Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Bilderbuchideal einer reizenden, weißhaarigen alten Dame.
    »Bei Ihnen habe ich nicht den Eindruck, daß sie Geritol brauchen«, sagte Seagram.
    Sie lächelte. »Falls das eine Schmeichelei sein soll, nehme ich sie dankend an.« In dem geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer nötigte sie ihn in einen Sessel. »Setzen Sie sich doch. Sie bleiben zum Mittagessen, nicht wahr?«
    »Sehr gern, wenn es Ihnen keine Mühe macht.«
    »Natürlich nicht. Bert ist beim Golfspielen, und ich freue mich über einen Mittagsgast.«
    Seagram schaute hoch. »Bert?«
    »Mein Mann.«
    »Aber ich dachte –«
    »Ich sei immer noch Jake Hobarts Witwe«, ergänzte sie mit einem unschuldigen Lächeln.
    »Tatsächlich habe ich aber vor zweiundsechzig Jahren Bertram Austin geheiratet.«
    »Weiß die Armee das?«
    »Ja, natürlich. Ich habe gleich damals dem Kriegsministerium meine neue Eheschließung mehrmals gemeldet, aber sie schickten mir immer nur höflich nichtssagende Antworten und überwiesen weiterhin die Pensionsschecks.«
    »Obwohl Sie wieder geheiratet hatten?«
    Adeline zuckte mit den Schultern. »Ich hatte meine Pflicht der Regierung gegenüber erfüllt. Wenn man darauf bestand, mir weiterhin eine Pension zu zahlen: warum sollte ich mich dagegen wehren?«
    »Auf alle Fälle ein nettes zusätzliches Taschengeld.« Sie nickte. »Das ist richtig, besonders wenn man die zehntausend Dollar mitrechnet, die ich nach Jakes Tod bekam.«
    Seagram beugte sich unwillkürlich vor, und sein Blick verengte sich. »Die Armee hat Ihnen eine Art Versicherungssumme von zehntausend Dollar gezahlt? War das nicht ziemlich viel für 1912?«
    »Mich hat das damals noch viel mehr überrascht als Sie jetzt«, gestand Adeline. »Ja, zu jener Zeit war das ein kleines Vermögen.«
    »Hat man die Zahlung irgendwie erklärt?«
    »Der Scheck enthielt lediglich den Hinweis ›Witwenzahlung‹ und war auf mich ausgestellt. Weiter nichts.«
    »Macht es Ihnen etwas aus, mir alles von Anfang an zu berichten?«
    »Durchaus nicht«, sagte sie. »Ich habe Jake in jenem schrecklichen Winter des Jahres 1910 in Leadville, Colorado, kennengelernt. Mein Vater war auf Geschäftsreise und hatte meine Mutter und mich mitgenommen, damit wir gemeinsam Weihnachten feiern konnten. Der schwerste Schneesturm seit vierzig Jahren hielt uns praktisch vierzehn Tage im Hotel gefangen. Damals war ich sechzehn Jahre alt. Jake hat mich im Sturm erobert, wie man so schön sagt. Er war ein Riese von einem Mann, mit rotem Haar und rotem Bart. Ich fand seine Vitalität und Fröhlichkeit unwiderstehlich. Meine Eltern waren natürlich nicht begeistert darüber, daß ich einen mehr als zwanzig Jahre älteren Mann heiraten wollte. Aber Jake konnte auch sie überreden.«
    »Sie waren offenbar nicht lange verheiratet?«
    »Knapp ein Jahr nach unserer Hochzeit habe ich ihn das letztemal gesehen.«
    »Bevor er mit den anderen in der Little Angel Mine verschüttet wurde.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »So ist es gewesen«, bestätigte sie und wich Seagrams forschendem Blick aus. »Jetzt werde ich uns schnell etwas zu essen machen –«
    »Einen Augenblick.« Er sah die Unsicherheit in ihrem Blick, als sie sich wieder in den Sessel sinken ließ, und wußte, daß er auf der richtigen Fährte war. »Sie haben von Jake noch nach dem Grubenunglück gehört, nicht wahr?«
    Sie schien noch tiefer im Sessel zu versinken. »Ich weiß nicht, wie Sie daraufkommen.«
    »Doch, das wissen Sie«, widersprach er sanft. »Es steckt da noch mehr dahinter, viel mehr. Wollen Sie es mir nicht verraten, Mrs. Austin?«
    »Man hat mich zur Geheimhaltung verpflichtet«, sagte sie gepreßt. »Sie arbeiten selbst für die Regierung, Mr. Seagram, Sie wissen also, was Geheimhaltung bedeutet.«
    »Wer hat Sie dazu verpflichtet? Jake?« Sie schüttelte den Kopf. »Wer dann?«
    »Bitte, machen Sie es mir nicht so schwer«, flehte sie. »Ich darf Ihnen einfach nichts sagen.«
    Seagram überlegte einen Moment. »Darf ich Ihr Telefon benutzen, Mrs. Austin?«
    »Ja, natürlich. Der nächste Apparat ist in der Küche.« Es dauerte sieben Minuten, ehe Seagram die vertraute Stimme hörte. Er schilderte schnell und präzis die Lage und trug seine Bitte vor. Dann wandte er sich ins Wohnzimmer zurück. »Mrs. Austin. Könnten Sie einen Moment herkommen?«
    Sie betrat zögernd die Küche.
    Er reichte ihr den Hörer. »Jemand möchte mit Ihnen sprechen.«
    Sie nahm vorsichtig den Hörer und meldete sich. Als sie die Stimme am

Weitere Kostenlose Bücher