Heavy Metal (German Edition)
sagt Ihnen das jetzt über Annas Selbstmord?“
„Das können wir jetzt noch nicht mit Gewissheit sagen. Und Sie sind sich ganz sicher, dass Ihre Tochter kürzlich nie etwas von neuen Freunden erwähnt hatte oder auffällig wirkte?“
Wenisch griff sich an seinen Schnurrbart und zwirbelte mit Daumen und Zeigefinger an dessen rechter Spitze herum.
„Sie ist in letzter Zeit öfters mit ihrem Roller weg gewesen als sonst und kam auch schon mal später nach Hause. Aber meistens hatte sie gesagt, sie sei bei Niels gewesen. Jetzt wo ich darüber nachdenke … in den letzten Wochen war sie wohl öfters in Kall. Hatte sich da immer mit einer neuen Freundin getroffen, wie sie erzählte. Die muss wohl ganz frisch auf ihre Schule gewechselt sein, hat sie gesagt. Aber sonst... wirklich nicht. Ich werde aber nochmal Margot fragen, wenn es ihr wieder etwas besser geht. Sie haben ja gesehen - Momentan können sie nicht auf alles bauen, was sie sagt.“
„Von einem Hans Gerle hat sie nie gesprochen?“
„Nie gehört“, Wenisch schüttelte den Kopf.
„Können wir vielleicht noch Annas Handy sehen, sie hatte doch sicherlich eins?“ Manni sah den Mann fragend an.
„Ja, natürlich. Das ist … oh, nein, tut mir leid.“
„Warum, was ist?“
„Wissen Sie“, Wenisch wirkte leicht beschämt, „Anna kam an dem Abend als es passierte ja noch kurz hier rein und war sofort wieder weg. Meine Frau hat sie damals nur kurz gehört und sie haben nicht zusammen gesprochen. Aber das haben wir ja alles schon zu Protokoll gegeben. Jedenfalls hatte sie ihre Tasche im Flur abgestellt und da war auch ihr Handy drin. Am nächsten Tag, also nachdem wir von ihnen alles erfahren hatten, klingelte das Ding immer wieder. Ich habe es irgendwann aus der Tasche genommen und wollte es ausschalten, aber habe den Knopf nicht gefunden. Und weil ich mit den Nerven so am Ende war, habe ich es dann einfach auf den Boden gedonnert. Meine Frau hat es anschließend weggeschmissen“.
„Gut, ich verstehe. Dann wären wir hier oben fertig“.
Wieder im Erdgeschoss angekommen verabschiedeten Manni und Kamphaus sich noch von Margot Wenisch, die nach wie vor auf ihrem Stuhl am Esstisch saß und still vor sich hin weinte, ihnen aber dennoch mit einem Lächeln im Gesicht „Viel Glück und Gesundheit“ mit auf den Weg gab. Gerd Wenisch begleitete sie zur Tür. Das Gewitter schien seine volle Kraft erreicht zu haben. Es blitzte und donnerte in kurzen Abständen, dazu schüttete es wie aus Kübeln.
Die Haare nur von den wenigen Metern zurück in ihren PKW triefnass, sprachen die beiden Polizisten über das soeben gesehene. Dabei wurden sie vom lautem Trommeln der Regentropfen auf das Blechdach untermalt, welches jedoch ganz plötzlich wieder merklich nachließ. Auch der Donner drang jetzt weitaus weniger synchron mit den Blitzen an ihre Ohren.
„Wie gehen wir jetzt weiter vor“, fragte Manni schließlich, der sich mit einer im Handschuhfach gefundenen Papierserviette das Gesicht abgetrocknet hatte.
„Ich denke, wir sollten in jedem Fall noch mit Niels, also Annas Freund, und auch mit unserem Pro Heimat-Vorsitzenden sprechen, was denkst du“, antwortete Kamphaus.
Manni nickte. „Welche Reihenfolge? Oder wollen wir sehen, wen wir zuerst erreichen?“
„Ruf einfach beide an“, entgegnete Kamphaus. „Soweit ich mich erinnere, wohnt Niels nur eine Ortschaft weiter. Und wenn du diesen Winkler in Kall nicht erreichst, versuch es privat. Die Nummer haben wir, ist glaub ich auch hier in der Nähe, in einem Ortsteil von Mechernich. Warte ...“
Er griff in die Plastikmulde der Fahrertür und brachte ein Notizbuch zutage. „Hier ist der Zettel mit Niels Daten und hier die Karte von Winkler. Ruf du bei beiden durch, ich melde uns mal längerfristig in der Dienststelle ab. Wenn wir keinen der beiden erreichen, machen wir erst mal irgendwo lecker Mittag und warten.“
„So was hör ich immer gern“, Manni und Kamphaus griffen beide zu ihren mobilen Telefonen.
Sein Gespräch dauerte nur wenige Sekunden und so lauschte er den Telefonaten von Manni, der tatsächlich beide gewünschten Gesprächspartner erreichen konnte. Währenddessen wischte er mit einem Lederschwamm die mittlerweile beschlagene Windschutzscheibe frei.
„OK Bernd, du hast es ja schon halb mitbekommen. Niels hat gerade eine Freistunde und danach noch einen Kurs, ist also in etwa anderthalb Stunden zuhause. Winkler ist nicht in Kall, sondern daheim in Obergartzem. Also habe ich
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