Heavy Metal (German Edition)
Tobias nach einem Schluck aus der Tasse weiter aus, habe ihn zum ersten Mal nachdenklich gemacht. Und dann sei der Abend des „Heldengedenken“ gekommen.
„Ich musste die Westseite im Auge behalten. Die wichtigste, wegen der Straße. Alle anderen Seiten lagen ja quasi mitten im Wald.“ Kurz bevor es losging, habe er mit allen anderen die schon da gewesen wären kurz am Feuer stehen und ein Bier trinken dürfen. „Da war voll die feierliche Stimmung mit dem Feuer und den Laternen. Und Hans war total cool drauf. Meinte, dass ich dann nächstes Jahr so richtig mit dabei sein könnte. Und er hat mich gelobt und gesagt, ich hätte die Westseite auch, weil ich so ein tolles Nachtsichtgerät am Start hätte.“
„Ein Nachtsichtgerät?“, Manni unterbrach den Monolog von Tobias Gentges zum ersten Mal.
„Ja, klar. War ja schon dunkel. Das hab ich gebraucht, um die Straße zu überblicken und um zu sehen, wer da rauf kommt. Also ob das ein Spaziergänger mit Hund ist oder eben, na ja, Sie wissen ja, nach wem ich zu gucken hatte“.
„Sind solche Dinger nicht sehr teuer?“ warf nun auch Kamphaus ein.
„Nicht, wenn der Papa Jäger ist.“ Tobias grinste zum ersten Mal, seit er an dem Tisch Platz genommen hatte.
„Ich verstehe“, lächelte nun auch Kamphaus und ermutigte den Jungen, weiter zu reden.
„Ich stand da ziemlich lange rum und es ging gar nix, bis dann auf einmal so gegen Zwölf unten an der Straße eine Gruppe Leute ankam.“
Manni hatte in der Zwischenzeit eine Satellitenbildkarte des Areals im Internet abgerufen und drehte seinen Flachbildschirm in Richtung der Besucherecke. „Du meinst hier die Waldstraße, oder?“
„Ja, genau“, Tobias erhob sich und tippte auf den Bildschirm an eine Stelle, auf der man nur Bäume erkennen konnte. „Etwa da stand ich“.
Er habe dann telefonisch an Hans gemeldet, dass bald Störenfriede auftauchen würden. „Hans war ziemlich sauer, dass ich ihn anrief und wollte mir erst nicht glauben. Hat er dann aber doch, weil ich erkennen konnte, dass die Baseballschläger dabei und teilweise Masken über dem Gesicht hatten.“
Er sei dann auf Hans Anweisung hin zum „Felsennest“ geschlichen. Kurz nachdem er bei ihm und den anderen angekommen sei, habe auch schon die Schlägerei angefangen.
„Ich hatte voll Schiss, wirklich. Die Bierflaschen, die Baseballschläger … ich hab mich noch nie so richtig geschlagen und dachte echt, dass ich da vielleicht nicht lebend raus kommen würde. Und dann bin ich voll im Schock einfach auf den nächstbesten Baum geklettert. Zum Glück hat mich keiner von den Ultras gesehen, war ja auch ziemlich dunkel da oben.“
Kamphaus nickte. Langsam wurde er ungeduldig, doch dass wollte er sich nicht anmerken lassen, um Tobias nicht zu verunsichern.
„Und von da oben hast du etwas gesehen, das für uns interessant ist?“
Der Junge kratzte sich an der Nase und zog die Schultern ein wenig hoch. Sein Blick war fest auf seine Fingernägel geheftet.
„Gestern hab ich Erik getroffen, ein Freund von Hans. Der hat mir alles erzählt, mit der Verhaftung und so. Und das Hans jemanden umgebracht haben soll. Das hätte ich wirklich nicht gedacht, das war mir einfach zu krass. Ich wollte nur noch da raus und nix mehr mit denen zu tun haben. Jedenfalls dachte ich, ich muss zur Polizei und Ihnen das Video zeigen.“
„Es existiert ein Video?“ Manni war an Kamphaus Seite getreten und sah den Jungen erstaunt an.
„Ja, von mir. Hab ich vom Baum aus gemacht. Einfach mit dem Smartphone, das ich hinter das Nachtsichtgerät gehalten habe. Ich war ja ganz in der Nähe von Hans und dachte, wenn ich mich schon nicht schlage, dann dreh ich besser mit, dann sind die nachher vielleicht nicht ganz so sauer auf mich. Weil, solche Clips sind doch immer wichtig, vor allem, wenn man gewinnt. YouTube und so, sie wissen schon.“
Tobias kramte in seiner Hosentasche und förderte einen USB-Stick zutage.
„Hier ist alles drauf“.
Eine Minute später hatten sich die beiden Kommissare und ihr Besucher stehend um Mannis PC-Monitor geschart, um den Clip abzuspielen. Die Qualität war durchschnittlich, die Farbe wie bei einem Nachtsichtgerät üblich nur grün. Dennoch konnte man relativ viele Details gut erkennen. Das Bild wackelte anfangs sehr, beruhigte sich dann aber. Aus den Lautsprechern drangen Schreie, Klirren und das aufgeregte Schnaufen von Tobias. Der Ton war allgemein eher verzerrt und unbrauchbar. Nach etwa 20 Sekunden schwenkte das Bild
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