Hebt die Titanic
besuchen wollten. Nun brauchte ich nur noch Mrs. Austin zu interviewen, um zu erfahren, daß sie Ihnen den Baiboa Bay Club zur Übernachtung empfohlen hatte.«
»Sie waren hier in der Nähe?«
»Nur ein paar Meilen entfernt. Dort mache ich zu dieser Jahreszeit immer Kurzurlaub, weil die Brandung zum Surfing so gut ist. Meine Eltern haben jenseits der Bucht ein Haus. Ich hätte schon eher Verbindung mit Ihnen aufnehmen können, aber Admiral Sandecker sagte, es sei nicht so eilig.«
»Sie kennen den Admiral?«
»Ich arbeite für ihn.«
»Also für NUMA?«
»Ja. Ich bin der Sonderaufgaben-Leiter des Amts.«
»Ihr Name kam mir irgendwie bekannt vor. Meine Frau hat ihn erwähnt.«
»Dana?«
»Ja. Haben Sie schon mit ihr gearbeitet?«
»Nur einmal. Ich habe Nachschub zur Pitcairn-Insel geflogen, als sie dort im vorigen Sommer mit ihrem Archäologenteam von NUMA nach Überresten von der Bounty tauchte.«
Seagram runzelte die Stirn. »Admiral Sandecker hat also eine Kontaktaufnahme zwischen uns beiden nicht für eilig gehalten.«
Pitt lächelte in die Dunkelheit hinein. »Mit Ihrem Anruf mitten in der Nacht haben Sie ihn vermutlich nicht gerade freundlich gestimmt.«
Das Donnergrollen und die Blitze wurden schwächer. Das Gewitter zog ab, ohne abkühlenden Regen gebracht zu haben.
»Das mag sein«, bestätigte Seagram. »Jedenfalls sind Sie jetzt da und könnten mir mehr über die Geschehnisse auf Nowaja Semlja berichten.«
»Da gibt es nicht viel zu berichten«, sagte Pitt gelassen. »Ich hatte den Auftrag, den von Ihnen losgeschickten Mann aufzulesen. Als er nicht planmäßig auftauchte, lieh ich mir den Hubschrauber des Schiffs und machte einen Erkundungsflug zu der russischen Insel. Natürlich tief und langsam, um nicht auf russischen Radarschirmen zu erscheinen.«
»Und auf der Insel?«
»Ich flog die Küste entlang, bis ich Koplins in einer kleinen Bucht vor Anker liegendes Boot sichtete. Dort landete ich auf einer geeigneten Fläche am Strand und machte mich auf die Suche nach ihm. Im Schneesturm eine ziemlich schwierige Sache, aber das Hundegebell und die Schüsse leiteten mich.«
»Und war es wirklich nötig, den russischen Soldaten und den Hund zu erschießen?«
In Dirk Pitts Stimme kam ein sarkastischer Klang, als er antwortete: »Ich weiß wenig von Ihrem Projekt, Mr. Seagram, und Sie scheinen nicht zu wissen, daß man unter bestimmten Voraussetzungen gewisse – sagen wir einmal – schmutzige Arbeiten verrichten muß.«
Angesichts der Selbstsicherheit und persönlichen Ausstrahlung dieses Mannes fühlte Seagram sich in die Verteidigung gedrängt und reagierte aggressiv, wie es sonst nicht seine Art war. »Sie haben sehr selbstherrlich gehandelt«, sagte er verärgert. »Abgesehen davon, daß Ihr Verhalten zu einem ernsten Zwischenfall in den internationalen Beziehungen hätte führen können, haben Sie auch noch kaltblütig einen Menschen und einen Hund erschossen.
Eigentlich sollten Sie wissen, daß gerade solche Übergriffe von Sonderkommandos unsere Nation und ihre Geheimdienste in Verruf gebracht haben.«
Pitt stand langsam auf und beugte sich über den Tisch, bis der Blick seiner hellen Augen wie mit hypnotischer Kraft in Seagrams Augen zu dringen schien. »Sie tun mir unrecht«, sagte er mit schneidender Kälte. »Die besten Einzelheiten haben Sie weggelassen. Ich war es, der Ihren Freund Kopiin einen Liter von meinem Blut für die Operation spendete. Ich gab auch den Befehl, an Oslo vorbeizufahren und Kurs auf unseren nächsten Flugstützpunkt zu nehmen. Und ich schwatzte dem Stützpunktkommandeur sein privates Transportflugzeug ab, damit Kopiin auf schnellstem Wege in die Staaten geflogen werden konnte.«
»Das mag schon stimmen, aber –«
»Aber ich bin ein kaltblütiger Killer. Das wollten Sie doch sagen, nicht wahr, Mr. Seagram? Ja, ich bekenne mich schuldig. Ich habe nämlich Ihr stümperhaftes Spionageunternehmen in der Arktis nicht zu einer ganz großen Pleite werden lassen. Aber statt das anzuerkennen, machen Sie mir auch noch Vorwürfe. Mr. Seagram, für mich sind Sie ein Dilettant mit gefährlichen Ambitionen. Worauf Sie sich da eingelassen haben, das ist eine Nummer zu groß für Sie. Merken Sie sich das.«
Damit wandte Pitt sich ab und verschwand in der Dunkelheit der Terrasse und des nächtlichen Pazifikstrands.
17
Professor Peter Barschow fuhr sich mit der Hand durch sein graumeliertes Haar und deutete dann mit dem Stiel seiner Meerschaumpfeife über den
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