Heavy Metal (German Edition)
grinste süffisant.
„Nein, ist es nicht. Und es geht auch gar nicht um Ihre Person. Aber da Sie in diesem Verein ja sehr engagiert waren dachte ich, Sie hätten vielleicht von irgendwoher ein Vögelchen gehört, dass etwas von Schwarzgeld gesungen hat. Schwarzgeld, dass in irgendeiner Weise mit dem Verkauf des Vereinsheims in Zusammenhang stehen könnte.“
Hans Grinsen wurde breiter.
„Herr Kamphaus. Glauben Sie tatsächlich, dass ich mich hier dazu verleiten lasse, dem Ansehen von Pro Heimat noch mehr Schaden zuzufügen, als durch die Schlägerei am Samstag ohnehin schon entstanden ist? Noch dazu ohne rechtlichen Beistand?“
Kamphaus ging ungerührt über den Einwand seines Gegenübers hinweg und fuhr fort.
„Und dann hätte ich gerne noch gewusst, was Sie zu dem Unfall sagen, der sich vor einer Woche ereignet hat und bei dem Gernold Serrig fast getötet wurde“.
„Ein Unfall? Ich habe wirklich keine Ahnung, wovon Sie reden. Was für ein Unfall?“
Hans Gerle wirkte ehrlich erstaunt. Entweder er war wirklich gut, oder er hatte tatsächlich keinen blassen Schimmer davon, worüber Kamphaus sprach.
„Ein sehr bizarrer. Eine junge Frau ist von einer Autobahnbrücke bei Euskirchen gestürzt und dabei auf Serrigs Wagen geknallt. Sie war sofort tot, er liegt seitdem im Koma.“
Gerle lehnte sich zurück und schlug ein Bein über das andere.
„Traurige Geschichte, erst recht, wenn man den Kerl öfters mal gesehen hat. Aber ich höre zum ersten Mal von diesem Unglück und weiß auch nichts von irgendeinem Schwarzgeld, daher frage ich mich ernsthaft, was Sie eigentlich von mir wollen.“
Keine Reaktion, kein kurzes Zittern, kein einziges Anzeichen in der Körpersprache von Hans. Und er kannte all die versteckten Merkmale, auf die man zu achten hatte wenn ein zu Verhörender log. Zumindest glaubte er sie alle zu kennen. Womit hatte er eigentlich gerechnet? Kamphaus ärgerte sich maßlos über sich selbst. Dieser Typ war mit allen Wassern gewaschen, dass wusste er doch bereits! Was hatte er sich erhofft? Ein bisschen mehr Seelenfrieden? Weniger Sodbrennen? Er würde noch schnell den Namen des Mädchens fallen lassen und sich dann auf dem Rückweg eine plausible Erklärung zurechtlegen, um Manni gegenüber diesen Besuch hier rechtfertigen zu können. Äußerlich ließ er sich sein Kopfkarussell in keinster Weise anmerken. Während der paar Sekunden des Schweigens, die zwischen ihnen entstanden waren, hatte er die Augen seines Gesprächspartner fixiert.
„Die junge Frau, die auf Serrigs Wagen gefallen ist, hieß übrigens Anna Wenisch.“
Hans Pupillen weiteten sich augenblicklich. Nicht nur das, sondern auch die übrige Körpersprache von Gerle verriet, dass ihm diese Nachricht in gewisser Weise zusetzte.
Kamphaus nutzte den kurzen Schockmoment seines Gegenübers und setzte ein fast belanglos klingendes „Ach, sie ist Ihnen bekannt?“ hinterher.
Es blieb einige weitere Momente still. Hans Blick ging ins Leere, fixierte irgendeinen Punkt neben Kamphaus Kopf. Dann brach er schließlich sein Schweigen. Der Klang seiner Stimme hatte dabei einen tiefen, fast flüsternden Ton angenommen. Keine Spur der ihm üblichen Jovialität war darin mehr auszumachen.
„Leute, ich habe keine Ahnung, was ihr mir noch alles an den Arsch tackern wollt. Aber nicht mit mir. Nicht mit mir ... Ich möchte mich mit meinem Anwalt unterhalten. Vorher kommt kein Piep mehr aus mir raus, da können Sie noch Stunden da hocken bleiben.“
„Ach nee, Herr Gerle, dass dauert mir zu lange. Na, dann rufen Sie Ihren Rechtsbeistand mal an. Wie gesagt, wir werden uns ja heute noch Wiedersehen. Bis später dann!“
Er erhob sich und klopfte an die Tür, um hinausgelassen zu werden. Schon während er noch einen der langen JVA-Flure in Richtung Ausgang entlang ging, verschwanden seine Kopfschmerzen wie von Geisterhand. Er hatte noch immer nicht viel. Aber er hatte ein Verbindung.
Der Berufsverkehr wälzte sich selbst am frühen Vormittag immer noch träge durch die Euskirchener Innenstadt, wovon sich Bernd Kamphaus jedoch nicht im geringsten tangieren ließ. Im Vergleich zu seiner Laune kurz nach dem Aufstehen vor zwei Stunden fühlte er sich jetzt geradezu hellwach, topfit und extrem lebendig. Der Regen fiel nach wie vor in nicht enden wollenden Fäden senkrecht vom Himmel und durchnässte seine Jacke auf dem kurzen Weg vom Parkplatz bis zum Haupteingang der Kreispolizeibehörde. In den Fluren grüßte er knapp den ein oder anderen
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