Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
und drittes Mal. Anschließend ertönten Schritte. Eine Menge Schritte, die auf Holz pochten.
»Landungsstege«, flüsterte Danello. »Sie gehen gerade von Bord.«
Ich umklammerte den Zylinder fester. Mein Magen flatterte, meine Haut juckte.
Schritte, Bewegung, Atmen. Das knirschende Schlurfen von Soldaten, die durch Pynviumsand gingen. Sie mussten nah sein. Ich spähte durch die Löcher in der Barrikade. Dunkle Gestalten gerieten in Sicht, geordnete Reihen von Soldaten, so dicht, dass man nicht zu sagen vermochte, wo einer aufhörte und der andere anfing. Hunderte füllten den Hof und den Dockbereich hinter der Gilde.
Ein Horn wurde geblasen. Aylin.
Erschrockene Rufe gingen durch die Ränge der Soldaten. Ich stellte mir Löwenzahn vor, der im Wind verblasen wurde, pustete so kräftig und so schnell, wie ich konnte, und warf den Zylinder über die Barrikade.
Lös jedes letzte Sandkörnchen aus, du dummer Blitz.
PENG!
Schmerz spülte über mich hinweg, jäh und kribbelnd. Zu nah! Danello grunzte und brach neben mir zusammen.
Peng, peng-peng! Peng ...
Funken blitzten wie blaue Glühwürmchen, die in der Nacht tanzten. Sie trieben im Wind, leuchteten und warfen einen blauen Schimmer auf das Wasser. Licht wurde von Rüstungen und Fenstern widergespiegelt, von Glasscherben auf dem Boden. Pynviumsand glitzerte, als er fiel, gleißte blau.
So wunderschön.
Soldaten brachen nacheinander zusammen. Ganze Reihen fielen gleichzeitig. Leises Stöhnen schwoll zu Rufen und dann zu weiter entferntem Geschrei an, als Soldaten zu flüchten begannen.
Peng, peng-peng! Peng ...
Sie konnten nicht schnell genug rennen. Die Pynvium-Glühwürmchen jagten sie und explodierten rings um sie her. Sie bissen sie mit unseren Zähnen, stachen sie mit unserem Blut.
Ein Chor von kindsartigem Geschrei erhob sich über das restliche Gebrüll.
PENG!
Blau-weißes Licht erhellte den Himmel. Ein dunklerer Schein pulsierte blau, dann verblasste er, wurde wieder etwas heller, dann trüber, ehe er abermals pulsierte, immer und immer wieder, greller und greller.
Blaue Geheimzeichen.
Panik ereilte mich einen Atemzug, bevor es der lebensaussaugende Pulsschlag tat.
Die Waffe des Herzogs. Sie war hier!
F ÜNFUNDZWANZIGSTES K APITEL
S aea rette uns.
Schreie der Bestürzung und Angst hinter mir – die Wächter der Gilde.
Im Geist hörte ich wieder das Geräusch. Das Knirschen von Stein auf Stein, die Veränderung, die sich in der riesigen Scheibe aus Pynvium mit den Geheimzeichen und dem silbrigen Kragstun vollzog – und in mir. Der Herzog musste die Waffe wieder zum Funktionieren gebracht haben. Er musste jemanden anderes gefunden haben, der sie auslösen konnte, ohne zu sterben. Oder ihm war einerlei, ob sie starben. Mich schauderte, als ich mir die Boote vorstellte, die geschickt worden waren, um die Versenker auszulösen.
Ich musste es aufhalten. Das Pulsieren würde sich mit jedem Mal weiter ausbreiten und allem das Leben, das es berührte. Ziegelstein und Holz würden ihm eine Weile standhalten und jene im Inneren schützen, doch bald würde sogar Stein rissig werden und zu bröckeln beginnen, genau wie beim Palast des Herzogs.
Ich ergriff Danellos Hand und zog . Stöhnend schlug er die Augen auf. »Was ist passiert? Ich fühle mich komisch?«
»Die Waffe des Herzogs ist hier.«
»O Heilige, nein!«
»Mein Blitz hat sie ausgelöst, wie in Baseer.«
Er zuckte zusammen. »Kannst du sie aufhalten?«
»Ich weiß es nicht.«
Er erhob sich, und ein weiterer Pulsschlag erfasste uns, sog uns das Leben aus. Die Wächter der Gilde ergriffen die Flucht. Wie lange würde es dauern, bis das Pulsieren die Mauern der Gilde erreichte? Wie lange, bis es sich über ganz Geveg ausbreitete? Vielleicht war das von Anfang an der Plan des Herzogs gewesen. Die Gilde kontrollieren und die Waffe auslösen, um die Stadt leer zu saugen.
»Was, wenn wir sie in die Bucht stoßen?«, fragte Danello. »Würde das Wasser sie aufhalten?«
»Keine Ahnung. Aber sie ist ohnehin zu groß, als dass wir sie allein bewegen könnten.«
»Aylin ist noch dorthinten, vielleicht kann sie helfen.«
Das letzte Mal konnte ich die Waffe nicht aufhalten, ich hatte ihre Wirkung nur verschlimmert. Ich hatte genug Schmerzen geblitzt, um den Palast des Herzogs und mehrere Häuserblöcke im Umkreis zu zerschmettern. Ich war nicht sicher, ob es überhaupt irgendetwas gab, das ich tun konnte.
Außer, Aylin zu finden. Sie von hier fortzuschaffen. So viele Menschen wie möglich zu
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