Hei hei er und dann
schüttelte sich vor Unbehagen. „Was ist los?“, fragte Kellie und folgte Briannes Blick. „Hast du …?“ Brianne verstummte. Was sollte sie sagen?
Hast du den Mann auch zweimal gesehen? Und wenn es so war, na und? Die Tatsache machte ihn nicht verdächtig.
Sie winkte ab. „Ach nichts.“ Brianne litt kaum noch unter Panikattacken, aber manchmal kam die tief sitzende Furcht wieder an die Oberfläche.
„Bist du sicher?“
Brianne nickte. „Absolut. Was hast du gerade gesagt?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln.
„Ich sagte, du hast einen tollen Sommer vor dir, Brianne. Lass dich einfach nur treiben.“
Brianne seufzte tief. Sich treiben lassen. Als ob das so einfach wäre, nachdem sie so lange nur ihre Arbeit und ihren Bruder gehabt hatte. Doch es wurde Zeit, dass sie sich zur Abwechslung einmal auf ihre eigenen Bedürfnisse konzentrierte.
Sie hat mich gesehen, dachte Louis. Sie hatte ihm in die Augen geschaut und gemerkt, dass sie ihm gefiel. Wie könnte sie ihm auch nicht gefallen? Wie könnte er bei ihrem Anblick nicht daran denken, so eine scharfe Braut flachzulegen – und gleichzeitig Lowell fertigzumachen?
Nein, dieser Versuchung konnte er nicht widerstehen. Louis trat seine Zigarette auf dem Bürgersteig aus. Er glaubte nicht, dass Brianne Nelson ihn bemerkt hatte, als er an dem Coffeeshop vorbeigekommen war, aber das nächste Mal müsste er vorsichtiger sein. Weil Lowell herumschnüffelte und Fragen stellte. Louis hatte sofort Wind davon bekommen, und das hatte Lowell wahrscheinlich beabsichtigt.
Katz und Maus, dachte Louis. Das Spiel konnte beginnen. Und dieses Spiel begann und endete mit Brianne Nelson. Jedenfalls war sie die längste Zeit Detective Lowells Freundin gewesen.
6. KAPITEL
Nachdem Jake einen Nachmittag lang das „Eclectic Eatery“ ohne Ergebnis observiert hatte, war er frustriert. Es existierten keine Beweise, die die Pillen mit dem Restaurant in Verbindung brachten. Die Polizei hatte die Räume zwar durchsucht, aber nichts gefunden. Kein Wunder, fand Jake. Ramirez hatte sicher schnell alle Spuren beseitigt.
Jetzt freute sich Jake erst einmal auf den Abend mit Brianne. Nicht nur, weil sie ihn sexuell anzog, sondern auch, weil er sich in ihrer Nähe einfach wohlfühlte. Seit Stunden überlegte er, wohin er mit ihr gehen könnte. Er wollte sie ausführen, doch es sollte ein Ausflug werden, der ihr in Erinnerung bleiben würde.
Während er auf dem weißen Sofa saß und auf Brianne wartete, nahm er eine der Zeitschriften vom Marmortisch und blätterte sie durch. Bei einer Fotostrecke von New York bei Nacht blieb er hängen, und sein Blick fiel auf den Titel des Artikels: „Sexy City Nights“.
Das könnte das Motto dieser Nacht sein, dachte Jake. Ein Bild faszinierte ihn ganz besonders: Zwei Verliebte teilten sich ein Eis. Sie leckten gleichzeitig an der Kugel, und die erotische Anspielung war offensichtlich.
Die Vorstellung, wie Brianne ihre Zungenspitze langsam und sinnlich über die Waffel gleiten ließ, um die Tropfen vom schmelzenden Eis aufzufangen, weckte Verlangen in ihm.
Es musste ihn schwer erwischt haben, wenn ein simpler Zeitschriftenbeitrag ihn dermaßen anmachte. Aber Jake wusste, dass es nicht an den Fotos lag. Es lag an Brianne. Er schlug die Seite um. Der gleiche Hintergrund, das gleiche Paar. Nur dass sie diesmal das Eis direkt von den Lippen des anderen kosteten.
Eiscreme. Jake klappte die Illustrierte zu. Dank der Bilder hatte er eine zündende Idee. Sicher gab es Desserts bei Brianne ebenso selten wie Pizza. Doch das würde er heute Abend ändern. Sie würde ihre ganz persönliche „Sexy City Night“ bekommen.
Als ob er Brianne mit seinen Gedanken herbeigezaubert hätte, betrat sie in diesem Moment, mit Tüten und Päckchen beladen, das Apartment.
„Mein Gott, war das heiß in der U-Bahn“, murmelte sie vor sich hin. Sie ließ die Päckchen auf den Boden purzeln und atmete auf. Norton erwachte aus seinem Nickerchen und begrüßte sie freudig. Jake hatte sich bereits an das Ritual gewöhnt.
„Kann ich dir helfen, die Sachen in dein Zimmer zu tragen?“, fragte er.
Erschrocken zuckte Brianne zusammen. „Ich habe gar nicht gemerkt, dass du da bist.“ Sie bückte sich, um ihre Einkäufe aufzusammeln.
„Sag nicht, du hast es schon vergessen. Wir hatten Pläne für heute Abend. Erst eine Therapiestunde, und anschließend könnten wir vielleicht spazieren gehen.“
Sie errötete. „Ich habe es nicht vergessen. Ich wollte nur …“
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