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Hebamme von Sylt

Hebamme von Sylt

Titel: Hebamme von Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Pauly
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diese Verdächtigung mit vielen Worten zurück und betonte, dass es nur um unwürdige Begleiter von hochkultivierten Badegästen gehen könne. »Tatsächlich ist da jemand in Verdacht geraten, der sich zuvor auffällig benommen hat.«
    Graf Arndt vergrößerte den Abstand zwischen sich und dem Inselvogt noch weiter. »Ich verstehe, dass Sie nicht darüber sprechen können. Selbst, wenn Sie einen konkreten Verdacht haben, dürfen Sie ihn selbstverständlich nicht aussprechen, solange es keine Beweise gibt.«
    Heye Buuß sah ihn betreten an. Augenscheinlich hatte er mehr auf die Neugier des Grafen als auf dessen Diskretion gesetzt. Doch so schnell wollte er sich nicht geschlagen geben. Geesche konnte ihm ansehen, dass er seinen Verdacht unbedingt loswerden wollte.
    Nun begann er sogar zu flüstern, als wiege eine Anschuldigung leichter, wenn sie nur schwer zu verstehen war. »Es gibt da einen merkwürdigen Mann, der sich zurzeit auf Sylt aufhält. Fatalerweise in der Gesellschaft der Königin, so dass ihm schwer beizukommen ist.«
    Nun wurde der Blick des Grafen verächtlich. »Sie wollen behaupten, ein Begleiter der Königin habe den Diebstahl begangen?«
    Heye Buuß hob beide Hände und rief laut und deutlich: »Behaupten? Um Himmels willen!« Aber prompt senkte er seine Stimme wieder. »Allerdings verhält er sich merkwürdig. Er schleicht herum, habe ich mir sagen lassen, und er trägt immer schwarze Kleidung. Finden Sie das nicht auch befremdlich?«
    In den Augen des Grafen glomm ein Lächeln auf. »Ja, er verhält sich gelegentlich etwas absonderlich«, bestätigte er und nickte zum Dünenkamm hoch. »Ioan Bitu ist Lyriker und beobachtet die Menschen gern. Gestern Abend hat er mir erklärt, dass das Studium der Menschen Grundlage seiner Arbeit ist.«
    Heye Buuß folgte seinem Blick, und auch Geesche sah sich um und starrte zu den Dünen hinauf. Der Mann im schwarzen Mantel wäre kaum zu sehen gewesen, wenn er helle Kleidung getragen und blondes Haar gehabt hätte. Im weißen Sand jedoch waren seine schwarzen Haare leicht zu erkennen, und der Saum seines schwarzen Mantels flatterte gelegentlich auf, wenn der Wind danach griff. Er saß im Dünengras, die Beine von sich gestreckt, auf beide Ellbogen gestützt, schien aufs Meer zu blicken und nicht zu bemerken, dass am Fuß des Strandübergangs drei Menschen auf ihn aufmerksam geworden waren.
    »Er hat mir erklärt«, fuhr Graf Arndt fort, »dass die Natur, die er in seinen Gedichten beschreibt, immer vom Menschen abgeleitet wird und es deswegen nicht ausreicht, die Natur zu betrachten, sondern vor allem den Menschen, der die Natur formt und von sich abhängig macht.« Als Heye Buuß und Geesche sich wieder zu ihm umdrehten, lächelte Graf Arndt. »Es war ein sehr interessantes Gespräch.«
    »Gestern Abend, sagen Sie?«, stieß Heye Buuß hervor.
    Graf Arndt nickte. »Herr Roth hatte zu einem Herrenabend ins ›Strandhotel‹ eingeladen.«
    Heye Buuß schien die Luft anzuhalten. Anscheinend hatte er zunächst mit der Erkenntnis zu tun, dass er, der Inselvogt, nicht hinzugebeten worden war, dann stieß er hervor: »KönnenSie mir sagen, wie lange dieser Mann sich mit Ihnen im ›Strandhotel‹ aufgehalten hat?«
    Graf Arndt lächelte so arglos, als verstünde er nicht, warum Heye Buuß den rumänischen Lyriker verdächtigte. »Leider war er sehr schnell betrunken«, erklärte er leichthin. »Er hat viel von seiner Frau gesprochen, die bei der Geburt des ersten Kindes gestorben ist. Herr Roth hat uns erklärt, dass Ioan Bitu ihren Tod nie verwunden hat. Immer, wenn er von ihr spricht, betrinkt er sich. Das war natürlich sehr unangenehm.« Graf Arndts Lächeln vertiefte sich, als machte es ihm Spaß, den Verdacht des Inselvogts zu zerstreuen. »Wir haben schließlich den Hausdiener der Villa Roth kommen lassen, damit er den Dichter nach Hause bringt. Er war nicht mehr in der Lage, allein zurückzugehen, derart betrunken war er.«
    Heye Buuß drehte sich erneut um und warf dem schwarzen Mann, der noch immer bewegungslos in den Dünen hockte, einen finsteren Blick zu. »Nicht, dass ich mir vorstellen könnte, ein Begleiter der Königin habe die Lohngelder gestohlen«, rang er sich ab, »aber das Verhalten dieses Mannes …«
    Er sprach den Satz nicht zu Ende, da der Graf ihn mit einem kurzen Nicken unterbrach. »Wer sich anders als alle anderen verhält, muss nicht unbedingt ein Krimineller sein. Sie entschuldigen mich?«
    Geesche sah, dass eine Ader an der Schläfe des

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