichtlich in den Versammlungsraum führte. Kamphaus verlangsamte seinen Schritt, um sich mit einem „Tschüss, dann“ von dem Handwerker zu verabschieden und so einen verstohlenen Blick in den Raum hinein werfen zu können. Der saure Geruch von abgestandenem Bier schlug ihm in die Nase, doch mehr als lange Tischreihen konnte er nicht ausmachen.
Am Ausgang reichte Winkler beiden Kommissaren seine Hand und tätschelte danach die Mauer des Gebäudes. „In 14 Tagen werden wir hier offiziell eröffnen, mit einem Tag der offenen Tür sozusagen. Ich hoffe, es werden genügend Medienvertreter da sein. Sie und ihre Kollegen sind natürlich auch herzlich eingeladen“.
Kamphaus ging nicht auf das Gesagte des Vorsitzenden ein sondern nickte nur kurz. Nachdem Manni und er ein paar Schritte gegangen waren, drehte er sich plötzlich noch einmal um.
„Ach, Herr Winkler?“
Der wollte gerade wieder in das Gebäude zurückzukehren, wandte sich nun aber um und schaute Kamphaus überrascht an.
„Ja?“
„Entschuldigung, eine Frage noch. Kennen Sie einen Gernold Serrig?“
21. Kapitel
(Dienstag, 12. Mai)
„Was sollte denn, bitteschön, diese Columbo-Nummer grade eben?“
Manfred Krämer drosch den Dienstwagen in einer für ihn untypischen Geschwindigkeit durch den strömenden Regen über die Wallenthaler Höhe in Richtung Euskirchen.
„Ruhig Brauner. Seit ich heute Morgen das Fax in der Hand hatte, geht mir unsere mutmaßliche Selbstmörderin nicht mehr aus dem Kopf. Und auch wenn wir jetzt an Gerle dran sind, musste ich diesen Schmierpiss einfach noch auf Serrig ansprechen.“
„Was hast du dir denn davon erhofft? Was hätte er denn sagen sollen? Das beim Kauf seines blöden Vereinsheims irgendetwas neben die Staatskasse gelaufen ist? Das er Serrig warum auch immer umbringen wollte und er deshalb mit einem zufällig dahergelaufenen Mädel nach seinem Auto geworfen hat?“
„Könnte der Herr Spaßvogel bitte ein wenig langsamer machen, hier ist 50!“ Sie fuhren gerade in die lange Gerade ein, die das Örtchen Roggendorf wie ein Fluss aus Asphalt über Kilometer in zwei Hälften teilte. „Und nein, natürlich habe ich mir nichts großes erhofft. Ich wollte einfach nur seine Reaktion sehen.“
„Hast du ja jetzt. Er hat reagiert, wie es wohl jeder tun würde. Leicht schockiert und Anteilnahme heuchelnd, wie man es eben höflich tut, wenn einem das Schicksal von jemandem entfernt Bekannten eigentlich am Arsch vorbeigeht. Oder hattest du gedacht, er würde leugnen, je was von Serrig gehört zu haben? Warum sollte er?“
Manni überholte einen langsam fahrenden Trecker und fuhr gleich dahinter erneut auf eine Blechlawine auf. „Mann, die schleichen aber auch alle rum hier in der Eifel! Jedenfalls, als du ihm ein paar Details über den Unfall gesteckt hast, natürlich nicht ohne namentlich Anna Wenisch und ihr ach so grausiges Schicksal zu erwähnen, hat ihn das ebenfalls nicht die Bohne interessiert. Das war doch nur freundliches Zuhören. Keine Regung, nix!“
Kamphaus leerte den kalten Kaffeerest aus seinem Becher in der Mittelkonsole und sah das Profil seines Kollegen an, der stur nach vorne starrte.
„Ach komm, Manni. Hast du dem Kerl überhaupt irgendein Wort geglaubt? Der war doch so aufgesetzt und aalglatt wie Guido Westerwelle vor 'ner Fernsehkamera!“
Manfred Krämer wandte seinen Blick weiterhin nicht von der Straße ab und seufzte. Gerade als er nach einer kurzen Pause mit „Aber ...“ zu einem neuen Satz anheben wollte, schepperte „Highway to Hell“ aus Kamphaus Jackentasche. „Endlich mal eine Situation, in die dein blöder Klingelton passt. Was will denn die Dienststelle jetzt, verdammt?“
„Werden wir ja gleich erfahren“. Kamphaus tippte auf die Rufannahmetaste.
Nach einem kurzen Gespräch, dem Manni durch das einseitige Lauschen nicht viel Informationen entnehmen konnte, legte Kamphaus auf.
„Und?“
„Das war Müller. Wir haben Besuch. Irgendein Jugendlicher der angibt, am Samstag bei der Schlägerei dabei gewesen zu sein und was für uns zu haben.“
„Von den Rechten oder von den Linken?“
„Wohl ein Bekannter von Hans. Kollege Müller wollte netterweise erst uns fragen wann wir wieder da sind, bevor er den Kerl an einen anderen Schreibtisch schickt.“
„Sehr löblich von dem alten Sesselpupser“.
„OK, jetzt hab ich meine Meinung geändert: Gib mal Gas Manni,
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