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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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Heidi im Licht der schneebeglänzten Tannen spielte.
    »Das Kind sieht prächtig aus, kaum hätte ich es wiedererkannt.« Oft habe Dete daran gedacht, dem Öhi Heidi wieder abzunehmen, fuhr sie fort, da ihm das Kleine gewiss zur Last sein müsse. Und deswegen komme sie heute herauf.
    Der Großvater kannte die Base; sie war keine schlechte Person, aber ein gerissenes Frauenzimmer. Die Gier nach Geld war in ihre Seele gelegt, darum schwieg er und wartete ab, worauf Dete sann.
    »Es hat sich etwas ergeben, wodurch Heidi zu einem solchen Glück kommen kann, dass man es nicht glauben möchte.«
    Sie setzte sich auf die Bank. Dem Kind eröffne sich eine Möglichkeit wie unter Hunderttausenden nicht einem. Detes eigene Herrschaft in Frankfurt habe ein Töchterlein, das seit einem nächtlichen Angriff der Niänenüütli im Rollstuhl sitze. Einem der Viehischen sei es gelungen, ins Haus einzudringen, und plötzlich sei er der Tochter des Hauses gegenübergestanden. Klara habe geschrien - sofort sei Dienerschaft hinzugeeilt und habe dem Niänenüütli den Garaus gemacht, dass er zerstückelt in der Halle gelegen habe. Das Mädchen sei darauf ohnmächtig hingestürzt und habe, wiedererwacht, seine Beine nicht mehr bewegen können. »So ist
das bis auf den heutigen Tag. Klara sitzt im Rollstuhl, und das wird Heidi nun zum Glück.«
    Der Großvater hörte zu, formte aber bloß weiter seine Käseküchlein.
    Das arme reiche Mädchen sei fast immer allein, setzte Dete fort, auch den Unterricht beim Hauslehrer müsse es allein nehmen. Darum habe Detes Herrschaft davon gesprochen, wenn man ein Kind finden könnte, das diese und jene Eigenschaften besitzt, zudem in Klaras Alter ist, wäre man geneigt, es zu ihrer Unterhaltung ins Haus zu nehmen.
    »Als meine Herrschaft sagte, sie wollten ein unverdorbenes, eigenartiges Kind, das nicht sei wie alle, habe ich auf der Stelle an Heidi gedacht«, rief Dete, »bin zur Herrschaft gelaufen und habe Heidi und seinen Charakter beschrieben. Meine Herrschaft sagt, einen Versuch sei es wert.«
    Da der Öhi immer noch schwieg, erwähnte Dete die Zuwendungen, die Heidi in Frankfurt erwarten dürfte. »Wenn die reichen Leute es gern haben und Klara durch die Lähmung und ihre allgemeine Schwächlichkeit möglicherweise nicht mehr allzu lange zu leben hätte …«
    Hier schaute der Großvater sie scharf an.
    »Ich sage nicht, dass es passiert, aber falls, und wenn die Leute nicht ohne Kind bleiben wollen, könnte das ja das Glück für unser Heidi …«
    »Bist du fertig?«, unterbrach sie der Öhi, den die durchtriebene Rede in Wut brachte.
    »Ihr tut gerade, als ob ich Euch das unnützeste Zeug anvertraue! Und ist doch im ganzen Prättigau auf und ab keiner, der nicht Gott dankte, wenn man ihm solche Nachricht
bringen würde. Das Kind ist acht Jahre alt und kann nichts und weiß nichts, und Ihr wollt es nichts lernen lassen. Wenn ein Kind einen Vorteil erlangen mag wie das Heidi, so kann nur einer wie Ihr dagegen sein, dem alle Menschen gleich sind und der keinem etwas Gutes wünscht.«
    Heftig kam Dete hoch, dass die Feder auf ihrem Hut schwankte. »Aber ich gebe nicht nach! Es ist kein Einziger unten im Dörfli, der mir nicht gegen Euch hilft, und wenn Ihr’s etwa wollt vor Gericht kommen lassen, so besinnt Euch wohl! Es gibt Sachen, die Euch dann aufgewärmt werden, die Ihr nicht gern hörtet! Wenn man’s einmal mit dem Gericht zu tun hat, so wird auch das Verborgenste aufgespürt, an das keiner mehr denkt!«
    »Schweig!«, donnerte der Öhi, seine Augen flammten, am liebsten hätte er der respektlosen Dete den Zuber mit Salzlake an den Kopf geschleudert. Aber während der drohenden Rede, die sie gegen ihn führte, war ihm etwas im Kopf umgegangen, das bewirkte, dass er nicht die Antwort gab, die ihr gebührte.
    Die wispernde Stimme im Heuschober hatte ihm einen Ratschlag gegeben, der gut war und ihm doch schier das Herz brach. Hatte sich jener mächtige Untote, der Adelheid vor Jahren zu seiner Braut gemacht hatte, wirklich im Dorf eingefunden, so war Heidis Bleiben in dieser Gegend nicht länger möglich. Wem sonst als dem Kind Adelheids konnte die Aufmerksamkeit des Professors gelten, und wie lange würde ein alter Mann wie der Großvater der Gewalt des Untoten widerstehen? Gewiss war, Heidi musste so weit fort wie möglich, aber bis zu dieser Minute hatte der Großvater nicht die geringste Ahnung, wohin mit dem Kind. Daher
kam ihm das Anerbieten der geldgierigen Dete, die mit ihrer

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