Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Rodenkirchen
Vom Netzwerk:
  
    Kamphaus lehnte sich in seinem Stuhl zurück, verschränkte triumphierend die Arme und sah Manni herausfordernd an.
    Der schien nur mit halbem Ohr zugehört zu haben und zuckte fragend mit den Schultern.
    „Rechtsrock, Manni! Bei der Geschichte mit dem Tattoo hat es mir damals ja schon gereicht, dass es ein Bandname war, den Anna sich auf den Arm gepinselt hatte. Das war für mich eben irgendeine Heavy Metal-Truppe, von der ich bis dato einfach noch nichts gehört hatte. Mich hat überhaupt nicht interessiert, welche Art von Metal die machen.“
    „Ich kann sowieso nicht verstehen, wieso du dir diesen Lärm mit fast 40 immer noch antust“, warf Manni ein.
    Kamphaus überging die kleine Spitze, starrte wieder auf seinen Monitor und murmelte leise vor sich hin.
    „Jetzt hat mich diese verdammte Band schon zum zweiten Mal reingelegt!“

    Auf dem Weg nach Frauenberg brüllten „Dying Sad“ ihren Dienstwagen zu. Bevor er und Krämer sich auf den Weg zur Familie Wenisch gemacht hatten, hatte Kamphaus noch schnell einige Songs der Band aus dem Internet geladen und auf seinen MP3-Player kopiert, den er sofort nach der Abfahrt im Auto angeschlossen hatte. Manfred Kämer saß mit einem angewiderten Gesicht auf dem Beifahrersitz und bat nach den ersten beiden Stücken lauthals um Zimmerlautstärke.
    „Boah, wie kann man sich nur so was antun?“
    „Ich finde es musikalisch gar nicht so übel, der Schlagzeuger kann was“, erwiderte Kamphaus. „Aber achte mal auf die Texte, dass ist wirklich widerlich.“
    „Mein Schulenglisch ist zwar nicht mehr das Beste, aber was ich in dem Gebrüll verstehen kann reicht mir schon. Jetzt mach mal leise, wir sind ja gleich da.“
    Kurz, bevor sie ihr Ziel in dem kleinen Dorf an der Euskirchener Peripherie erreicht hatten, wurde der Himmel so dunkel, dass Kamphaus die Scheinwerfer einschalten musste. Ein neuerlicher Wolkenbruch schien kurz bevor zu stehen. In der Ferne meinte Manni, einen Blitz gesehen zu haben. Der auffrischende Wind fuhr beiden durch ihre Jacken, als sie die Stufen zum Einfamilienhaus der Wenischs emporklommen. Klingeln war nicht nötig, schon auf ihrem Weg vom Auto zur Haustür war diese von Gerd Wenisch geöffnet worden, der auf sie gewartet zu haben schien.
    „Kommen Sie mal schnell rein, da kommt gleich jede Menge runter“.
    „Guten Tag Herr Wenisch. Ja, da könnten Sie recht haben. Sauwetter, dass.“
    „Sie kennen sich ja aus, gehen Sie nur schon durch.“

    Kamphaus wies Manni an, ihm zu folgen. Frau Wenisch begrüßte sie am Tisch der Essecke im Wohnzimmer. Es war alles wie gewohnt. Frischer Kaffee, eine Plastiktischdecke und eine leicht bedrückende Atmosphäre empfingen sie. Nachdem alle Platz genommen hatten, ergriff Kamphaus das Wort.     
    „Es tut uns aufrichtig leid, Sie noch einmal behelligen zu müssen, erst  recht einen Tag nach der Beerdigung Ihrer Tochter ...“
    „Aber es gibt da einige neue Erkenntnisse, die uns leider dazu zwingen, Ihnen noch ein paar Fragen stellen zu müssen“, führte Manni seinen Satz fort. Kamphaus staunte nicht schlecht. Ausgerechnet! Schnell wollte er seinem Kollegen über den Mund fahren, um wieder die Führung zu übernehmen, wurde jedoch von Margot Wenisch ausgebremst.
    „Möchten Sie nicht zuerst eine Tasse Kaffee, die Herren?“
    Beide bejahten artig.
    Sie nahm eine Thermoskanne und begann, vier Tassen aufzufüllen. Während sich die duftende Flüssigkeit in das Porzellan ergoss, sprudelte es aus ihr heraus.
    „Ja, die Beerdigung. Es war schrecklich, aber auch schön. So viele Menschen waren da. Ich glaube unsere Oma hat grob 200 Leute gezählt, oder Gerd?“
    Gerd Wenisch beobachtete seine Frau bei ihrer Tätigkeit, knetete seine Hände und erwiderte nur knapp „Ja, in etwa.“
    „Alle ihre Schulfreunde waren da. Der Sportverein, alle Nachbarn. Sogar Niels komplette Familie und, ach … so viele. Es war so traurig, aber auch so feierlich. So eine Beerdigung habe ich mir für unsere Anna gewünscht, genau so hätte sie es auch schön gefunden.“
    Margot Wenisch verteilte die Kaffeetassen mit zittrigen Händen. Als Kamphaus an der Reihe war, schwappte die Tasse über. Ein großer Kaffeefleck schmückte die heute geblümte Plastiktischdecke.
    „Oh, Entschuldigung, wie peinlich. Ich werde sofort einen Lappen holen. Wie ungeschickt!“
    „Margot, jetzt lass doch, ich mach das.“ Doch bevor ihr Mann seinen Satz beendet hatte, war sie schon in Richtung Küche verschwunden.

    Gerd Wenisch beugte

Weitere Kostenlose Bücher