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Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Titel: Heidi und andere klassische Kindergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
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Klasse. Die meisten Schwierigkeiten bereitete ihm bei allen seinen Plänen der Feklitus, der immer erst dann in die Sache einging, wenn ihm dabei eine Hauptrolle zuteil wurde, oder es so herauskam, als habe er an dem Plan gerade so viel erfunden, als Oskar. Feklitus aber mußte für die Dinge gewonnen werden, sonst machte seine ganze Partei nicht mit und die Pläne fielen dahin, denn die Klasse war in zwei fast gleich große Parteien geteilt; ja so durchgängig hatte dieses Parteiwesen um sich gegriffen, daß eigentlich alle Klassen, bis zu den harmlosen Erstkläßlern hinunter, in zwei verschiedene Heere geteilt waren, die Oskarianer und die Feklitusianer. Oskar hatte alle unabhängigen Leute für sich, alle gutgestellten Bauernsöhne, alle Handwerkersöhne, die in die Fußtapfen der Väter zu treten gedachten, und alle diejenigen, die einen bestimmten Weg im Sinne hatten, vom Fuhrknecht bis hinauf zum künftigen Lehrer. Alle anderen waren Anhänger des Feklitus, denn dieser hatte ein Schreckenswort, das viele Unschlüssige sogleich unter seine Fahne brachte, wenn er es ertönen ließ: »Warte nur, bis du in die Fabrik kommst!« drohte Feklitus, sobald er sah, daß einer unschlüssig war, wohin er sich wenden wollte, was denn auch manchen auf seine Seite brachte, der sonst nicht zu ihm gehalten hätte; aber je weniger man wußte, was dann begegnen konnte, wenn man in die Fabrik kam, desto unheimlicher tönte die dunkle Drohung in die Ohren. Nur dem Fani war alles Drohen und alle Aussicht auf unbestimmte, schreckliche Dinge ganz einerlei. Er war entschieden der Fabrik verfallen, und zwar schon auf kommende Ostern, wann seine Schulzeit zu Ende ging, das wußte er sehr gut; aber er hielt immer und auf der Stelle zu Oskar, und wenn in seinem Ärger darüber der Feklitus ihm etwa entgegenrief: »Wart du nur, bis du in die Fabrik kommst!«, so drehte sich Fani lachend rundum und rief zurück: »Ja, ja, ich warte schon, es pressiert mir nicht.« Dafür hatte aber Feklitus auch einen Zahn auf den Fani und dachte entschieden daran, ihm allerhand Schwierigkeiten zu bereiten, sobald er drüben in der Fabrik arbeiten würde. Meistens fanden sich aber die Parteien doch befriedigt zusammen, denn es lag dem Oskar daran, den Feklitus gut zu stimmen, da er zum Gedeihen seiner Gründungen vieler Leute bedurfte und daher für die Eintracht war. Gerade jetzt herrschte ungestörter Friede und Übereinstimmung. Oskar hatte einen großartigen, allgemeinen Sängerverein gegründet. Aus allen Klassen sollte daran teilnehmen, wer nur Lust hatte, und vor allem wurden nun gleich alle Vorbereitungen auf das große Sängerfest getroffen, das ja infolge der Gründung des Vereins kommen mußte. Er hatte den Feklitus gleich für diese Unternehmung gewonnen, indem er ihn zum Mitarbeiter an den Zurüstungen für den großen Tag ernannt hatte. Eine brodierte Fahne stand auch fest in Aussicht – denn die Tante hatte ja versprochen mitzumachen; das war eine ganz andere Sicherheit, als nur Emmi für die Sache gewonnen zu haben –; Fani sollte Fahnenträger werden. Heute mußte aber eine Sitzung stattfinden, kündete Oskar an, als eben am Schluß der Schulstunden sechs bis acht der Jungen auf einmal sich zur Tür hinausdrängen wollten, was das Herauskommen merklich verzögerte, so daß die Aufforderung zu der Sitzung gleich noch nach allen Richtungen hin verbreitet werden konnte. Draußen auf dem freien Platz wand sich die Masse der Buben sofort in einen Knäuel zusammen; so fanden bei ihnen die Sitzungen statt. Oskar teilte gleich der Versammlung mit, daß noch kein Spruch auf die Fahne gewählt worden sei, daß er aber einen sehr schönen wisse, der auf die Gelegenheit passe, nämlich den:
    »Gesang verschönt das Leben und macht den Menschen froh.«
    Feklitus aber war nicht einverstanden. Er sagte, er habe schon oft solche Feste gesehen und viel schönere Sprüche da gefunden als diesen; er wisse einen, der töne ganz anders, den müsse man annehmen:
    »Das Vaterland soll leben, die Freiheit lebe hoch!«
    Oskar sagte, der passe zu einem anderen Fest, nicht zu dem; aber der Feklitus blieb bei seiner Ansicht und rief seine Getreuen auf, sie sollten ihm helfen, und nun entstand ein betäubender Tumult, und Oskarianer und Feklitusianer schrieen so grimmig durcheinander, daß keiner den anderen mehr verstand. Jetzt packte Oskar den Feklitus am Arm und zog ihn weithin auf die Seite, bis dahin, wo man wieder etwas verstehen konnte, und sagte mit

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