Hebt die Titanic
Schreibtisch auf Prevlov. »Nein, ganz bestimmt nicht, Hauptmann«, widersprach er energisch. »Der Mann, den ich nach Nowaja Semlja geschickt habe, ist zuverlässig und sicherlich kein Opfer von Halluzinationen.«
»Aber ein Stolleneingang«, sagte Prevlov ungläubig. »Ein unbekanntes, unregistriertes Bergwerk auf russischem Boden? Das hätte ich für unmöglich gehalten.«
»Es ist jedoch eine Tatsache«, sagte Barschow. »Die ersten Hinweise gaben uns Konturaufnahmen aus der Luft. Mein Geologe, der den Mineneingang gefunden hat, hält die ganze Anlage für siebzig bis achtzig Jahre alt.«
»Und Sie sagen, im Leongorod-Institut für Geologie ist das Bergwerk nicht verzeichnet?«
Barschow schüttelte den Kopf. »Alles deutet daraufhin, daß es sich bei dieser Bergwerksanlage um eine Geheimoperation gehandelt hat.«
»Ihre Angaben lassen kaum einen Zweifel daran«, bestätigte Prevlov nachdenklich. »Und haben Sie da auch schon eine bestimmte Theorie?«
»Die Amerikaner könnten Ihre Hände im Spiel gehabt haben«, antwortete Barschow. »Die im Tunnel gefundenen Geräte stammten nämlich aus den Vereinigten Staaten.«
»Das ist kein schlüssiger Beweis«, gab Prevlov zu bedenken. »Die Ausrüstung könnte auch von den Amerikanern gekauft und von einem anderen Interessenten benutzt worden sein.«
Barschow lächelte. »Die Möglichkeit wäre nicht auszuschließen, Hauptmann. Allerdings hat man dort in der Schlafkoje einer unterirdischen Seitenkammer einen Toten gefunden. Die Inschrift auf der Holztafel über seinem Totenbett war auf amerikanische Art verfaßt.«
»Das ist wirklich interessant«, sagte Prevlov gedehnt.
»Ich will Sie jetzt nicht mit den Einzelheiten langweilen«, sagte der Professor. »Morgen früh werden Sie auf Ihrem Schreibtisch einen detaillierten Bericht über die Ermittlungen auf Nowaja Semlja vorfinden. Im übrigen stehen Ihnen meine Leute selbstverständlich für weitere Nachforschungen zur Verfügung.«
»Vielen Dank für Ihre Hilfsbereitschaft, Professor.«
»Das Leongorod-Institut steht der Marine und anderen Kräften unseres Landes immer zur Verfügung.« Barschow stand auf. »Ich nehme an, Sie brauchen mich jetzt nicht mehr.«
»Eine Frage noch: hat Ihr Geologe irgendwelche Spuren von Mineralien gefunden?«
»Nur geringste Mengen von Nickel und Zink und leichte Anzeichen von Radioaktivität aus Uran, Thorium und Byzanium.«
»Mit den beiden letztgenannten Elementen bin ich nicht vertraut.«
»Durch Beschießung mit Neutronen kann Thorium in Atomenergie verwandelt werden«, erklärte Barschow. »Es wird auch zur Herstellung verschiedener Magnesiumverbindungen benutzt.«
»Und Byzanium?«
»Darüber ist sehr wenig bekannt. Bisher sind nicht genügend große Mengen zur Durchführung von Experimenten gefunden worden.« Barschow klopfte seine Pfeife in einem Aschenbecher aus. »Die Franzosen haben sich früher als einzige dafür interessiert.«
Prevlov blickte überrascht hoch. »Die Franzosen?«
»Sie haben geologische Expeditionen auf der Suche nach Byzanium in alle Winkel der Welt geschickt und Millionen von Franc dafür ausgegeben.«
»Ob sie wohl etwas entdeckt haben, was unseren Wissenschaftlern nicht bekannt ist?«
Barschow zuckte mit den Schultern. »In der Wissenschaft ist nicht immer nur eine Nation führend. Auch eine relativ kleine Macht wie Frankreich könnte da mal einen Vorsprung erzielen.«
»Das ist richtig.« Prevlov nickte seinem Besucher freundlich zu. »Noch einmal vielen Dank, Professor. Ich erwarte also Ihren ausführlichen Bericht.«
18
Vier Häuserblocks vom Marineministerium entfernt saß Leutnant Pavel Marganin auf einer Parkbank und war scheinbar in die Lektüre eines Gedichtbands vertieft. Es war Mittagszeit, und im Park verstreut saßen Büroangestellte im Gras und unter den Bäumen und verzehrten ihr Essen. Um halb eins setzte sich ein dicker Mann in zerknülltem Anzug ans andere Ende der Bank und wickelte ein Stück Schwarzbrot und einen Becher Kartoffelsuppe aus Zeitungspapier. Mit einem breiten Lächeln wandte er sich Marganin zu. »Möchten Sie auch ein Stück Brot, Genösse?« fragte er und tippte an seinen Bauch. »Meine Frau gibt mir immer zuviel zu essen. Sie meint nämlich, junge Mädchen haben für fette Männer nichts übrig.«
Marganin verneinte höflich und las scheinbar weiter. Der Dicke zuckte mit den Schultern und schien ein Stück Brot abzubeißen. Aber sein Mund blieb leer, und die Kaubewegungen waren nur eine Tarnung,
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