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Heidelberger Requiem

Heidelberger Requiem

Titel: Heidelberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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scharf.«
    »Vielleicht sponsert er diese Stiftung mit der Kohle, die er für mildtätige Zwecke abdrückt? Ist wahrscheinlich für die Steuer günstig, wenn das über die Schweiz läuft.«
    »Warum sollte das für die Steuer günstig sein?«
    »Chef, wenn Geld in der Schweiz verschwindet, dann kringeln sich bei mir sofort die Zehnägel! Ich meine, die Schweiz, das weiß doch jeder …«
    »Sie haben ein bisschen viel Phantasie, lieber Herr Balke. Und vielleicht auch zu viele Vorurteile. In der Schweiz sitzt eine Menge solcher Institutionen. Das Rote Kreuz, Terre des Hommes. Und wir können Grotheer wohl kaum vorschreiben, wie er sein Geld unter die Menschheit bringt. Ich finde das jedenfalls sehr bemerkenswert, dass er es nicht in Immobilien anlegt oder im Casino oder an der Börse, sondern zusieht, dass auch andere was abkriegen von dem Segen. Menschen, die es nötiger haben als er und wir!«
    Ohne es zu wollen, war ich bei den letzten Worten heftig geworden. Balke schwieg betreten. Ich hatte das Gefühl, ihm etwas Gutes tun zu müssen.
    »Lassen Sie uns nochmal zu diesem Hochhaus im Emmertsgrund hinausfahren. Vielleicht werden wir ja dort schlauer.«

17
    Der bärtige Hausmeister begleitete Vangelis, Balke und mich verwundert in die Tiefgarage. Wir besichtigten die Stelle, an der Fitzgerald Gardener niedergeschlagen worden war, falls seine Aussage der Wahrheit entsprach. Natürlich gab es nichts zu sehen.
    »Ist hier inzwischen geputzt worden?«, fragte ich.
    »Hier wird nicht so oft geputzt«, antwortete der Hausmeister misstrauisch.
    »Da hinten könnte er gewartet haben«, meinte Balke und wies auf eine dunkle Ecke hinter dem Fahrstuhl. »Da sollte was zu finden sein, wenn er da gestanden hat. Fußspuren zumindest.«
    »Fingerabdrücke wären mir lieber«, sagte ich nachdenklich. »Aber das ist ja alles rauer Beton hier. Da kann einer stundenlang dran rumgrapschen, ohne dass man was findet.«
    Vangelis telefonierte nach der Spurensicherung.
    »Er stellt seine Maschine dort ab«, überlegte Balke mit raumgreifenden Gesten. »Unser Täter weiß vielleicht aus irgendwelchen Gründen, dass er kommt, vielleicht, weil er sein Opfer schon länger beobachtet hat. Er schlägt Gardener von hinten nieder, schleift ihn in die Ecke da drüben …«
    »Hier sind Schleifspuren«, fiel Vangelis ihm ins Wort, ging in die Hocke und inspizierte den staubigen Boden.
    »Er nimmt ihm die Schlüssel ab, schließt das Aufbewahrungsfach der Maschine auf«, griff ich Balkes Gedankengang auf. »So was haben die doch?«
    Balke nickte. »Unterm Sitz. Hab mich erkundigt. Unterm Sitz.«
    »Er findet diesen Lappen …« Ich ließ die Hände sinken. »Aber wozu der ganze Zirkus? Warum nimmt er nicht einen anderen Knebel? Warum kauft er sich nicht irgendwo ein Messer? Warum nimmt er dieses Risiko auf sich?«
    »Um Gardener reinzureiten?«, schlug Balke vor.
    »Vielleicht will er es für uns ein bisschen spannend machen?«, sagte Vangelis.
    Wir stiegen in den Lift, und der Hausmeister drückte den obersten Knopf. Vor Patrick Grotheers versiegelter Wohnungstür machten wir Halt und sahen uns um. Links führte eine hellgraue Stahltür ins Treppenhaus, an der schon hie und da der Lack abgeblättert war. An dem grünen Schild, das den Fluchtweg anzeigte, fehlte eine Ecke. Hinter uns die mit einem vergitterten Fensterchen versehene Fahrstuhltür, zwei Meter daneben der Eingang zur Wohnung der Marvenport and Partners. Irgendwo im Haus kochte jemand Sauerkraut.
    »Wohin geht’s da?«, fragte ich den Hausmeister und wies auf eine schmale Stahltür, die mir bisher nicht aufgefallen war.
    »Aufs Dach.«
    »Steht die offen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Muss immer abgeschlossen sein. Aus Sicherheitsgründen.«
    Demonstrativ drückte er die Klinke. Die Tür war unverschlossen. Wir warfen einen Blick auf die dahinter liegende Treppe. Aber auch dort gab es nichts zu sehen als Staub und ein wenig Herbstlaub vom vorigen Jahr.
    »Warum hat er ihn reingelassen?«, fragte Vangelis sich selbst. »Die Tür hat einen Spion. Warum hat er den nicht benutzt?«
    »Er wird ihn gekannt haben«, meinte Balke achselzuckend.
    »Gardener sagt, er sei mit ihm verabredet gewesen. Grotheer hat also Besuch erwartet und keine Notwendigkeit gesehen, zu überprüfen, ob der Richtige vor der Tür steht.« Ich versuchte, durch den Spion nach innen zu sehen, was natürlich nicht gelang. »Er hat sich nicht bedroht gefühlt.«
    »Das Telefon«, murmelte Vangelis. »Was, wenn er das

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