Hebammen-Gesundheitswissen
der menschlichen Entwicklung von vornherein darauf vorbereitet, bestimmte Informationen auf besondere Weise zu verarbeiten. Das Gehirn eines Babys reift also nicht im luftleeren Raum. Es ist auf Anregungen angewiesen, um sich in der biologisch vorgesehenen Weise entfalten zu können. Babys sind daher keine Datensammler, die ihre Erfahrungen mit der Lebenswelt ungefiltert abspeichern. Man geht heute davon aus, dass ein Baby bereits über definierbare Grundstrukturen der Informationsverarbeitung verfügt. So kann es mit drei Monaten das Erinnerungsvermögen kurzzeitig aktivieren und mit sechs bis acht Monaten Alltagsdinge wiedererkennen und unterscheiden.
Wille
Nach der Geburt fühlen Babys sich als Einheit mit ihren Eltern und haben keinen eigenen Willen als Individuum. Aber mit der Zeit, wenn Ihr Baby verschiedene körperliche, geistige und emotionale Fähigkeiten erlangt hat, beginnt es herauszufinden, dass es eine eigene Person ist, und in zunehmendem Maße möchte es die Dinge auf seine Weise machen. Mit ungefähr vier Monaten machen sich die ersten Zeichen für eine beginnende Unabhängigkeit bemerkbar. Zu dieser Zeit stellt Ihr Baby fest, dass es schreien kann, um Ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Das ist für Ihr Baby der erste Schritt zu erkennen, dass es einen eigenen Willen und sein Verhalten Auswirkungen auf andere hat. Und das natürlich insbesondere auf Sie.
Das Erkennen von dem, was es will oder partout nicht will, wird es in einfachen Taten zum Ausdruck bringen. Anfangs ist Ihr Baby dabei oft launisch und unentschlossen. So kann es vorkommen, dass Ihr zehn Monate altes Baby einen Gemüsestick, den Sie ihm anbieten, mit energischem Gesichtsausdruck wegschiebt und wenige Minuten später aber dafür einen Obststick, der auf dem Tisch liegt, unbedingt haben will.
Um einen gesunden Willen zu entwickeln, braucht Ihr Baby das Gefühl, dass es von Ihnen wirklich ernst genommen wird. Damit ermöglichen Sie die Grundvoraussetzung für einen starken Willen, der eine unschätzbare Basis für ein glückliches Leben ist. Ohne diesen starken Willen wird es schwer sein, sich im Leben durchzusetzen.
Motorische Entwicklung
Ein Baby entwickelt sich in seinem ersten Lebensjahr von einem abhängigen, eher hilflos wirkenden Wesen zu einem Kind, das laufen kann, verbal und nonverbal kommuniziert und Bindungen aufgebaut hat zu seinen wichtigsten Bezugspersonen. Diese Entwicklungsschritte sind sinnvoll aufeinander aufgebaut und werden in unterschiedlichen Zeitabläufen von fast allen Kindern durchlaufen. Dieses eigene Tempo ist in einem gewissen Rahmen, der nicht als Entwicklungsverzögerung angesehen werden muss, sehr wichtig für die Kinder. Versuchen Sie, nicht in den so häufig zu beobachtenden Wettbewerb um die Fähigkeiten Ihrer Kinder einzusteigen. Eine indische Weisheit besagt, dass der Reis nicht schneller wächst, wenn man daran zieht – und vielleicht trifft dies auch in irgendeiner Weise auf unsere Menschenkinder zu.
Reflexe
Babys wirken direkt nach der Geburt noch recht hilflos. Sie kommen aber schon mit vielen Fähigkeiten und einer eigenen Persönlichkeit auf diese Welt. Am Anfang stehen Ihrem Baby vor allem einige sogenannte Primitivreflexe (automatische Reaktionen des Körpers auf einen Reiz) wie Atem-, Saug-, Such-, Greif- und einige andere Reflexe zur Verfügung, die ihm dabei helfen, seine Grundbedürfnisse anzuzeigen. Viele dieser frühen Reflexe verschwinden in den ersten sechs Lebensmonaten allmählich – im selben Maße, wie es seine Bewegungen zu kontrollieren lernt.
Greifen
Schon Ihr kleines Baby kann fest zugreifen – auch wenn anfangs noch der angeborene Greifreflex dahintersteckt. Sonst hat es die Händchen meistens zur Faust geballt und der Daumen ist nach innen gedreht.
Damit es gezielt zupacken kann, muss zunächst noch die Hand-Auge-Koordination geübt werden. Erste Schritte dazu unternimmt Ihr Baby mit ungefähr acht bis zehn Wochen, wenn es lange Zeit seine geöffneten Händchen und die sich bewegenden Finger beobachten kann. Die Kopfkontrolle und die Muskulatur im Hals- und Armbereich gehören zu den nächsten Entwicklungsschritten. Mit drei Monaten kann es dann sein Spielzeug schon für kurze Zeit willentlich festhalten.
Im Alter von vier bis fünf Monaten wird es mit beiden Händen gezielt nach einem Objekt seines Interesses greifen können. Es beginnt, mit den Händchen zu spielen und Dinge zum Mund zu führen, um die Welt der Dinge mit Hand und Mund zu erfahren.
Ab dem
Weitere Kostenlose Bücher