Hei hei er und dann
außerdem hatte Colin die Sache vorerst unter Kontrolle gebracht.
Er hatte Joes alten Freund Ron um einen Kredit gebeten und per Handschlag versprochen, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um die Zeitung in ihren ursprünglichen Status zurückzuversetzen.
Mit Corinne würde er fertig werden, da war er sicher, aber es kostete Zeit. Ron Gold verstand das, der größte Anzeigenkunde der Zeitung hingegen nicht. ‚Fortune’s Inc.‘, eine konservative Investitionsfirma, verlangte bis zum Ende des Jahres Corinnes schriftliche Bestätigung, dass alle „riskanten Neuerungen“ abgeschafft und die alten Zustände wiederhergestellt würden. Ansonsten wollten sie alle Anzeigen zurückziehen, die ab dem neuen Jahr geplant waren, und damit verlöre die „Ashford Times“ ihre größte Einnahmequelle. Dann könnte nicht einmal mehr der Kredit von Ron Gold helfen.
Colin blieb also nur noch Zeit bis zum 31. Dezember. Aber er hatte keine Ahnung, wie er sein Ziel bei einer Frau, die vernünftigen Argumenten nicht zugänglich war, so bald erreichen sollte.
„Hallo, Colin.“ Corinne schwebte in einer Wolke schweren Parfüms ins Zimmer. „Wie geht es ihm?“ Sie trat ans Bett und strich über Joes Stirn.
Ihre Zärtlichkeit gegenüber Joe änderte nichts daran, dass Colin sie für kalt und egozentrisch hielt. Allerdings war er in den letzten Jahren zu selten hier gewesen, um sie wirklich zu kennen. „Er schläft.“
Sie nickte, ließ die Jacke ihres Designer-Kostüms von den Schultern gleiten und enthüllte so ihr tiefes Dekollete. Corinne hatte eine sehr sexy Ausstrahlung.
Colin blickte auf die Uhr. Es war erst drei Uhr. „Hattest du einen anstrengenden Tag im Büro?“
„Nein, einen fantastischen!“ Corinnes Augen leuchteten. „Warte, bis du Rinas erste Kolumne liest.“
Colin wusste, dass Rina Lowell die neueste Angestellte der „Ashford Times“ war und eine Kolumne mit dem Titel ‚Heiß und begehrt‘ schrieb. Sie war außerdem eine Frau, die Colin in mehrerer Hinsicht faszinierte.
Sie hatte einen hellen, ebenmäßigen Teint und trug kein Make-up. Colin gefielen Frauen, die sich in ihrer Haut wohfühlten. Das Haar trug sie zu einem konservativen Knoten gesteckt, den Colin nur allzu gern gelöst hätte, um zu sehen, wie weit ihr das Haar bis auf den Rücken fiel – auf den nackten Rücken, vorzugsweise. Sie trug eine Brille mit schwarzemRahmen, hatte eine leicht heisere Stimme und sprach mit schwachem New Yorker Akzent. Ihre körperlichen Reize verbarg sie unter weit geschnittenen Pullovern und Hosen. Er hatte keine Ahnung, was unter dieser Verpackung lag, aber seine journalistische Neugier war geweckt.
„Soll ich dir verraten, worum es in Rinas Kolumne geht?“, unterbrach Corinne seine Gedanken.
„Nur zu. Ich bin sicher, es wird der absolute Höhepunkt meines Tages.“
„Um Sex … um das Verhältnis zwischen Mann und Frau. Das ist ja ein weites Feld“, fuhr Corinne fort, die seinen Sarkasmus entweder nicht mitbekommen hatte oder ihn einfach ignorierte.
Ihre Freude über ihre neue Mitarbeiterin war beinahe greifbar und erinnerte Colin daran, warum er sich von Rina Lowell fern halten musste. Sie war der Feind. Sie mischte bei dem oberflächlichen Sex-Geplänkel mit, das zu Corinnes neuer Verkaufsstrategie gehörte.
„Und du meinst, das wird sich verkaufen?“, zwang er sich zu fragen.
Corinne fuhr sich durch ihre blonde Mähne. „Na klar. Sie wird eine ganz neue Zielgruppe ansprechen.“
Colin schüttelte fassungslos den Kopf. Selbst nach seiner Übergabe des Schecks war ihr die desolate finanzielle Lage der Zeitung immer noch nicht bewusst.
„Corinne, die Leute kaufen eine Zeitung, weil sie Nachrichten lesen wollen.“
„Nachrichten gibt es überall“, winkte Corinne ab. „Im Fernsehen, im Radio, selbst im Internet. Für die Nachrichten können sie meinetwegen den ‚Boston Globe‘ kaufen. Ich möchte ihnen etwas anderes bieten.“
Colin wollte etwas erwidern, doch Corinne fuhr unbeirrt fort: „Ich gebe zu, dass ich einen schlechten Start hatte,aber mit Emma und Rina an Bord werde ich das Schiff schon schaukeln. Die Leute werden sich mit der Umstellung zunächst schwer tun, aber am Ende werde ich sie für uns gewinnen.“
Colin presste frustriert die Lippen zusammen. Corinne war noch nicht bereit, der Wahrheit ins Auge zu sehen: mit Sex konnte man keine seriöse Zeitung verkaufen.
Es war nicht so, dass Colin etwas gegen Sex hatte. Ganz im Gegenteil – schließlich war er auch nur
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