Hebt die Titanic
als er leise fragte: »Was haben Sie für mich?«
Marganin hob sein Buch ein wenig, um die Lippen zu verdecken. »Prevlov hat ein Verhältnis mit einer schwarzhaarigen Frau, die einen Wagen der amerikanischen Botschaft fährt: Kennzeichen USA – eins – vier – sechs.«
»Wissen Sie das ganz genau?«
»Ich erfinde keine Märchen«, sagte Marganin leise, während er eine Seite umblätterte. »Also werten Sie meine Information sofort aus. Vielleicht gibt uns das die Möglichkeit, auf die wir schon so lange warten.«
»Bis heute abend habe ich die Frau identifiziert.« Der Dicke begann geräuschvoll seine Suppe zu schlürfen. »Noch etwas?«
»Ich brauche Daten des Projekts Sizilien.«
»Noch nie was davon gehört.«
»Es ist ein Verteidigungsprojekt, das irgendwie in Verbindung mit dem Nationalen Unterwasser- und Marineamt steht.«
»An solches Material ist schwer heranzukommen.«
»Sie werden es schon schaffen«, sagte Marganin lakonisch. »Ich versuche es jedenfalls.«
Der Dicke schlürfte wieder einen Schluck Suppe. »Es wird etwas länger dauern.«
»Wie lange?«
»Eine Woche.«
»Also dann heute in einer Woche um achtzehn Uhr dreißig bei unserem anderen Treffpunkt.« Marganin klappte sein Buch zu und stand auf.
Der Dicke aß weiter, ohne den davongehenden Marganin zu beachten.
19
Der Sekretär des Präsidenten kam höflich lächelnd hinter seinem Schreibtisch hervor. Er war schlank und jung und hatte ein freundliches Dutzendgesicht. »Mrs. Seagram, bitte hier entlang.«
Er führte Dana zu einem Privatlift des Weißen Hauses und ließ ihr den Vortritt in die Kabine.
Sie wußte nicht, weshalb man sie hierher beordert hatte, und so verbarg sie ihre nervöse Unsicherheit hinter einer Maske von Gleichmut. Die Lifttüren glitten lautlos auseinander, und sie folgte dem Sekretär den Gang entlang und in eines der Schlafzimmer im zweiten Stock.
»Dort auf dem Kaminsims«, erklärte der Sekretär. »Wir fanden es in einer unbeschrifteten Kiste im Keller. Ein wundervolles Stück Kunsthandwerk. Der Präsident hat es hier heraufbringen lassen, damit es nicht unbeachtet im Keller verrottet.«
Dana betrachtete aufmerksam das Modell des Segelschiffs in dem Glaskasten überm Kamin.
»Der Präsident hofft, Sie könnten vielleicht das Schiff identifizieren«, fuhr der Sekretär fort.
»Wie Sie sehen, ist weder am Bug noch auf der Schutzhülle ein Name angegeben.« Sie war einigermaßen verwirrt, als sie näher an den Kamin trat. Aber was hatte sie eigentlich erwartet? Der Sekretär hatte heute morgen am Telefon nur gesagt: »Der Präsident läßt fragen, ob es Ihnen passen würde, heute gegen vierzehn Uhr ins Weiße Haus zu kommen?«
Ein Aufruhr widersprüchlicher Empfindungen herrschte in ihrem Innern. Sie wußte nicht, ob sie enttäuscht oder erleichtert sein sollte.
»Dem äußeren Anschein nach ein Handelsschiff aus dem frühen achtzehnten Jahrhundert«, sagte sie. »Ich muß mir ein paar Skizzen machen und sie mit alten Aufzeichnungen im Marinearchiv vergleichen.«
»Admiral Sandecker meinte, Sie wären vermutlich die einzige, die das Schiff identifizieren könnte.«
»Admiral Sandecker?«
»Ja, er empfahl Sie dem Präsidenten.« Der Sekretär zog sich zur Tür zurück. »Dort auf dem Nachttisch finden Sie Papier und Bleistift. Ich muß wieder an meinen Schreibtisch. Lassen Sie sich ruhig Zeit.«
»Aber wird der Präsident nicht…?«
»Er spielt heute nachmittag Golf. Wenn Sie fertig sind, nehmen Sie wieder den Lift zum Erdgeschoß hinunter.« Der Sekretär ließ die Tür offen und ging.
Dana schlenderte um das Bett herum und ließ sich auf den Rand sinken. Sie hatte sich für diesen Besuch besonders gut zurechtgemacht und ein jugendlich wirkendes weißes Kleid angezogen. Enttäuscht? War sie das jetzt? Ein altes Schiffsmodell sollte sie identifizieren. Das war alles, was der Präsident von ihr erwartete.
Mit einem Seufzer, der alles mögliche ausdrücken mochte, stand sie auf und ging ins Bad, um ihr Makeup zu prüfen. Nichts daran auszusetzen. Nur daß keiner da war, der es bewundern konnte.
Sie schlenderte ins Schlafzimmer zurück und bemerkte als erstes, daß die Tür jetzt geschlossen war. Im nächsten Moment sah sie den Präsidenten in Polohemd und Sporthose am Kaminsims lehnen. Sie spürte, daß sie rot wurde, und ärgerte sich gleichzeitig darüber.
Und dann wurde sie noch ärgerlicher auf sich selbst, als sie mit vor Erregung bebender Stimme dümmlich fragte: »Sind Sie nicht beim
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