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Hebammen-Gesundheitswissen

Hebammen-Gesundheitswissen

Titel: Hebammen-Gesundheitswissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Szász , Silvia Hoefer
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Fällen sind Sie vielleicht zu erschöpft von der Geburt, hatten einen Kaiserschnitt oder Ihr Baby brauchte noch eine medizinische Unterstützung als Starthilfe.
    Dann wird dieser Moment vielleicht erst mit etwas Verspätung entstehen. Bonding gleich zu Anfang mit Körperkontakt auf nackter Haut erleichtert die Stillbeziehung, aber auch das Gefühl des Verstehens und der Sicherheit miteinander. Bindung dagegen ist eine Entwicklung und ein langer Prozess mit vielen Stationen. Sie als Eltern können Ihrem Kind erste positive Bindungserfahrungen ermöglichen, die Ihr Baby für ein ganzes Leben stützen können. Wie das geht? Es ist eigentlich ganz einfach: Je mehr sich Ihr Baby auf Ihre Nähe und Fürsorge verlassen kann, desto sicherer fühlt es sich in der Beziehung zu Ihnen und zur ganzen Welt! Ein Zuviel und auch ein Verwöhnen gibt es nicht, wenn Sie die Grundbedürfnisse Ihres Kindes befriedigen.
    Ihr Baby wird von der Geburtsstunde an Verhaltensweisen zeigen, die sein angeborenes Bedürfnis nach Bindung signalisieren. Es ist in seinen ersten Lebensstunden oft wacher als in den darauffolgenden Tagen. Es möchte mit Ihnen kommunizieren, um das Gefühl von Sicherheit und Nähe zu bekommen und Kontakt herzustellen. In den ersten Lebenswochen danach wird der Wunsch nach Bindung durch Schreien oder Rufen ausgedrückt. Auch Festhalten und Anklammern, Saugen und Suchen gehören zum Anfangsrepertoire Ihres Babys.
    Es wird dieses Verhalten immer dann einsetzen, wenn es eine Regulierung seines emotionalen oder körperlichen Befindens braucht.
    Hier hat die Gehirnforschung in den letzten Jahren die Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie unterstützen können. Durch Gehirnscans wurde nachweisbar, dass Babys regelrecht überwältigt werden, wenn sie Wut, Furcht oder Trennungsangst verspüren. Um sich zu beruhigen, brauchen sie die Hilfe ihrer Eltern. Nur dann können sie in einen ruhigeren Zustand gelangen, der es erlaubt, im Gehirn Wege zu bilden, die sich mit denen ihrer angeborenen instinktiven Gehirnareale verbindet. Erst diese Wege ermöglichen es einem Kind, mit heftigen und körperlich empfundenen Gefühlen so umzugehen, dass es darüber nachdenken kann und nicht alle Alarmsysteme aktivieren muss.
    Phasen der Eltern-Kind-Bindung
    Babys entwickeln sich im ersten Lebensjahr in rasanten Schritten. So ist auch das kindliche Bindungsverhalten in dieser Zeit starken Veränderungen unterworfen.
Phase 1 – Bindung herstellen: Ein Baby ist so sehr auf die Unterstützung Erwachsener angewiesen, dass es auch die Hilfe von »Fremden« akzeptiert, um zu überleben. In den ersten Lebenswochen ist das Bindungsverhalten noch unspezifisch.
Phase 2 – Bindung vertiefen: Wenn Ihr Baby älter wird, lernt es, zwischen Ihnen und fremden Personen zu unterscheiden. Es weiß schon mit drei Monaten, was es von seinen verschiedenen Bezugspersonen zu erwarten hat. Und es hat auch schon gelernt, wie es jeden Einzelnen von Ihnen für sich gewinnen kann. Die überwältigende Elternliebe der ersten Tage wird mit dem Kennenlernen Ihres Babys ergänzt durch die Achtung vor der besonderen Persönlichkeit Ihres Kindes.
Phase 3 – Loslassen lernen: Wenn Ihr Baby mehr Bewegungsfähigkeiten entwickelt hat, wird es sich schrittweise von Ihnen entfernen und langsam damit beginnen, sich von Ihnen loszulösen. Ein weiterer wichtiger Einschnitt wird für Sie gemeinsam die Phase des Abstillens und die Einführung der Beikost sein. Sie helfen Ihrem Baby bei seinem Drang zur Selbstständigkeit, wenn Sie es auf diesem Weg mit Liebe und Achtsamkeit unterstützen und begleiten.
    Urvertrauen stärken
    In den ersten Lebensmonaten erwirbt Ihr Baby ein Grundgefühl dafür, ob es seiner Umwelt vertrauen kann oder nicht. Psychologen und Soziologen nennen dieses Grundgefühl Urvertrauen. Ein Baby, das in einer Atmosphäre der Verlässlichkeit und Liebe aufgewachsen ist, weiß, was Vertrauen bedeutet. Später kann es diese Fähigkeit auf seine anderen Beziehungen übertragen.
    Die Art und Weise, wie ein Mensch auf seine Umwelt reagiert, wie er handelt, seine Gefühle verarbeitet und ausdrückt, hängt daher maßgeblich von den Bindungserfahrungen seiner frühen Kindheit ab. Je nachdem welche Reaktionen ein Baby von seinen Eltern und Bezugspersonen erfährt, knüpfen sich unterschiedliche Verbindungen in seinem Gehirn. Sein Verhaltensrepertoire sowie seine Fähigkeit, mit Stress, Wut, Angst und anderen negativen Gefühlen umzugehen, werden so maßgeblich geprägt. Wenn Sie

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