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Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Titel: Heidi und andere klassische Kindergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
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hast! O wie sind wir beide so froh darüber!” Dann setzte er sich noch ein wenig auf den Boden und streichelte das Zicklein, das immer noch an allen seinen zarten Gliedern zitterte, und tröstete es über die ausgestandene Angst.
    Als wenig später Zeit zum Aufbruch war, setzte Moni das Zicklein noch einmal auf seine Schultern und sagte fürsorglich: “Komm, du armes Mäggerli, du zitterst ja immer noch. Heute kannst du nicht heimgehen, ich muß dich tragen.” Und so trug er das Tierlein, das sich fest an ihn schmiegte, den ganzen Weg hinunter.
    Paula stand jetzt auf der letzten Anhöhe vor dem Badehaus und erwartete den Geißbuben. Auch ihre Tante hatte sie begleitet. Als nun Moni mit seiner Last auf dem Rücken herankam, wollte Paula wissen, ob das Zicklein krank sei, und zeigte große Teilnahme. Als Moni das sah, setzte er sich gleich auf den Boden vor Paula hin und erzählte ihr sein heutiges Erlebnis mit dem Mäggerli.
    Das Fräulein nahm sehr lebhaften Anteil an der Sache und streichelte das gerettete Tierlein. Jetzt lag es ruhig auf Monis Knien und sah sehr zierlich aus mit seinen weißen Füßen und dem schönen schwarzen Pelzchen über dem Rücken. Es ließ sich ganz gern ein wenig streicheln.
    “Jetzt singst du mir auch noch dein Lied, wenn du schon einmal hier bist”, sagte Paula. Moni war so fröhlich gestimmt, daß er gern aus voller Brust anstimmte und sein ganzes Lied bis zu Ende sang.
    Das gefiel der Paula ausnehmend gut, und sie sagte, er müsse es ihr
noch öfter singen. Dann zog die ganze Gesellschaft zusammen zum
Badehaus hinunter. Hier wurde das Zicklein auf sein Lager gelegt, und
Moni nahm Abschied. Paula ging in ihr Zimmer zurück, um hier der
Tante noch lange von dem Geißbuben zu erzählen, auf dessen fröhlichen
Morgengesang sie sich schon jetzt wieder freute.

3. Kapitel
Ein Besuch
    So waren mehrere Tage vergangen, einer so sonnig und klar wie der andere, denn es war ein besonders schöner Sommer. Und der Himmel blieb blau und wolkenlos vom Morgen bis zum Abend.
    Jeden Morgen in der Frühe war der Geißbub mit hellem Gesang am Badehaus vorbeigezogen, jeden Abend mit hellem Gesang wieder zurückgekehrt. Und alle Badegäste waren so an das fröhliche Singen gewöhnt, daß keiner es hätte missen mögen.
    Vor allen aber freute sich Paula an Monis Fröhlichkeit und ging ihm fast jeden Abend entgegen, um ein Gespräch mit ihm anzuknüpfen.
    An einem sonnigen Morgen war Moni wieder oben bei der Felsenkanzel angelangt und wollte sich eben auf den Boden setzen, als er sich noch anders besann. “Nein, vorwärts! Ihr habt ja das letztemal die guten Blättlein alle stehenlassen müssen, weil wir dem Mäggerli helfen mußten, jetzt geht’s noch einmal hinauf, da könnt ihr fertig nagen!” Und mit Freuden sprangen ihm die Geißen alle nach, denn sie merkten, daß es zu den schönen Büschen an den Drachensteinen hinauf ging. Diesmal hielt Moni aber sein kleines Mäggerli die ganze Zeit im Arm fest, riß ihm die guten Blättlein selber ab und ließ es aus seiner Hand fressen. Das gefiel dem Geißlein am allerbesten, es rieb ganz vergnügt von Zeit zu Zeit sein Köpfchen an Monis Schulter und meckerte fröhlich. So war der ganze Morgen vergangen und Moni merkte erst an seinem Hunger, daß es spät geworden war. Er hatte aber sein Essen unten bei der Felsenkanzel in der kleinen Höhle hegen lassen, da er mittags wieder hinunter kommen wollte.
    “So, ihr habt nun schon viel Gutes bekommen, und ich habe noch gar nichts”, sagte er zu seinen Geißen. “Jetzt muß ich auch etwas haben und unten findet ihr noch genug, kommt!” Dann pfiff er laut, und die ganze Schar zog auf und davon, die lebhaftesten immer voran und allen voraus die leichtfüßige Schwalbe, der heute etwas Unerwartetes begegnen sollte. Sie sprang hinunter von Stein zu Stein und über manche Felsspalte weg, aber auf einmal konnte sie nicht weiter.
    Unmittelbar vor ihr stand ganz plötzlich eine Gemse und schaute ihr neugierig ins Gesicht. Das war der Schwalbe noch nicht vorgekommen. Sie stand da, schaute die Fremde fragend an und wartete, daß ihr diese aus dem Weg gehe. Denn sie wollte auf den Felsblock springen, der vor ihr aufragte. Aber die Gemse rührte sich nicht und schaute der Schwalbe frech ins Gesicht. So standen beide voreinander, immer hartnäckiger, und noch heute würden sie dort stehen, wenn nicht inzwischen der große Sultan herbeigekommen wäre. Sofort erkannte er die Sachlage und kletterte vorsichtig an der

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