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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Rodenkirchen
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ich bin gespannt“. 

    Tobias Gentges saß eine knappe halbe Stunde später im Büro der beiden Kommissare, genau an der Stelle, an der Hans Gerle einen Tag zuvor gesessen hatte. Allerdings war der junge Mann weitaus kleinlauter und nervöser, als ihr Besucher vom Vortag. Manni und Kamphaus hatten sich zuvor kurz abgesprochen, nachdem sie Gentges am Empfang kennengelernt und ihn dann in ihr Büro gesetzt hatten. Beide waren sich einig, sämtliche Formalitäten im Anschluss erledigen zu wollen und so den mutmaßlichen Zeugen nicht schon zu Beginn mit den üblichen „Name, Straße, Wohnort“-Angaben zu konfrontieren. „Du siehst ja, wie ängstlich der Kleine jetzt schon wirkt. Lass uns »guter Bulle« spielen“, hatte Manni gesagt, bevor sie ihr Büro betreten hatten.
    Gentges saß vor einer Tasse Kaffee am Besuchertisch und blickte beide Polizisten erwartungsvoll an. Er war von einer bemerkenswerten Kleinheit, Kamphaus schätzte ihn höchstens auf 1.65 Meter. Dazu eher schmächtig aber dennoch etwas pausbäckig. Ein kleiner Kinnbart verriet, dass er die Pubertät bereits hinter sich haben musste oder zumindest in ihren Endzügen steckte.

    „Wie alt bist du, Tobias? Ach, wir dürfen dich doch duzen?“
    „Ja, klar. Ich werd bald 17.“
    „OK, du bist hergekommen, um etwas zu der Schlägerei von Samstag auszusagen. Dann leg doch einfach mal los.“
    „Ja, schon. Aber, wissen Sie... Also es ist ja so: Wegen dem, was ich für Sie habe, könnte ich wirklich Probleme bekommen. Also nicht mit Ihnen. Aber trotzdem. Was ich fragen will ist – können Sie mir irgendwie garantieren, dass mein Name nicht genannt wird, wenn ich gegen jemanden aussagen möchte und auch Beweise habe?“
    Kamphaus verließ die Schreibtischecke, an der er gelehnt hatte, und setzte sich gegenüber von Tobias an den Tisch.
    „Das kommt darauf an, was du uns zu sagen hast und wie stichhaltig die Beweise sind, die du vorlegen möchtest. Es gibt sicherlich Mittel und Wege, dich zu schützen wenn du vor etwas Angst hast. Wir müssen jetzt aber erst mal wissen, was du uns überhaupt sagen möchtest.“
    Tobias Gentges sah eine kurze Weile auf seine Hände und knibbelte sich Haut vom unteren Rand seiner Fingernägel ab. Schließlich nahm er einen großen Schluck aus dem Kaffeebecher und versuchte, Kamphaus direkt in die Augen zu sehen, was ihm aber nicht durchgehend gelang.
    „Also, ich war dabei. Am Samstag. Bei der Schlägerei auf Felsennest.“
    „So hieß das Hitler-Hauptquartier damals“, warf Manni ein, der sich nicht sicher war, ob sein Kollege diese Information bereits besaß.
    „Gut“, sagte Kamphaus. „Und weiter?“

    Tobias begann zu berichten und die beiden Kommissare ließen ihn ungestört erzählen. Längere Pausen seitens des Zeugens überbrückten sie einfach mit Schweigen. Weder Manni noch Kamphaus wagten es, den Redefluss mit Zwischenfragen zu unterbrechen. Der Junge fing tatsächlich bei Pontius und Pilatus an. Er berichtete, wie er Hans seinerzeit in einem Jugendzentrum kennengelernt habe und das die anderen da auch sehr cool gewesen seien. Er habe sich vorher überhaupt keine Gedanken über Politik gemacht, doch irgendwie hätten ihm da alle die Augen geöffnet. Seit Wochen habe jeder außerdem nur noch von dem „großen Tag“ geredet, diesem Heldengedenken für den „Führer“. Hans persönlich habe ihn gefragt, ob er dabei sein und etwas für die Gemeinschaft tun wolle. Ob er Lust habe, an diesem besonderen Abend einer der Wachtposten zu sein.
    „Das war voll die Ehre, wissen Sie? Wenn Hans einem vertraute, das war schon was.“ Wieder schwieg Gentges kurz und widmete sich dem Nagelbett seines linken Zeigefingers. „Kann ich noch Kaffee?“
    „Klar.“ Manni nahm den Becher des Jungen und füllte ihn an der Kaffeemaschine auf. „Und viel Zucker bitte“, bat Tobias.
    Er nahm den Becher in beide Hände, als würde er sich daran wärmen wollen, nahm aber keinen einzigen Schluck.
    „Na, jedenfalls hab ich auf der Arbeit, ich bin ja Maurer-Azubi, mal mit einem älteren Kollegen über die ganze Sache geredet. Also über die Leuten die ich kennengelernt hab und den Hitler-Abend und so. Und der meinte, ich sollte wirklich aufpassen, dass würde sich nicht gut anhören. Ich hab dem das nur so erzählt, weil der auf dem Bau öfters über Asylanten schimpft. Aber er sagte, dass wär was anderes und diese Truppe, mit der ich da rumziehen würde, das wäre ihm nicht geheuer und so“.  
    Dieser Kollege, so führte

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