Hei hei er und dann
ließ sich den etwas entfernt stehenden Apparat von Brianne bringen.
„Lowell.“
„Hier ist Duke. Ein junger Mann ist an einer Überdosis von verunreinigtem Stoff gestorben. Der Zustand seiner Freundin ist noch kritisch. Sie bringt noch keine zusammenhängenden Sätze heraus, doch die Ärzte werden uns informieren, sobald sie vernehmungsfähig ist. Möglich, dass die Spur zu Ramirez führt.“
„Hol mich um fünf ab.“ „Wenn der Lieutenant herausfindet, dass du wieder herumschnüffelst …“ „Dann erzähl es ihm nicht.“ Jake knallte den Hörer auf. Brianne schaute ihn mit ihren wunderschönen grünen Augen fragend an.
„Keine Therapiestunde?“
Die Enttäuschung in ihrer Stimme traf ihn. Er schüttelte den Kopf. „Es ist etwas dazwischen gekommen.“ Und er konnte ihr nicht einmal sagen, was.
„Ich dachte, du bist nicht im Dienst. Krankgeschrieben.“ Er seufzte. „Das bin ich auch. Es geht um … die Familie meines Freundes. Eins der Kinder hat ein Problem …“
„Sprich nicht weiter.“ Brianne sprang auf und begann, die Hitzepads von seiner Schulter zu wickeln. „Du schuldest mir keine Erklärung. Mir gefällt das nicht, aber das hier kann warten.“ Sie war so voller Verständnis und Mitgefühl, dass Jake sich wegen seiner Lüge schämte.
Sie verstand ihn und stellte keine Fragen. Nicht einmal seine Exfrau hatte je so reagiert. „Danke.“
„Kümmere dich um die Familie deines Freundes.“ Sie hob sein Shirt auf und warf es ihm zu.
Er streifte sich das Shirt mit dem weiten Ausschnitt hastig über. Obwohl er ein bisschen damit zu kämpfen hatte und vor Schmerz leicht zusammenzuckte, merkte er zu spät, dass er sich verraten hatte.
Brianne verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn stirnrunzelnd an. „Wenn du wieder da bist, reden wir darüber, wie dringend du eine Therapie wirklich brauchst. Und wie sehr du mich angeblich brauchst.“
5. KAPITEL
Jake brauchte Brianne – in jeder Beziehung. Er musste sie haben, damit seine unerfüllte Leidenschaft für diese Frau ihn nicht von seiner Suche nach Ramirez ablenkte.
Er hatte den Gerichtsmedizinern am Tatort bei der Spurensicherung zugeschaut. Aber statt auf Details zu achten, hatte er an Brianne gedacht. Er war so versunken gewesen, dass er beinahe wichtige Beweisstücke übersehen hätte.
Verpackungsmaterial von einem Restaurant namens „Eclectic Eatery“, einem beliebten Treffpunkt unter Studenten, lag verstreut auf dem Tisch. Daran war auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches. Doch zwischen den Schachteln und dem Papier entdeckte Jake ein paar farbige Pillen, die ihm verdächtig erschienen.
Er machte seine Kollegen darauf aufmerksam, und sie sammelten die Pillen mit Handschuhen auf und tüteten sie ein. Eine der Tabletten hatte eine Prägung, die so ähnlich aussah wie die, die Ramirez früher auf seiner Ware benutzt hatte. Im Gegensatz zu anderen Dealern hatte er in seiner Eitelkeit einen Stempel entworfen, der seinen Stoff kennzeichnete. Jake hatte immer gewusst, dass Ramirez seine schmutzigen Geschäfte wieder aufnehmen würde. Er hätte nur gedacht, dass der Kerl klug genug wäre, sein Label zu ändern. Die Arroganz dieses Mannes würde ihm irgendwann das Genick brechen.
Wenigstens hatten sie jetzt eine Spur. Jake könnte das „Eclectic Eatery“ observieren, um festzustellen, ob Ramirez sich dort blicken ließ. Möglicherweise diente das Restaurant nur als Fassade für verkappten Drogenhandel. Es war eine Spur, die Jake vielleicht niemals entdeckt hätte, wenn er immer noch von Brianne geträumt hätte.
Er war wie besessen von der Frau, die eigentlich für ihn tabu bleiben sollte. Aber da schon die Gedanken an sie seine Konzentration auf diesen Fall störten, war es zwecklos, sich einzureden, dass eine Affäre ihn nur ablenken würde. Im Gegenteil, eine Liaison war vielleicht der einzige Weg, seine Leidenschaft für Brianne ein für alle Mal zu bändigen und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Eine seltsame Argumentation, gestand er sich ein. Und dennoch eine mögliche Lösung.
Doch würde Brianne zustimmen? Die Art, wie sie sich in seine Arme geschmiegt hatte, verriet ihm, dass ihr Verlangen ebenso schnell entflammbar war wie seines. Mit ein bisschen Glück und Überredungskunst könnte er sie vielleicht dazu bringen, sich auf eine Sommeraffäre einzulassen.
Als Jake ins Apartment zurückkehrte wunderte er sich nicht, dass er Wohnzimmer und Küche im Dunkeln vorfand, aber trotzdem war er enttäuscht.
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