Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heidelberger Lügen

Heidelberger Lügen

Titel: Heidelberger Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
herab und flogen davon. »Viel später. Mir war erst mal nur eines klar: Der will nicht teilen.«
    »Warum sollte er denn?«
    Er fixierte mich aufgebracht. »Weil er mir Geld geschuldet hat! Viel Geld! Ich habe seine tolle Erfindung schließlich finanziert. Zweihundertfünfzigtausend habe ich investiert und nicht mal vierzigtausend nach dem Bankrott rausgekriegt. Da habe ich natürlich schon angefangen, mir Gedanken zu machen. Deshalb hab ich dann später Dean angerufen, unter einem Vorwand. Wir haben uns auf ein Viertel Wein getroffen, in seiner Stammkneipe in Kirchheim, und ich hab versucht, ihn ein bisschen auszuhorchen. Dean war verdammt vorsichtig und hat angeblich von nichts gewusst. Aber je weniger er sagen wollte, desto klarer war mir, da läuft irgendwas. Als Nächstes habe ich Sören abends auf dem Parkplatz der SETAC abgefangen und Tacheles geredet. Ich hab nicht eingesehen, dass er den großen Reibach macht und dann nicht mal seine Schulden bezahlen will. Aber er hat mich ausgelacht. Da könnten viele kommen und die Hand aufhalten, hat er gemeint. Es sei seine Firma gewesen, seine Idee, und wenn überhaupt einer was abkriegt, dann McFerrin.«
    In der Nachbarschaft bellte aufgeregt ein Hund. Der Wald hinter dem Haus wimmelte jetzt vermutlich von Menschen. Techniker, die Richtmikrofone aufbauten und Kameras mit starken Objektiven. Inzwischen hörten sie hoffentlich jedes Wort mit, das hier gesprochen wurde. Aber sie konnten ja nichts tun als zuhören. Vangelis waren die Hände gebunden. Hörrles Plan war so einfach wie perfekt. Wieder stieg mir dieser penetrante Waschmittelgeruch in die Nase. Die Tür zur Treppe stand offen, vermutlich kam der Geruch von unten, aus der Küche.
    Wie oft in höchster Anspannung musste ich gähnen. Beerbaums letzte Worte waren mir entgangen.
    »… richtig dicke Freunde. Dean ist sogar Trauzeuge gewesen, als Sören diese Zippe geheiratet hat, diese Vanessa.«
    »Kriegel wollte Sie also nicht an seinem Geschäft beteiligen. Und da haben Sie sich an McFerrin herangemacht.« Ich wiederholte das Wesentliche für unsere unsichtbaren Zuhörer, da Beerbaum sehr leise sprach.
    »Ich habe es dann so eingerichtet, dass ich Dean mal wieder zufällig in seiner Kneipe traf. Er hatte schon ein paar Whisky intus, ich habe ihm ein bisschen Honig ums Maul geschmiert, dass doch im Grunde er das Genie war in Sörens Firma, wie schade es ist, dass die viele, viele Arbeit letztlich nichts gebracht hat. Dann habe ich ihm noch zwei Whisky spendiert, und dann hat er endlich angefangen zu reden. Das stimmt überhaupt nicht, hat er mir empört erklärt, und vielleicht wird sich alles doch noch lohnen am Ende. Und dabei hat er mir ganz nebenbei den ungefähren Termin verraten. Anfang Juli sollte das Geschäft steigen.« Ein schwerer Hustenanfall schüttelte Beerbaum. »Verstehen Sie, ich habe dieses Geld dringend gebraucht. Inzwischen stand ich selber kurz vor der Pleite.«
    Schwer atmend lehnte er sich zurück, starrte apathisch zur Decke. Die Schweißflecken unter seinen Achseln wurden minütlich größer. Der Schaukelstuhl wippte leise knarrend. Der Hund draußen hatte sich endlich beruhigt.
    »Der Rest war einfach. Wir haben Sören beobachtet. Conny hat mir geholfen. Die war ja noch schärfer auf das Geld als ich. Sie hat mich ja regelrecht dazu gedrängt. Es war auch überhaupt nicht schwer. Wir waren selbst verblüfft, dass Sören nichts gemerkt hat. Wir haben immer aufgepasst, ob er morgens zur Arbeit kommt und abends wieder heimfährt. Und am fünften Juli ist er tatsächlich mit seinem alten Aktenkoffer und etwas Gepäck weggefahren.«
    »Und Sie sind ihm gefolgt.«
    Beerbaum schloss die Augen und nickte.
    »Was war Ihr Plan?«
    »Wir hatten gar keinen Plan.« Seine Stimme wurde immer leiser. Inzwischen musste ich mich anstrengen, ihn zu verstehen. »Wir wollten ihn nur zur Rede stellen, wenn er das Geschäft abgewickelt hat. Man weiß ja, wie so was läuft. Das dauert höchstens eine halbe Stunde, jeder will so schnell wie möglich wieder fort. Der eine prüft die Unterlagen, der andere zählt das Geld, man gibt sich die Hand und geht seiner Wege.« Beerbaum riss die Augen auf und starrte mich an. »Aber das Schwein ist ja gar nicht wieder rausgekommen aus diesem Hotel! Und dann hat es auch noch angefangen, zu donnern und zu schütten wie aus Kübeln. Irgendwann habe ich gedacht, jetzt ist gut. Jetzt geh ich rein und nehme mir den Kerl zur Brust. Herrgott nochmal, wenn einer Millionen absahnt,

Weitere Kostenlose Bücher