Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
verhindern, dass sie halb Baseer tötete.
»Nicht über dich persönlich. Sie versuchen nur, ihre verrückten Überzeugungen mit dem in Einklang zu bringen, was passiert ist. Dasselbe haben sie bei jenem Gewittersturm vergangenen Sommer gemacht, erinnerst du dich? Der, bei dem all diese Villen in Brand gerieten?«
»Stimmt. Die Finger der Heiligen oder so ähnlich.« Niemand hatte ihnen zugehört, und manche Leute hatten sogar über sie gelacht. Es war aber auch ein ziemlich alberner Name.
Wir erreichten das Bauernhaus und schoben die Küchentür auf. Ouea, Jeatars Haushälterin, saß am Tisch und schälte Mangos. Links und rechts von ihr befanden sich zwei Mädchen mit kleineren Körben voll goldener Paprika vor sich, deren Stängel sie eine nach der anderen entfernten.
Ouea schaute auf. »Nya, was ist passiert? Du bist ja weiß wie Salz.«
»Ein Haufen Flüchtlinge hält mich für die achte Heilige.«
»Sie halten dich für was?«
Danello lächelte. »Nya übertreibt, aber es sind einige Heiligenjünger draußen, die über den Blitz in Baseer reden, als wäre er ein Zeichen von den Heiligen gewesen.«
Ouea strich sich eine graue Strähne hinters Ohr. »Wenn die Leute Angst haben, wenden sie sich dem Glauben zu. Ich bin sicher, das ist nichts, worüber man sich Sorgen machen muss.«
»Wahrscheinlich nicht.« Zumal ich auch so mehr als genug in meinem Sorgenkessel hatte. »Vielleicht weiß Jeatar, woher sie gekommen sind.«
»Könnte sein.«
»Kannst du ihn morgen fragen?«, bat Danello. »Ich hatte gehofft, wir könnten den Tag zusammen verbringen. Spaß, weißt du noch? Du hast in letzter Zeit so hart gearbeitet.«
Und ich hatte dafür nichts vorzuweisen. Dreimal hatten wir uns hinaus nach Baseer geschlichen – oder zumindest so nah, wie wir konnten –, um nach Tali zu suchen. Allerdings hatten sich die Gerüchte als falsch erwiesen, und die Spuren hatten nirgendwohin geführt.
Ouea räusperte sich. »Danello? Wo ist mein Picknickkorb?«
»Oh.« Er zuckte zusammen. »Im Garten.«
»Dort wolltest du ihn doch nicht etwa lassen, oder?«
»Nein.«
»Dann geh und hol ihn.«
Danello sah erst mich, dann die Tür an. Ouea starrte ihn über den Korb mit Mangos hinweg unbeirrt an. Ihre beiden jungen Helferinnen hielten die Blicke zwar auf die Paprikas gerichtet, aber beide Mädchen bemühten sich sehr, nicht zu kichern.
»Wartest du im Küchengarten auf mich?«, fragte er. »Wir haben noch ein Picknick zu beenden.«
Ich lächelte. »Unbedingt.«
Danello rannte hinaus, und Ouea wandte sich wieder dem Schälen der Mangos zu. »Er ist ein guter Junge. Wenn auch bisweilen etwas vergesslich.«
»Ja, er ist toll.« Ich schaute zur Tür und zum Rest des Bauernhauses. Danello würde eine Weile brauchen, um bis zum Teich und wieder zurück zu laufen. Ich hatte bestimmt genug Zeit, um herauszufinden, ob es Neuigkeiten über Tali oder über diese Heiligenjünger gab. Und ich würde trotzdem noch vor ihm im Küchengarten sein. »Ist Jeatar in der Bibliothek?«
»Dort hab ich ihn zuletzt gesehen.«
Hoffnung und Beklommenheit zupften an meinem Herz. Vielleicht würde ich heute erfahren, wo Tali steckte. Oder vielleicht würde ich hören, dass es keinen Grund mehr gab, nach ihr zu suchen.
Und, die Heiligen mochten mir helfen, ich war nicht sicher, was schlimmer wäre.
Z WEITES K APITEL
D ie Tür zur Bibliothek stand offen, aber ich klopfte trotzdem an. Jeatar und Onderaan schauten gleichzeitig auf. Einer lächelte, der andere nicht.
Ich runzelte die Stirn. »Was ist passiert?«
»Vergiss Baseer. Geh nicht hin«, sagte Jeatar, wie immer mit steinerner Miene.
»Warum nicht?« Bitte sag nicht, dass Tali tot ist. Bitte nicht .
»Es gibt massive Truppenbewegungen entlang des Flusses, und Transportschiffe fahren in den Hafen. Sieht so aus, als mobilisiere der Herzog seine Armee.«
»Weißt du, wo?«
»Noch nicht, aber der Anzahl der Schiffe nach zu urteilen, sieht es nach einer Invasion aus.«
Meine Brust zog sich zusammen. »Geveg?«
»Oder Verlatta, die Bergbaustädte oder eine der Flussprovinzen.«
»Wenn nicht alle.« Onderaan schüttelte den Kopf und seufzte tief. Einen Moment lang erinnerte er mich so sehr an Papa, dass ich den Blick abwenden musste. Es fiel mir immer noch schwer zu glauben, dass er mein Onkel war. Dass ich überhaupt einen Onkel hatte , ganz zu schweigen davon, dass es ein Baseeri-Onkel war. »Das könnte der Beginn eines großen Feldzugs sein.«
Davon hatte ich bereits einen
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