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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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Befangenheit.
    »Da dein Vater heimgekehrt ist, musste ich mich bei ihm vorstellen«, antwortete er.
    Klaras Blick ging zwischen den Männern hin und her.
    Als wenig später der Doktor eintraf, fand er Klara bei bester Gesundheit und bestätigte, dass es dem Töchterchen vor allem stimmungsmäßig selten so gut gegangen sei. Ihre besorgniserregende Melancholie sei einem Ausdruck neuer Erwartung gewichen. Die dunklen Ringe unter Klaras Augen deutete er als Folge zu intensiver Studien, was jedoch ebenfalls ein Zeichen ihrer erwachten Lebensgeister sei. Vom Hausherrn bedankt, zog sich der Doktor wieder zurück.
    Seite an Seite mit Marus ging Herr Sesemann ins Erdgeschoss, um dort die Parade der Angestellten abzunehmen. Trojan und seine Männer standen bereit, die Köchin, Sebastian, das neue Stubenmädchen und natürlich die Rottenmeier, die ihren Haarturm in gewohnte Form gebracht hatte. Am Rande entdeckte Sesemann das kleine Mädchen mit dem Strubbelhaar, jemand hatte ihm ein Kleid angezogen.

    »Ich muss euch daran erinnern, dass ihr nicht nur mir dient und diesem Haus«, begann Sesemann, »sondern auch und vor allem meiner Tochter. Jeder Wunsch Klaras hat euch Befehl zu sein, jede Sorge Klaras muss eure eigene Sorge sein.«
    Die Dienerschaft nickte und murmelte Zustimmung.
    »Ich dulde keinen Unfug!«, setzte Sesemann frostig hinzu. »Andernfalls könnte sich ein jeder bald auf der Straße wiederfinden. Was das heutzutage bedeutet, wisst ihr.« Währenddessen schritt er das Spalier ab, verlangsamte einen Moment vor der hübschen Tinette und erreichte das Ende der Reihe.
    »Das gilt auch für dich«, sagte er zu Heidi. »Dein Name?«
    »Heidi«, antwortete es treuherzig.
    Fräulein Rottenmeier verdrehte die Augen. Herr Sesemann gab Heidi die Hand. Professor Marus aber fand, dass die Zeit reif war, den Unfug im Haus zu beenden, grausamer und endgültiger, als Herr Sesemann sich das in seiner kühnsten Fantasie vorstellen konnte.

Kapitel 19

    Am folgenden Morgen war das Hauptbemühen aller, Sitte und Ordnung herrschen zu lassen. Der ungünstige Eindruck der vergangenen Nacht musste verwischt werden. Tinette entfernte sämtliche Spuren im Bad, die an das fröhliche Miteinander erinnerten, und bohnerte den nassgespritzten Korridor. Die Wächter versahen ihren Dienst draußen in voller Montur und Bewaffnung, Trojan inspizierte die Truppe strenger als gewohnt. Dete komponierte ein reichhaltiges Frühstück, Sebastian kontrollierte jedes Gedeck mit Hilfe des Winkelmaßes, das den genauen Abstand zwischen Tellern, Tassen und Besteck festlegte.
    Am sorgfältigsten präparierte sich Fräulein Rottenmeier. Ihre Autorität als Hüterin des Hauses war angezweifelt worden und musste wiederhergestellt werden. Sie verwandte besondere Sorgfalt auf die Nüchternheit ihres Aufzugs, wählte die steifste Bluse, den härtesten Kragen, die längsten Haarnadeln für die Frisur. Doch konnte sie nicht verhindern, dass ihr ein verändertes Gesicht aus dem Spiegel entgegensah. Weichheit, Sentiment und Seelentiefe sprachen aus diesen
Zügen, sosehr sie ihnen auch Strenge zu geben suchte. Die Nacht im Bade, die Verstrickung ihrer Glieder hatten das Fräulein verwandelt. Sie eilte in den Salon, wo der Hausherr die Prüfung der kleinen Gespielin Klaras vornahm.
    »Schweizerin ist sie also.« Sesemann stand im Gehrock vor dem Kamin, den Sebastian morgens angezündet hatte.
    Heidi, im roten Röckchen, bedachte sich und antwortete: »Nein, ich komme aus dem Dörfli, das liegt im Prättigau.«
    Herr Sesemann musste schmunzeln. »Ich kenne einige deiner Landsleute«, sagte er. »In Geschäftsdingen gibt es keinen härteren Menschenschlag.« Er wandte sich zu Klara, die in weißer Bluse und schwarzem Rock züchtig bei Tisch saß. »Wie geht es also zwischen euch beiden, versteht ihr euch, oder zankt ihr viel?«
    Während Klara berichtete, sah Sesemann sich um. Was war während seiner Abwesenheit bloß geschehen? Die Stimmung im Haus hatte sich völlig gewandelt. Sonst, wenn er heimkam, war ihm die Atmosphäre sauertöpfisch, bieder und freudlos erschienen. Er hatte es Klaras Krankheit und dem nüchternen Charakter der Rottenmeier zugeschrieben, die er als Zerberus seiner Obliegenheiten im Übrigen schätzte. Jetzt aber kam ihm vor, als sei ein seliger Freudenschrei durch die Räume ergangen.
    Klara hatte Farbe bekommen, sah hübscher aus denn je; zum ersten Mal erkannte der Vater das Erwachen einer Frau in dem Mädchen. Die Rottenmeier hatte trotz

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