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Hebamme von Sylt

Hebamme von Sylt

Titel: Hebamme von Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Pauly
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die Hanna begrüßte. Strahlend nahm sie den Blumenstrauß und Hannas Glückwünsche in Empfang und vergaß nicht, dass Hanna ebenfalls Geburtstag hatte.
    »Ich habe dir was mitgebracht! Das gebe ich dir, wenn das Gepäck da ist!«
    Sie umarmte Hanna freundschaftlich, was ihre Mutter mit einem missbilligenden Blick bedachte. Die Gräfin selbst ging mit einem kurzen, allerdings durchaus freundlichen Nicken an Hanna vorbei ins Haus, der Graf dagegen reichte ihr lächelnd die Hand, gratulierte ihr zum Geburtstag und erkundigte sich nach ihrem Befinden. Dass Hanna vor lauter Aufregung keine Antwort über die Lippen bekam, bedachte er mit einem milden Lächeln. »Du kannst mir später erzählen, wie es dir im Winter ergangen ist. Ich darf doch damit rechnen, dich auch in diesem Sommer in Dienst zu nehmen?«
    Über Hannas Gesicht ging ein Leuchten. Mit einem tiefen Knicks wollte sie sich dafür bedanken, dass der Graf die Hoffnung, mit der sie gekommen war, erfüllte. Doch sie hatte sich zu viel zugemutet. Ihre verkrüppelte Hüfte war zu schwach, ihr kraftloses Bein unfähig, das Gewicht zu halten, das sich durch den Knicks ungünstig verlagerte. Hilflos kippte sie dem Grafen in die Arme, der sie erschrocken auffing.
    Mit einem verlegenen Lachen stellte er sie wieder auf die Beine. »Hoppla, junges Fräulein! Auf das Knicksen darfst du in Zukunft verzichten!«
    Wie immer achtete Elisa darauf, dass Hanna Peinlichkeit erspart blieb. Sie lachte, als hätte es einen Scherz gegeben, und zog Hanna ins Haus, noch ehe Marinus ihr die Hand reichen konnte. Hanna war es gewöhnt, dass über sie gelacht wurde, wenn sie die Straße entlang humpelte, aber wenn Elisa lachte, wusste sie, dass kein Spott dahintersteckte. Immer noch lachend zog Elisa sie zur Treppe, die in die erste Etage führte, wo ihr Zimmer war. Ein eigenes Zimmer!
    Der Winter war lang genug gewesen, um Hanna erneut zum Staunen zu bringen, als sie das Haus betrat. So, als sähe sie diese Pracht zum ersten Mal. Der gekachelte Fußboden der Eingangshalle, die breite, geschwungene Holztreppe, die weiß getünchtenWände und die schweren Holztüren, die mit einem Geräusch ins Schloss fielen, das Hanna ängstigte. Es klang endgültig, so, als könnten sich diese Türen nie wieder öffnen.
    Auch jetzt, als Elisa die Tür ihres Zimmers hinter sich schloss, spürte sie wieder die unerklärliche Angst. Wer in einer Kate mit einer wackligen Holztür und undichten Fenstern aufgewachsen war, konnte wohl alles Große, das sich fest verschließen ließ, nur schwer ertragen. Selbst dann, wenn die Stimmen deutlich durch die geschlossene Tür zu hören waren.
    Graf Arndt gab den Dienstboten Anweisungen, die leise Stimme der Gräfin war nur ganz schwach zu hören, als sie in Begleitung eines Dienstmädchens an Elisas Zimmertür vorbeiging. Kurz darauf öffnete und schloss sich erneut eine Tür, und die Stimme der Gräfin war nicht mehr zu hören.
    »Endlich!«, stöhnte Elisa auf. »Ausgerechnet in diesem Jahr hat mein Vater die Reise nach Sylt verschoben.« Sie drückte Hanna auf ihr Bett und setzte sich zu ihr. »Ich habe Ebbo gesehen! Wie geht es ihm?«
    Hanna konnte nicht sofort antworten. Sie musste sich erst umsehen, vor der Helligkeit die Augen zukneifen, den Geruch von Sauberkeit und Frische einatmen und die Fingerspitzen daran erinnern, wie sich gestärktes Leinen anfühlte. Dieses Zimmer mit dem dunklen glänzenden Holzboden, dem riesigen Bett in der Mitte und dem großen Schrank war nach Elisas Meinung nur mit dem Nötigsten ausgestattet worden, was für die wenigen Sommermonate gerade ausreichend war. Für Hanna dagegen war es ein kleines Wunder. Bevor sie das erste Mal dieses Haus betrat, hatte sie nicht gewusst, dass es Menschen gab, die ein Zimmer zum Schlafen hatten. Nur zum Schlafen! Kein Haus auf Sylt besaß so etwas, nicht mal das Haus der Hebamme, das gut ausgestattet war, weil Geesches Vater von seinen Seereisen viele Schätze nach Sylt gebracht hatte. Aber Geesche schlief wie alle Sylter in einem Alkoven des Wohnraums, der tagsüber geschlossen wurde. Hanna beneidete sie schon darum,dass sie einen Alkoven ganz für sich allein hatte. Sie selbst teilte sich mit ihrer Mutter und Ebbo einen Alkoven. Keiner von ihnen konnte sich ausstrecken, alle drei schliefen halb sitzend, damit jeder von ihnen Platz hatte. Und Elisa hatte nicht nur ein eigenes Bett, sondern für dieses Bett sogar einen eigenen Raum!
    »Nun sag schon«, drängte Elisa. »Hat er von mir gesprochen

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