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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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sie ihm. Abgebildet war die Kirche Sacré-Coeur in Paris, aber der Poststempel gab Le Havre als Absendeort an.
    Meine liebe Ad, wir sind auf dem Weg in die Arktis. Dies wird für einige Zeit meine letzte Nachricht sein. Sei tapfer. Die Franzosen behandeln uns anständig. Gutes Essen, gutes Schiff.
    »Sind Sie sicher, daß es Jakes Handschrift ist?« fragte Seagram.
    »Ganz und gar. Ich habe andere Papiere und alte Briefe vom Jake. Sie können die Handschriften vergleichen, wenn Sie wollen.«
    »Wenn Sie Ihrer Sache so sicher sind, wird das nicht nötig sein.« Er blickte auf eine weitere Karte in ihrer Hand. »Sie haben da noch etwas?«
    Sie nickte. »Die dritte und letzte Nachricht. Jake scheint sich in Paris mit Ansichtskarten eingedeckt zu haben. Hier ist die Sainte-Chapelle abgebildet, aber abgeschickt wurde die Karte in Schottland, und zwar am 4. April 1912 aus Aberdeen.«
    Meine liebe Ad, dies ist ein schrecklicher Ort. Die Kälte ist furchtbar. Wir wissen nicht, ob wir überleben werden. Aber für dich wird in jedem Fall gesorgt werden. Gott segne dich.
    Jake.
    Darüber stand in einer anderen Handschrift zu lesen:
    Liebe Mrs. Hobart. Wir haben Jake in einem Sturm verloren. Wir hielten für ihn einen christlichen Gottesdienst ab. Es tut uns leid. V. H.
    Seagram zog die Namensliste aus der Tasche, die Donner ihm telefonisch durchgegeben hatte.
    »V. H. muß Vernon Hall gewesen sein«, sagte er. »Ja, Vern und Jake waren befreundet.«
    »Was geschah dann? Wer verpflichtete Sie zur Geheimhaltung?«
    »Etwa zwei Monate später, ich glaube, es war Anfang Juni, da besuchte mich ein Oberst Patman oder Patmore – ich kann mich nicht mehr genau erinnern – in meinem Haus in Boulder. Er erklärte mir, er sei unbedingt notwendig, nie zu verraten, daß ich nach dem Unglück in der Little Angel Mine noch je etwas von Jake gehört hätte.«
    »Nannte er einen Grund für diese Geheimhaltung?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, er sagte lediglich, das Stillschweigen liege im Interesse der Regierung, und dann überreichte er mir den Scheck von zehntausend Dollar und ging.« Seagram verbarg seine Zufriedenheit hinter einem Pokergesicht. So seltsam es war: diese dreiundneunzigjährige Frau hatte ihn dem Versteck eines Edelerzschatzes von Milliardenwert nähergebracht.
16
    Die Glut des Sonnenuntergangs verblaßte am westlichen Horizont, als Donnergrollen in der Ferne ein heranziehendes Gewitter ankündigte. Nach der Wärme des Tages genoß Seagram auf der Terrasse des Baiboa Bay Clubs die Seebrise, während er an seinem Kognak nippte. Er hatte sein Abendessen schon hinter sich und beobachtete jetzt das Naturschauspiel des Gewitters über dem Meer.
    Blitze zuckten aus dunklen Wolkenbänken herab, und hin und wieder fegte eine heftige Windböe über die Terrasse. Die anderen Gäste waren fluchtartig in den Speisesaal übersiedelt, und Seagram erschrak unwillkürlich, als er im Licht eines Blitzstrahls sekundenlang deutlich einen Mann neben seinem Tisch stehen sah. Der Fremde war groß, hatte schwarzes Haar und ein markantes Gesicht. Nach der blendenden Helligkeit schien die Dunkelheit den Fremden wieder zu verschlingen.
    Doch in das verklingende Grollen des Donners hinein fragte eine Stimme: »Sind Sie Gene Seagram?«
    Seagram wartete, bis seine Augen sich an die Dunkelheit nach der jähen Helle des Blitzes gewöhnt hatten, ehe er zustimmend antwortete.
    »Ich glaube, Sie wollten Verbindung mit mir aufnehmen«, sagte der Fremde.
    »Da wissen Sie im Moment mehr als ich.«
    »Entschuldigung. Ich bin Dirk Pitt.«
    Ein Blitzstrahl erhellte wieder Dirk Pitts Gesicht. Diesmal lächelte er, und das ermutigte Seagram zu der spöttischen Bemerkung: »Nach allem, was ich von Ihnen gehört habe, Mr. Pitt, scheinen Sie dramatische Auftritte zu lieben. Haben Sie diesen Gewittersturm etwa auch inszeniert?«
    »Ebensowenig wie den Schneesturm auf Nowaja Semlja, auf den Sie sich sicherlich beziehen«, antwortete Pitt mit gutmütig klingendem Lachen.
    Seagram deutete auf einen leeren Stuhl. »Wollen Sie sich nicht setzen?«
    »Vielen Dank.«
    »Ich würde Ihnen einen Drink anbieten, aber mein Kellner fürchtet sich offenbar vor dem Gewitter.«
    »Das Schlimmste ist schon vorbei«, sagte Pitt mit einem Blick zum Himmel.
    »Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Nach der üblichen Methode aller Ermittler«, antwortete Pitt. »Von Ihrer Frau in Washington erfuhr ich telefonisch, daß Sie in Leisure World sind. Der Torposten dort verriet mir, wen Sie

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