Heavy Metal (German Edition)
uns sofort bei ihm angesagt. War so pissfreundlich wie neulich, der Kerl. Er freut sich sogar, sagt er.“
„Sagt er“, lachte Kamphaus und drehte den Zündschlüssel.
Über die A1 auf die B266 und anschließend hinter der Autobahnauffahrt Wißkirchen links ab nach Obergartzem fand Kamphaus alleine, ohne Navi und ohne Manni. Auf Höhe der Burg Veynau bog er auf Geheiß seines Kollegen rechts ab in ein Industriegebiet. „Veynaustraße“, las er auf dem Schild einer Kreuzung.
„Hier wohnt der Kerl? Scheint Industriegebiete zu lieben, unser Vorsitzender.“ Kamphaus grinste. Sein Schnüfflergeist war in vollem Maße geweckt und er freute sich, Manni unterstützend an seiner Seite zu wissen. Manchmal war er sich doch ganz sicher, den richtigen Beruf ergriffen zu haben. Als zwischen zwei Fabrikgebäuden ein markant umzäuntes Einfamilienhaus zu sehen war, hob Manni die Hand.
„Da vorne muss es sein, so hat er es mir am Telefon beschrieben.“
Kamphaus stoppte den Wagen am Bordstein und schnallte sich ab. „Manni, eins noch. Lass mich zuerst reden. Vielleicht werde ich ein bisschen bluffen, aber das hat heute schon mal gut funktioniert. Lass es einfach laufen, OK?“
„Kein Problem, Chef!“
„Ernsthaft – Ich will aus diesem Kerl heute etwas herausbekommen. Und wenn der genauso aalglatt rüberkommt wie gestern, muss ich ihn irgendwie aus der Reserve locken.“
Das Haus von Joseph Winkler war ein mit hellem Backstein verkleideter Bungalow. Die schwere Metallhaustür hatte Sichtfenster aus grauem Rauchglas. Es dauerte eine Weile, bis Winkler selbst den beiden Kommissaren die Tür öffnete.
„Die Herren von der Polizei, so schnell sieht man sich wieder! Bitte, kommen Sie doch herein!“
Kamphaus und Manni betraten einen Flur, der mit dunklen Fließen ausgelegt war. Darüber verteilten sich mehrere weiße Flokati. Rauputz zierte die Wände und die wenigen Einrichtungsgegenstände des Flures entstammten der Serie „Eiche brutal“. Alles wirkte düster, überholt und erinnerte Kamphaus an den Chic von „Derrick“-Folgen aus den frühen Achtzigern, in denen die meist schwerreichen Bösewichte in einer ähnlich ausgestatteten Villa in Münchens Nobelviertel Grünwald zu residieren pflegten.
Nachdem die drei Männer händeschüttelnd das Begrüßungsritual durchlaufen hatten, bat Winkler sie die Treppe hinab in sein Arbeitszimmer im Keller. Er trug einen braunen Pullunder mit Rautenmuster über einem weißen Hemd und ging ihnen voran. Die Halbglatze des untersetzen Mannes leuchtete im Licht der Rauchglaslampen im Treppenhaus. Im Untergeschoss angekommen, lag gleich rechts neben dem gusseisernen Geländer ein Raum, dessen Türe offenstand. Dort herrschte die gleiche dunkle Nüchternheit. Auch hier waren die Fliesen dunkelbraun, die Wände gerauputzt und die Decke mit Holz verschalt. Winkler bat seine Gäste darum, auf einem schwarzen Sofa Platz zu nehmen, während er sich in einen Sessel davor setzte. Der Schreibtisch im Hintergrund schien übervoll mit Aktenordnern, ansonsten war der Raum eher spärlich möbliert.
„Entschuldigen Sie bitte die Unordnung hinter mir, aber so eine Parteigründung produziert einen mächtigen Haufen Papier“. Winkler lächelte.
„Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“
„Nein, vielen Dank“, Kamphaus winkte ab. Wir haben auch nur ein paar kurze Fragen an Sie.
Manni sah sich während des Dialogs aufmerksam im Raum um. Kamphaus konnte am Blick seines Freundes erkennen, dass er die Atmosphäre dieses Hauses schauderhaft fand.
„Haben Sie denn gut hierher gefunden?“
Kamphaus bejahte.
„Die meisten wundern sich, wenn sie das erst Mal herkommen. Ein einzelnes Haus mitten im Industriegebiet ist ja auch eher ungewöhnlich. Sie müssen wissen, dass die Zimmerei nebenan einmal mir gehört hat. Damals galt das hier noch als Mischgebiet und meine Frau und ich haben uns dazu entschieden, gleich nebenan zu bauen. Wir haben seinerzeit ordentlich expandieren können, der Betrieb wuchs und wuchs. Als ich dann vor zwei Jahren mit dem Gedanken an die Pension spielte, kam eine befreundete Zimmerei auf mich zu und machte mir ein Übernahmeangebot, dem ich nicht widerstehen konnte. Ich habe keine Kinder, wissen Sie. Da ist es schön, wenn man den Betrieb in guten Händen weiß.“
Winkler machte ein kurze Pause. Kamphaus und Krämer nickten pflichtbewusst.
„Ich habe damals alles verkauft, auch dieses Haus. Doch wir genießen uneingeschränktes, lebenslanges Wohnrecht. So
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