Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
Aber wir beide freuen uns auf das Baby. Es wird sich irgendwie ergeben.“ Außerdem verrät sie den Journalisten: Sie hätte sogar gern noch ein Kind. Man ist versucht zu fragen: Mit wem, mit Briatore? Zu diesem Zeitpunkt lässt sich längst nicht mehr verheimlichen, dass die Beziehung zwischen Briatore und Heidi ein PR-Konstrukt ist, das an sein Ende kommt, und das, während Heidi im sechsten Monat schwanger ist. Freut sich Briatore wirklich auf Leni? Dafür gibt es keinen Anhaltspunkt. Er selbst hat noch nie über seinen Nachwuchs gesprochen. In der Öffentlichkeit stellt sich Mitleid mit Heidi ein, die sich aber offenbar mit ihrem Schicksal, allein zu gebären, abgefunden hat, und damit auch nicht hadert. Da macht es nichts, wenn sie von Paparazzi mit John Mayer beim Einkaufen beobachtet oder auch schon mal mit Seal in New York beim Zungenkuss abgelichtet wird. Die meisten Menschen finden es gut, dass sie sich nicht mit der Opferrolle abfindet, die ihr der Italiener zugedacht hat. Andere aber erkennen in Heidis Bäumchen-wechsel-dich-Spiel des vergangenen Jahres etwas Neues, das nicht zu dem makellosen Bild der „Heidi Nazionale“ passt, das man sich gemacht hat. Heidi wird sich dazu Ende des Jahres in ihrem Essay für die Zeit äußern, wo sie sagt, manche würden sie als „Schlampe“ sehen. Wenn aber Schlampe, dann immerhin eine mit Würde. Aber auch in dieser Situation zeigt sich, dass Heidi zwar im Beruf zielstrebig und vorausschauend agiert, privat aber eher ihren Instinkt sprechen lässt. Später wird Heidi erzählen, dass sie sich zu dieser Zeit in Seal verliebte, und das nicht nur, weil er ihr zur Seite steht, sondern weil er auf sie als Mann großen Eindruck macht: „Es war da eine starke Anziehung zwischen uns beiden. Wir waren wie Magneten.“ Darüber hinausgehend sind sie Seelenverwandte, die die gleichen Werte teilen. Eigentlich ist es ganz einfach, dieses Gemeinsame, das sie beide wollen: „Wir suchten beide einen Partner, mit dem man Familie haben könnte. Wir wollten ein normales Leben haben.“
Dass sich Seal auf die Sache einlässt, zeigt nicht nur, dass er Familienwerte höher ansetzt als persönliche Eitelkeiten, sondern auch, dass er in seiner persönlichen Biographie auf dem Scheideweg angekommen ist. Er hat es geschafft, mit seinem neuen Album seine Fangemeinde zufriedenzustellen und seinen Marktwert zu steigern. Das Jahr 2004 wird für Seal triumphal verlaufen, denn der Hit „Love's Divine“ stürmt die Hitparaden nicht nur deshalb, weil der Popstar geläutert vor seine Fans tritt, sondern auch gerade öffentlich beweist, wie stark er liebesfähig ist. Eine bessere PR für ein Album kann man sich nicht vorstellen. Lieben, so heißt es in dem Lied, kann einer nur, wenn da jemand ist, der ihn erkennt, und ihn zurück liebt. „Ich habe versucht, so zu tun, als wäre nichts. In meinem Inneren aber wusste ich, dass das eine Lüge war. Ich brauche Liebe“, singt er, „Liebe ist göttlich. Sich nicht verbiegen, nicht zu brechen. Liebe hilft mir dabei, zu wissen, wie ich heiße.“ Obwohl das Lied schon vor der Beziehung mit Heidi entstanden ist, passt es nun genau auf die Situation, in der sich Seal Heidi zuwendet. Er liebt sie und sie schenkt ihm diese Liebe, und das macht Seal so stark, dass er erstmals in seinem Leben meint, die wahren Werte zu erkennen. Hat er eben noch davon geträumt, noch berühmter und noch reicher zu werden, stürzt er sich nun förmlich in die Beziehung mit Heidi und ihrer Tochter, spricht davon, „Hausmann“ zu werden, spricht – wie auch Heidi - von weiteren Kindern. Es ist ein großer Umbruch im Leben des Popsängers. Dass es so heftig kommt, liegt daran, dass er in seinem Leben diese familiäre Form der Liebe noch nie erlebt hat. Er erkennt zum ersten Mal die Möglichkeit, eine Familie zu leben, von der er immer schon geträumt hat. Es liegt ein Hauch von Selbsterfahrung und Verhaltenstherapie in der Luft. In seiner eigenen Lebenserfahrung ist das Thema Familie mit Problemen überfrachtet, nun kann er es durch eigenes Handeln lösen. Zuerst, als Kind, hat er versucht, der Familie zu entfliehen und sich selbst zu finden. Nun ist Seal an einen Punkt angelangt, in dem er Familie findet, um ganz bei sich anzukommen. Sein eigenes Leid über dieses Thema hat bewirkt, dass es bis zur Mitte des Lebens gedauert hat, bis er selbst daran denken konnte, eine Familie zu gründen. Was er nun begriffen hat: Familie ist keine Frage der Genetik sondern des
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