Heavy Metal (German Edition)
Verdächtigen zu einem Geständnis zu bewegen. Manni bedeutete es noch mehr als dem Durchschnitt, dass wusste Kamphaus.
Nachdem ihr Telefonat beendet gewesen war, hatte er sein ursprüngliches Vorhaben schon wieder fallengelassen, den vor Mannis Anruf bereits gestellten Wecker dabei jedoch vergessen. Mit dem Ergebnis, dass er jetzt viel zu früh halbnackt und frierend in seiner Küche stand und fluchend mit seiner störrischen Kaffeemaschine kämpfte, die das Wasser konsequent genau neben den Filter laufen ließ. Mit feuchtwarmen Kaffeekrümeln an den Fingern wagte er einen kurzen Blick auf die Elsa-Brandstörm-Straße, die grau und nass unter seinem Küchenfenster lag. „Seine“ Straßenlaterne wackelte dazu im Wind – ein untrügliches Zeichen für einen ungemütlichen Tag.
Angesichts all dieser frühmorgendlichen Unbill und seiner wieder einmal wummernden Schädeldecke, kam ihm seine gestrige Idee von vor dem Telefonat wieder lohnenswerter vor. Er wollte endlich Licht in diesen ominösen Selbstmord bringen, er wollte wissen, welche Verbindung wirklich zwischen Serrig und „Pro Heimat“ bestand und ob die tote Anna in irgendeiner Weise etwas damit zu tun haben könnte. Kamphaus schaltete die Kaffeemaschine wieder aus, zog sich an, griff sich zwei Kekse aus dem Schrank über der Dunstabzugshaube und verließ seine Wohnung.
Um 08.30 wurde Hans Gerle an den Tisch eines kleinen Besucherzimmers in der JVA Rheinbach geführt, an dem Bernd Kamphaus ihn sitzend empfing. Dieser Raum war ihm bereits von früheren Besuchen bekannt. Karg, ungemütlich, einschüchternd. Genau richtig, um für das Gegenüber eine Aura von Überlegenheit auszustrahlen. Trotzdem: Er hasste den Knast. Auf der Fahrt nach Rheinbach hatte er sich überlegt, das Video zunächst komplett außen vor zu lassen und später noch einmal mit Manni zurückzukehren.
„Der Herr Kommissar, welche Ehre!“
Hans Gerle zog den Plastikstuhl quietschend unter dem Tisch hervor und nahm vor Kamphaus Platz
„Herr Gerle, entschuldigen Sie die frühe Störung, aber ich hätte da noch einige Fragen an Sie.“
Hans lachte kurz auf. „Frühe Störung ist gut. Die servieren einem das, was sie hier Frühstück nennen, schon um sechs Uhr morgens. Für mich ist jetzt also quasi schon Vormittag. Aber immer raus damit, was kann ich für Sie tun?“
„Die Ermittlungen Ihre Person betreffend haben sich ja seit Gestern noch etwas ausgeweitet ...“
Hans lehnte sich nach vorne auf den Tisch und unterbrach ihn. „Bei allem Respekt Herr Kommissar – Welches Arschloch wollte mir da an die Eier packen? Wer will mich brennen sehen? Oder wollte nur jemand mein gesamtes Hab und Gut zerstören, weil ich es ja sowieso nicht mehr brauche, oder wie? Sie können sich ja gar nicht vorstellen, welch beschissene Situation das ist. Sie sitzen hier drin, können nichts, aber auch gar nichts tun, außer jemanden anzurufen, der sich dann um die verkohlten Reste der eigenen Existenz kümmern darf.“
Kamphaus sah Gerle ernst an. „Sie haben recht, dass kann ich mir nicht vorstellen und muss es glücklicherweise auch nicht. Aber wir kümmern uns gerade darum, diese Brandstiftung aufzuklären.“
„Ja, natürlich. Es gibt für Sie wahrscheinlich nichts wichtigeres, als herauszufinden, wer einem mutmaßlichen Totschläger in U-Haft die Wohnung abgefackelt hat“.
Der Kommissar lehnte sich ebenfalls nach vorne auf den Tisch, und faltete die Hände.
„Doch, gibt es. Dennoch sind wir an dieser Brandstiftung dran, dass können Sie mir glauben. Wir werden uns heute noch einmal wiedersehen und über die Sache mit Ihrer Wohnung sprechen. Ich komme Sie jetzt nur kurz vorab besuchen, um ein paar Dinge zu erfahren, die eventuell in einem anderen Fall wichtig sein könnten. Heute Nachmittag habe ich dann mehr für Sie. Über Ihre Wohnung, über neue Erkenntnisse in Ihrem Fall und vielleicht kann ich mich ja sogar für eine Ausnahmeregelung stark machen, die es Ihnen erlaubt, unter Polizeischutz kurz in Ihre Wohnung zu dürfen.“ Er wusste, dass er in diesem Moment viel zu dick auftrug. Aber eventuell würde der Fisch anbeißen.
Gerle zog erstaunt eine Augenbraue nach oben.
„Aha – Das klingt ja fast nach einem kleinen Deal. Dann mal raus mit der Sprache!“
„Es geht um einen gewissen Gernold Serrig. Der Mann, der Ihrem Verein damals in Kall das neue Vereinsheim verkauft hat. Ich weiß, dass Sie ihn kennen.“
„Das ist ja auch kein Verbrechen, oder?“ Hans
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