Hebt die Titanic
Umkreis von dreihundert Meilen ist. Denn die beiden Schleppdampfer können ja die Titanic nicht verlassen.«
»Wenn unser U-Boot dann untertaucht, wird man auf den Radarschirmen der Juneau nichts mehr sichten.«
»Richtig. Und der Kapitän und seine Offiziere werden annehmen, die Laguna Star sei gesunken. Also werden sie lange an der angeblichen Unglücks stelle nach Schiffbrüchigen herumsuchen.«
»Nicht schlecht ausgedacht«, sagte Parotkin anerkennend. »Aber das sind immer noch die beiden Schlepper der US-Marine und die Bergungsmannschaft an Bord der Titanic. Wie wollen Sie mit denen fertig werden?«
»Die beiden Schlepper werden im richtigen Augenblick von zwei Agenten unseres Geheimdiensts ausgeschaltet, die wir in die Bergungsmannschaft eingeschleust haben. Diese Agenten werden auch dafür sorgen, daß wir unbemerkt an Bord der Titanic kommen.«
Prevlov zuckte mit spöttischem Bedauern die Schulter. »Natürlich muß die amerikanische Bergungsmannschaft – äh, unschädlich gemacht werden und verschwinden. Man wird annehmen, sie hätten in höchster Sturmgefahr das Wrack verlassen und seien ertrunken.«
»Ah, ich verstehe: auf diese Weise wollen Sie aus der Titanic ein verlassenes Wrack machen.«
»Das nach internationalem Seerecht dem Kapitän gehört, der es als erster in Schlepptau nehmen kann. Und das werden Sie sein, Kapitän Parotkin.«
»Eine sehr, sehr brutale Aktion«, sagte Parotkin und mied Prevlovs Blick. »Haben Sie je an die Folgen gedacht, wenn dieser Plan scheitert?«
Prevlov nickte ernst. »Auch daran haben wir gedacht, Kapitän. Also müssen wir hoffen, daß der schlimmste Notfall nicht eintritt.« Er deutete auf den großen Blinkpunkt auf dem Radarschirm. »Es wäre doch zu schade, wenn man das legendärste Schiff der Welt zum zweitenmal und für immer versenken müßte.«
59
Tief im Innern des uralten Ozeandampfers bemühten sich Spencer und seine Mannschaft, die Pumpen in Gang zu halten. Im Lichtschein kleiner Atelierleuchten arbeiteten sie klaglos und unermüdlich in den kalten Stahlkammern, um das Wrack über Wasser zu halten.
Gegen 19 Uhr wurde der Sturm heftiger. Das Barometer stand unter 990 Millibar und sank ständig tiefer. Die Titanic begann zu schlingern und zu rollen, und Brecher überspülten ihre Ladedecks am Bug. Die Sicht in Nacht und strömendem Regen sank fast auf Null. Die Männer an Bord der Schlepper sahen die riesigen Umrisse des Wracks nur immer augenblickslang vor dem fahlen Hintergrund der von einem Blitz erhellten Wolkenwand. Ihre größte Sorge galt jedoch dem Kabel in den heckwärts tobenden Wogen. Jedesmal wenn der Bug der Titanic aus einem Wellental emportauchte, wurde auch das Kabel hochgezogen. Die Belastung war dann so enorm, daß die Männer in diesen Augenblicken auf das Schlimmste gefaßt waren.
Von der Kommandobrücke aus blieb Butera in ständiger Verbindung mit den Männern im Kabelhaus am Achterdeck. Plötzlich übertönte eine krächzende Lautsprecherstimme das Fauchen und Heulen des Windes um die Wände und Fenster der Kommandokabine. »Käp’n?«
»Hier der Kapitän. Kommen.«
»Leutnant Kelly im Kabelhaus, Sir. Hier hinten passiert etwas sehr Merkwürdiges.«
»Möchten Sie mir das nicht erklären, Leutnant?«
»Also, Sir, das Kabel spielt verrückt. Erst ist es nach backbord geschwenkt, und jetzt gleitet es in einem alarmierenden Winkel weit nach steuerbord hinüber.«
»Verstanden. Halten Sie mich auf dem laufenden. Ende.«
Butera schaltete auf einen anderen Kanal um. »Uphill, kannst du mich hören? Hier spricht Butera. Bitte kommen.«
Uphill antwortete von Bord der Morse aus fast sofort. »Ich höre. Kommen.«
»Ich glaube, die Titanic ist steuerbord ausgeschert.«
»Kannst du ihre Position ausmachen?«
»Negativ. Der einzige Hinweis ist der Kabelwinkel.«
Es folgten einige Sekunden der Funkstille, während Uphill hastig aus der unerwarteten Entwicklung eine Folgerung zu ziehen versuchte. Dann tönte seine Stimme wieder aus dem Lautsprecher: »Wir machen im Moment knapp vier Knoten Fahrt und müssen mit voller Kraft weiterfahren. Wenn wir nämlich stoppen, um nachzuschauen, was los ist, könnte die Titanic breitseits in den Wind schwenken und bei diesem Wellengang kentern.«
»Kannst du sie per Radar erfassen?«
»Leider nicht mehr«, antwortete Uphill. »Ein Brecher hat die Antennen vor zwanzig Minuten weggerissen. Wie ist es bei dir?«
»Die Antennen haben wir noch, aber unsere Anlage ist durch einen Kurzschluß
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