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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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machte die Tür auf und trat in einen Raum, der sah ganz schwarz aus. Im Stübchen bemerkte es eine hübsche Frau, die flickte an einem Wams, das erkannte Heidi sogleich als den Rock vom Geißenpeter. Bevor das Kind Peters Mutter begrüßte, entdeckte es ein gekrümmtes Mütterchen in der Ecke, das dort saß und spann. Heidi ging auf das Spinnrad zu und sagte: »Guten Tag, Großmutter. Sag mir bitte, wo ist denn der Peter?«
    Die alte Frau hob den Kopf und fasste die Hand, die
gegen sie ausgestreckt war, und befühlte sie eine Weile nachdenklich. »Bist du das Kind droben beim Alm-Öhi, bist du das Heidi?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Du hast eine warme Hand«, sagte die alte Frau. »Schau hinaus, Brigitte, ob es wirklich stimmt, dass der Öhi selbst mit dem Kind heruntergekommen ist.«
    Peters Mutter stand auf.
    »Ich weiß wohl, wer mich in die Decke gewickelt und auf den Schlitten gesetzt hat und wer mit mir heruntergefahren ist.« Heidi schaute die Frauen bestimmt an. »Der Großvater war’s.«
    »Es muss doch etwas daran sein, was Peter vom Öhi erzählt«, sagte die Mutter und betrachtete Heidi mit Neugier. »Ich dachte, das Kind würde keine drei Wochen da oben überleben.«
    »Überlebt hab ich wohl«, gab Heidi zurück. »Denn kein Niänenüütli und kein Uuputztä kommt dem Großvater über die Schwelle.«
    »Wie sieht das Kind aus, Brigitte?«, fragte die Alte.
    »Es ist so fein gegliedert, wie Adelheid war«, gab Peters Mutter zurück. »Aber es hat die Augen und das krause Haar vom Öhi.«
    Heidi wunderte sich über die Frage, denn in der Hütte war es beileibe nicht so dunkel, dass die alte Frau die Dinge nicht selbst beschauen konnte. Das Kind lief zum Fenster. »Schau Großmutter, der Laden ist zugefallen. Darum siehst du mich nicht recht. Wäre der Großvater hier, er würde auf der Stelle einen Nagel einschlagen, dass der Fensterladen wieder fest hält.«

    »Ach, du gutes Kind«, sagte die Großmutter. »Sehen kann ich es nicht, aber hören kann ich, was du meinst: Das kracht und klappert allerorts im Haus. Und wenn der Wind kommt, kann er überall hereinblasen. Es hält gar nichts mehr an der Hütte zusammen. Nachts, wenn sie schlafen, ist es mir manchmal angst und bang, die Hütte falle über uns zusammen und schlage uns alle drei tot.«
    »Warum kannst du nichts sehen?«, fragte Heidi und stieß den Laden auf, dass es von draußen hereinschien.
    »Ach, Heidi, du könntest alle Fensterläden aufstoßen im ganzen Dorf und könntest es doch nicht mehr hell machen für mich.«
    Heidi glaubte der Großmutter nicht und machte auch die Tür noch auf, dass die Wintersonne hereinschlug. »Aber wenn du hinausgehst in den weißen Schnee, dann wird’s dir gewiss hell!«
    »Lass mich nur, wo ich bin«, schüttelte die Alte den Kopf. »Es bleibt dunkel in mir. Die Helle dringt nicht mehr in meine Augen.«
    »Aber im Sommer, Großmutter, wenn die Sonne brennt und die Berge feuerrot schimmern und die Blümlein glitzern, dann wird es dir bestimmt wieder hell!« Während es sprach, brach Heidi in lautes Weinen aus und schluchzte voll Jammer, weil es verstanden hatte, dass die Großmutter blind war und nie wieder sehen würde.
    »Ach nein, die feurigen Berge werd ich nimmer erblicken!« Das Letzte rief sie dem Kind hinterher, das schluchzend in den Schnee rannte. Heidi weinte fast nie, wenn es aber einmal anfing, kam es nicht mehr aus der Betrübnis heraus.

    »Was gibt es, das dich traurig macht?«, sagte eine herrische Stimme.
    Das Kind schaute in das Gesicht von einem, der seine Augen mit dunklen Brillengläsern verdeckte. Er war von fortgeschrittenen Jahren, trug einen hohen Hut auf dem Kopf, sein kostbarer Pelz war rabenschwarz.
    »Ich kann es der Großmutter nicht hell machen«, antwortete Heidi unter Schlucken und Seufzern. Die Tränen wischte es aus dem Gesicht.
    »Wie heißt du, Mädchen?«
    »Heidi.« Es zog die Nase hoch.
    Den Namen zu hören schien den Mann zu freuen. Gedankenverloren blickte er auf das Mädchen nieder. »Ein schöner Name. Wo kommt der her?«
    »Von Adelheid«, antwortete es und wunderte sich, dass ein Herr wie er das nicht wusste.
    Peters Mutter schaute nach, warum das Kind so lange im Freien blieb, und trat aus der Hütte. Der Hochgewachsene legte höflich die Hand an den Hut.
    »Sucht Ihr uns?« Brigitte hielt Peters Wams noch in der Hand.
    »Bin so vorbeispaziert«, antwortete er. »Da rannte mir das Kind in den Weg.«
    Brigitte verschränkte die Arme, sie trug nichts als Bluse und

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