Hei hei er und dann
kenne sie nur aus dem Märchen vom ‚Zauberer von Oz‘ und dem tödlichen Mohnfeld …“
Plötzlich riss sie die Augen auf, und Jake wusste, dass sie eins und eins zusammenzählte.
„Du wurdest angeschossen bei dem Versuch, einen Drogendealer zu verhaften. Und gestern habe ich dich auf der Station gesehen, wo die Patientin mit der Überdosis liegt.“
Jake senkte den Kopf. Er hatte nicht gemerkt, dass Brianne ihn gesehen hatte. Verdammt. Er hätte wissen müssen, dass er nicht so leicht davonkommen würde.
„Die Blumen sind kein Zufall, nicht wahr?“, fragte sie angstvoll. Ihre Wangen hatten alle Farbe verloren.
„Nein“, räumte er ein. „Sie sind von dem Dealer, der mich angeschossen hat.“
Sie kniff die Augen zusammen. „Und was hat das mit mir zu tun?“
Jake nahm Briannes Hand. „Du bist im Visier eines Drogendealers namens Louis Ramirez. Wahrscheinlich ahnt er, was du mir bedeutest, und sieht dich als Mittel, mich zu kriegen.“ Genau das hatte Jake vermeiden wollen – sie war für seinen Feind interessant geworden.
„Ich bin deinetwegen in Gefahr?“ Brianne klang geschockt und wütend, aber auch enttäuscht. Das traf ihn am härtesten.
Er nickte gequält. „Indirekt, ja. Es sieht jedenfalls so aus.“ Genau genommen, war sie in Gefahr, weil sie das Angebot seiner Schwester angenommen hatte und ins Penthouse gezogen war. Doch er wollte Brianne nicht noch mehr aufregen.
„Dieser Ramirez – hat er einen Akzent?“
Wieder nickte Jake. „Er sagte am Telefon, dass ich mich persönlich bei ihm für die Blumen bedanken könnte.“ Sie riss ihre Hand los. „Woher wusste er, wo ich zu finden bin?“
„Der Kerl beobachtet dich.“ Jake wandte schuldbewusst den Blick ab. „Seit einer Weile.“
„Der Mann vor dem Coffeeshop?“
„Ja.“
Sie begann die Hände abwechselnd zu Fäusten zu ballen und zu öffnen, das einzige Zeichen, mit dem sie ihre Erregung und ihren Zorn verriet. „Was macht dich so sicher, dass es der gleiche Mann ist?“
Als Polizist schätzte er ihre präzisen Fragen, aber als Mann, der ihr Vertrauen missbraucht hatte, wünschte er, dass sie nicht so schnell die einzelnen Teile des Puzzles zusammenfügen würde. „Das Tattoo zum Beispiel. Außerdem ist er auch in der Nähe des Krankenhauses gesehen worden.“
„Gesehen von wem?“, wollte Brianne wissen. „Da werden die Dinge kompliziert.“ Jake raufte sich das Haar, stand auf und ging vor der Couch auf und ab. „Als du mir erzählt hast, dass du dich verfolgt fühltest, wurde ich hellhörig.“
„Doch du hast mir nichts gesagt. Stattdessen hast du mich belogen.“ Sie konnte ihre Enttäuschung und ihre Wut nicht mehr länger unterdrücken.
„Ja. Nein.“ Er schüttelte frustriert den Kopf. „Ich wollte dich schützen. Du hattest mir gerade die Geschichte von deinen Eltern anvertraut und zugegeben, dass deine Ängste durch mich wieder hochgekommen sind. Ich habe es nicht über mich gebracht, dich zu beunruhigen.“
„Ich bin keine psychisch Kranke, die Schonung braucht! Ich hatte dich um deinen professionellen Rat gebeten. Ich hatte dich nicht gebeten, mich in Watte zu packen.“ Brianne erhob sich. „Ich dachte, ich würde verfolgt. Mir hätte das sicher nicht gefallen, aber ich hätte damit umgehen können. Ich bin schon mit viel Schlimmerem fertig geworden.“
„Das ist Unsinn.“ Jake musterte sie scharf. „Du bist mit einer Tragödie fertig geworden und stärker daraus hervorgegangen, als du es vorher warst. Doch hier hast du es mit einem Irren zu tun, der dich, ohne mit der Wimper zu zucken, umbringen könnte! Das ist überhaupt nicht vergleichbar!“
Bei seinen deutlichen Worten zuckte sie zurück. „Es tut mir leid, dich so zu erschrecken“, meinte er, „aber es tut mir nicht leid, dir die Wahrheit zu sagen.“
„Wenn auch ein bisschen spät.“ Brianne straffte die Schultern. „Okay, ich habe also noch nichts Schlimmeres durchgemacht. Ein ‚Irrer‘ verfolgt mich. Habe ich nicht die Chance verdient, mich selbst zu beschützen?“ Sie durchbohrte ihn mit ihrem Blick. Sie war nicht so leicht bereit, ihm zu verzeihen, dass er ihr diese Bedrohung verheimlicht hatte.
Jake räusperte sich. „Ich habe für deinen Schutz gesorgt.“ „Nicht besonders gut, da diese Blumen durchgekommen sind“, murmelte sie.
„Jeden Tag werden Blumen ins Krankenhaus geschickt.“ Er hielt bittend die Hände hoch. „Ich bin nicht hier, um zu streiten, okay?“
Anscheinend hatte sie ihn verletzt,
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