Heavy Metal (German Edition)
dem Brandherd hat die Sache schön beschleunigt. Voller Schallplatten und Aktenordner, meine ich zumindest noch aus den Resten erkennen zu können. Brennt jedenfalls wie Zunder. Und dann - Moment ...“
Nießen suchte mit Blicken den Boden ab, ging ein paar Schritte und bückte sich schließlich, um etwas aufzuheben. Er hielt einen kohlrabenschwarzen Backstein in der Hand.
„... habe ich den hier mitten in der Wohnung gefunden“.
„OK, das heißt also zusammengefasst, dass du auf Brandbeschleuniger tippst?“ Kamphaus war in die Hocke gegangen und nahm eine der Scherben in die Hand.
„Exakt. Ich sehe die Sache so: Gegen 00:30 Uhr kam unsere Schnapsdrossel nach Hause und hörte kurz vor dem Haus das Klirren. In dem Moment hat irgendjemand diesen Stein hier durch die Scheibe gejagt, durch das entstandene Loch direkt einen klassischen Molotow-Cocktail hinterher geworfen und sich sofort verdünnisiert. Eine Aktion von vielleicht zehn Sekunden - wenn überhaupt. Ich habe natürlich auch schon draußen den Hof und die Umgebung ein wenig abgesucht. Aber nachdem die Brüder von der Feuerwehr da überall durchgetrampelt sind und erst recht bei dem Regen wird es nicht wirklich was zu entdecken geben.“
„Da machen wir uns auch keine großen Hoffnungen“, antwortete Manni, der sich während Arnies Monolg aufmerksam in der Zweiraumwohnung umgesehen hatte. „Ist euch eigentlich diese pittoreske Replik eines Reichsadlers mit Hakenkreuz aufgefallen?“ Manni deutete auf ein schwarzes Metallstück an der Wand, das sich für Kamphaus nach näherem Hinsehen tatsächlich als das entpuppte, was sein Kollege darin sah.
„Nun ja, unser Totschläger ist ein gelernter Schlosser. Das da war bestimmt sein Gesellenstück. Wie dem auch sei Manni, ich denke hier gibt es für uns nicht mehr viel zu sehen. Lassen wir den Arnie mal in Ruhe alleine im Dreck kämpfen“. An Matthias Nießen gewandt fügte er hinzu: „Und von dir werden wir ja sicherlich fein säuberlich ein paar Blätter Papier auf den Schreibtisch gelegt bekommen, die all deine gesammelten Erkenntnisse beinhalten?“
Arnie hob seine Handkante an die Stirn. „Jawoll, Herr Polizeioberkommissar“.
„Fein, danke. Dann lass uns mal zum Auto zurückgehen Manni, wir haben hier noch Termine.“
Die beiden verabschiedeten sich, kletterten die Terrasseneinfassung hinauf, warfen noch einen letzten Blick auf den nun fotografierenden Kollegen Nießen und gingen zu ihrem Dienstwagen zurück.
„Wir haben Termine, Bernd?“
„Ja sicher!“, Kamphaus schlug ihm kumpelhaft auf die Schultern. Wenn wir schon mal vor Ort sind, können wir die gestern festgelegte Reihenfolge auch ein wenig abändern und uns erst mal um Hans Gerles Seite kümmern. „Pro Heimat“ sitzt doch hier im Ort. Vielleicht ist ja jemand da?“
Sie fütterten das Navigationsgerät und fuhren zu der Adresse, die Kamphaus sich am Vorabend von der Homepage des Vereins notiert hatte. Währenddessen gab er Manni eine kurze Zusammenfassung dessen, was er im Internet recherchiert hatte. Beide waren überrascht, dass das Vereinsheim nur etwa drei Minuten von Gerles Wohnung am Rand eines Industriegebiets lag. Man konnte „Pro Heimat e.V.“ kein mangelndes Selbstbewusstsein vorwerfen, gemessen an dem großen Schild unter dem Dachfirst. Der Verein residierte in einem recht schmucklosen, langgezogenen Gebäude, das sich perfekt in das typische Ambiente eines Gewerbeparks einfügte und sicher früher einmal die Fabrikhalle eines kleinen Unternehmens gewesen war. Kamphaus und Manni gingen zu der großen verglasten Dopppeltür direkt an der Frontseite, die von zwei Büschen in Tontöpfen flankiert wurde. Durch einen vorgezogenen Lamellenvorhang war im Inneren nichts erkennbar, allerdings war ihr Wagen nicht der einzige auf dem kleinen Parkplatz des Gebäudes. Zwei nackte Klingeldrähte, die rechts neben der Tür aus der Wand lugten, nötigten Manni dazu, lautstark gegen die Scheiben der Tür anklopfen, doch niemand öffnete.
Kamphaus schlug den Kragen seiner Jacke hoch, da der Regen stärker wurde. „Lass uns einmal herum gehen“.
An der linken Gebäudeseite befand sich ganz am Ende eine weiße Feuerschutztür, die durch einen Farbeimer offen gehalten wurde. Als sie sich näherten, vernahmen sie Schlagermusik.
„Hallo? Ist jemand da?“
Kamphaus tat zwei Schritte in den kleinen Flur der sich vor ihm auftat und außer weißen Backsteinwänden und mehreren abgehenden Türen nichts zu bieten hatte. Eine
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