Hei hei er und dann
ihrer Station ging niemand ans Telefon. Vielleicht war die Schwester gerade bei einem Patienten. Brianne zuckte mit den Schultern und legte auf. Sie würde einfach früher zur Arbeit gehen.
Um Jake nicht aufzuwecken, schlich sie auf Zehenspitzen in ihr Zimmer und zog sich an. Dann legte sie sich vorsichtig noch einmal neben Jake und gönnte sich ein paar kostbare Minuten an seiner Seite. Er stöhnte im Schlaf und zog sie an sich. Brianne seufzte und schmiegte ihr Gesicht an seine breite Schulter. Noch nie hatte sie sich so geborgen und sicher gefühlt. Es war paradox, wenn man bedachte, dass er in seinem Beruf täglich Gefahren ausgesetzt war.
Sie schloss die Augen und ließ ihre Hände zärtlich über seinen Rücken wandern. Dann rollte sie sich bedauernd weg und stand auf.
Sie könnte sich schnell an das Zusammensein mit ihm gewöhnen, und es könnte genauso schnell vorbei sein – weil Jake keine feste Beziehung wollte. Oder weil ihm bei seiner Arbeit etwas zustoßen könnte.
Vielleicht war der Ruf aus dem Krankenhaus gerade im rechten Moment gekommen. Sie hatte sich vorgestellt, neben Jake aufzuwachen und ihn wieder zu lieben. Aber Jake am Morgen zu lieben, war ein Luxus, an den sie sich gar nicht erst gewöhnen sollte.
Egal wie sehr sie sich das inzwischen wünschte.
Jake wachte normalerweise bei den ersten Sonnenstrahlen auf, aber offenbar hatten die spätabendlichen Aktivitäten ihn erschöpft, denn als er aufschaute, zeigte der Wecker sieben Uhr achtundvierzig. Er fühlte einen warmen Körper neben sich und drehte sich um, doch statt Brianne lag Norton neben ihm und fuhr ihm mit seiner schwarzen Zunge über das Gesicht.
„Oh, verdammt“, fluchte Jake angewidert. „Dich habe ich hier nicht erwartet.“
Der Hund rührte sich nicht von der Stelle. Jake stöhnte und richtete sich auf. Ihm blieb nur noch eine Viertelstunde mit Brianne, bevor sie zur Arbeit musste, und er musste vorher dringend mit ihr reden. Er dachte an den gestrigen Abend und setzte einen weiteren Punkt auf seine Liste von Dummheiten – ungeschützten Sex.
Plötzlich fiel ihm ein, wie er Brianne gestanden hatte, dass er sich Kinder wünschte. Er konnte sich ein Familienleben mit ihr vorstellen. Es musste herrlich sein, jeden Morgen neben ihr aufzuwachen und nachts neben ihr einzuschlafen. Zu beobachten, wie sich ihr Körper veränderte, weil sein Kind in ihr wuchs.
Himmel, wo war der Gedanke hergekommen? Jake sprang auf, suchte Brianne erst im Badezimmer und dann in der Küche. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er die Nachricht an der Kaffeemaschine entdeckte.
Ich wünschte, ich hätte zusammen mit dir Kaffee trinken können, doch ich wurde schon früh in die Klinik gerufen. Trink eine Tasse für mich mit. Brianne
Jake spürte ein Brennen in seinem Magen. Wie hatte er einen Anruf verschlafen können?
Wie auf ein Stichwort klingelte das Telefon.
Er hob den Hörer ab. „Brianne?“
„Nein, hier ist David. Wenn sie früher zum Dienst musste, warum, zum Teufel, hast du mir nicht Bescheid gegeben?“
„Sie ist im Krankenhaus?“ „Ja, sie ist da. Aber ich kann meinen Job nicht vernünftig machen, wenn du mich nicht …“
Jake knallte den Hörer auf. „Sorry, Kumpel“, murmelte er. Fluchend zog er sich an und eilte hinaus.
Er gab dem Portier ein Trinkgeld und bat ihn, den Hund auszuführen. Dann nahm er sich ein Taxi und fuhr Brianne nach. Letzte Nacht hatte er sich aus egoistischen Motiven vor der Wahrheit gedrückt, aber der Morgen war gekommen, und er musste sie einweihen. Und zwar schnell.
Brianne rieb sich die Augen und schenkte sich im Aufenthaltsraum einen Becher Kaffee ein. Es hatte sich herausgestellt, dass man sie als seelischen Beistand für eine ältere Patientin gebraucht hatte. Mrs. Cohen, die nach einer Operation noch ans Bett gefesselt war, hatte in einem Anfall von Orientierungslosigkeit versucht aufzustehen und in ihrer Verwirrung unaufhörlich Briannes Namen gemurmelt. Wahrscheinlich, weil Brianne sich nicht nur um die Körper ihrer Patienten kümmerte, sondern auch um ihre Seele. Sie redete mit ihnen, was offenbar viel zu wenige Menschen miteinander taten.
Brianne trank einen Schluck Kaffee und rieb sich die schmerzenden Schläfen. Sie hatte sich um den Job auf der Ranch in Kalifornien beworben, weil sie immer gedacht hatte, dass es ihr Traum wäre, mit Kindern zu arbeiten. Inzwischen war sie sich da nicht mehr so sicher. Sie liebte ihre Arbeit in der Geriatrie und hatte ein herzliches
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