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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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vor den Turm gefolgt war. »Einfach fortzulaufen, was fällt dir ein?« Er schüttelte den Kopf, dass der schwarze Helm darauf hin und her schwankte.
    »Ich musste nach den Bergen sehen und der Alp und der Sonne«, gab Heidi erleichtert zurück, weil ihm kein Leids angetan wurde.
    »Und hast du gesehen, was du wolltest?«
    Stumm schüttelte Heidi den Kopf.
    Der Wächter blickte grimmig zum Himmel. »Es ist schon so: Nicht einmal die Sonne will uns hier unten noch anschauen, seit Monaten nicht. Als ob der Himmel uns zudecken möchte, in unserem Elend und unserer Erbärmlichkeit.« Er presste die Kiefer fest aufeinander, hielt das frierende Kind geborgen und stapfte mit schweren Schritten zurück, woher er gekommen war.

Kapitel 13

    »Eine völlig beispiellose Aufführung!«, hatte Fräulein Rottenmeier geschimpft, bevor sie das Kind zur Strafe in sein Zimmer verbannt hatte. Wie sollte das Fräulein wissen, dass Heidi die Zeit dort nicht mit trübem Müßiggang vertat, sondern im Kleiderschrank ein heimeliges Plätzchen für seinen neuen Spielgefährten schuf.
    Heidi nahm dazu ein gesticktes Zierkissen und ein hübsches Decklein, das auf der Kommode lag; es fand auch Wollreste im Kasten. All das bettete es in den Winkel des Schrankes, umzäunte es mit alten Schuhen und setzte das Rattenkind hinein. Das Tier konnte noch nicht laufen, kroch und zappelte nur und ließ ein hauchdünnes Fiepen vernehmen. Heidi verstand, dass es Hunger hatte, und schlich auf den Korridor.
    »Ich darf nicht aus meinem Zimmer hinaus«, begrüßte es das Stubenmädchen, das dort seine Arbeit verrichtete. »Aber ich habe Durst und weiß ja, dass unten in der Küche meine Tante einen schönen Krug voller Milch hat.«
    »Möchtest du, dass ich dir von der Milch hole?« Tinette
hatte die Aufregung um Heidi mitbekommen, darum lächelte sie mit erhobenem Staubwedel.
    »Tust du das, ja wirklich?«, lachte Heidi. »Und grüßt du meine Muämä von mir, weil ich sie gar nie sehe, obwohl wir in ein und demselben Haus wohnen?«
    Auch wenn Tinette nicht wusste, dass mit Muämä die Tante gemeint war, ahnte sie, das müsse die Köchin sein, die einen ähnlichen Sprachklang hatte wie das Kind. Tinette lief die Treppe hinunter, die Küche lag im Geschoss halb unter der Erde, weshalb man durch die Fenster die Beine der patrouillierenden Wächter sah. Da sie Dete schon kannte, teilte sie ihr mit, in der Herrschaftsetage hätte ein kleines Fräulein Durst, weswegen man ihm ein wenig Milch bringen solle.
    Dete war erleichtert, ein Lebenszeichen von Heidi zu erhalten. Da es das Haus Sesemann derartig auf den Kopf gestellt hatte, fürchtete die Tante, Fräulein Rottenmeier würde das Kind im Handumdrehen auf die Alp zurückschicken, und so wäre es um Detes schöne Provision geschehen.
    »Milch will es? So ist es guten Mutes«, antwortete Dete, holte den Krug aus der Kühlkammer und goss ein irdenes Krüglein voll. »Geh und bring’s«, nickte sie dem neuen Stubenmädchen zu. »Und grüß es von mir. Zum Nachtessen wird das Fräulein die Strafe gewiss aufheben. Ich will dem Heidi ein schönes Apfelküchlein backen, dann weiß es, das kommt von mir.«
    Tinette versprach, alles auszurichten, und verschwand mit der Milch nach oben. Als sie Fräulein Rottenmeier in den Salon gehen sah, verbarg Tinette das Krüglein unter der Schürze. Die Hausdame schenkte dem Stubenmädchen einen
wohlwollenden Blick und verschwand. Gleich darauf erhielt Heidi die gewünschte Milch.
    »Ich heiße Tinette«, sagte das Stubenmädchen. »Wenn du sonst etwas brauchst, sieh, hier ist eine Klingel, mit der du mich rufen kannst.«
    »Wenn ich dich rufen will, so ruf ich dich einfach«, erwiderte Heidi und nahm einen kräftigen Schluck Milch, um seinen Durst zu beweisen.
    Kaum hatte sich die Tür hinter Tinette geschlossen, goss Heidi etwas Milch in ein Schälchen aus Horn, worin sonst Knöpfe und Nadeln aufgewahrt wurden. Vorsichtig stellte es die Schale dem Rattenkind ins Nest. Die kleine Ratte hatte keine Scheu vor dem Kind, schnupperte und begann sogleich zu saufen.
    »Fein machst du das, gut so«, lobte Heidi, und seine Sorge, das Tier möchte ohne Mutter eingehen, verschwand. »Wir werden gute Freunde, das verspreche ich dir.« Zufrieden schaute es dem Kleinen zu, und die Stunden, die Heidi strafweise im Zimmer bleiben musste, vergingen im Flug.

    Strafstunden wie diese gab es nächstens häufig für Heidi, denn auch wenn die kommenden Tage ruhiger wurden und Fräulein Rottenmeier sich

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