Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
Essen riechen konnte. Köpfe drehten sich uns zu, dann folgten bald die verspäteten Reaktionen, die ich zu hassen gelernt hatte. Finger zeigten auf uns, Worte wurden getuschelt. Seht nur, das ist die Schifterin!
Verflucht sollten Vyand und ihre Steckbriefe sein! Wenn sie die nur nicht in ganz Geveg angeschlagen hätte. Jeder schien mich zu erkennen. Wie dumm zu denken, nur die Leute, die auf das Kopfgeld aus waren, würden sich an mein Gesicht erinnern.
Kione hielt beim Laden des Schmieds. Die Türen standen offen, das Klirren von Hämmern drang zusammen mit der Hitze der Esse heraus. Allerdings handelte es sich um einen gewöhnlichen Schmelzofen. Die einzige Pynviumesse auf den Inseln besaß die Gilde.
Wir gingen hinein und erklommen die Treppe. Das Obergeschoss wurde von Fenstern erhellt, die für die vormittägliche Brise geöffnet waren. Mehrere Tische waren zusammengeschoben worden, rings herum standen Stühle, die nicht dazu passten. An einer Wand waren Pläne der Stadt befestigt.
Dies also war Ipstans Befehlsstand. Jeatar hatte einen ähnlichen gehabt, wenngleich mit schöneren Möbeln.
Eine Tür in der Ecke öffnete sich, und ein Mann trat ein. Er war groß, breitschultrig und bewegte sich auf eine Weise, die deutlich vermittelte, dass er das Sagen hatte und es auch wusste. Er wirkte vertraut, doch ich konnte das Gesicht nicht einordnen. Kione richtete sich ein wenig höher auf.
Danello beugte sich zu mir. »Gehört ihm nicht die Drei-Haken-Fischerei?«
Natürlich! Ich hatte ein- oder zweimal Fische für seine Boote geschleppt. Er besaß mehrere und verkaufte nie an Baseeri. Eines der wenigen gevegischen Geschäfte, die noch Handel trieben. Und er selbst kam dem am nächsten, was wir in diesen Tagen an Adeligen hatten.
»Du bist also Nya«, sagte er. »Ich habe schon viel von dir gehört.«
Das glaubte ich gern, und das meiste davon war vermutlich schlecht gewesen. »Glaubt nicht jedes Gerücht, das Ihr hört.«
Ipstan kicherte. »Den Gerüchten schenke ich keine Beachtung, aber das, was ich von Leuten höre, denen ich vertraue, das glaube ich. Uns ist zu Ohren gekommen, was du in Baseer getan hast. Wir wissen auch, was du hier in der Gilde erreicht hast. Wir brauchen jemanden wie dich.«
Zwei Dinge, die ich nicht absichtlich getan hatte. Und zwei Dinge, die ich lieber nie wieder tun wollte.
V IERZEHNTES K APITEL
W ir sind hergekommen, um Euch zu warnen, dass die Armee des Herzogs unterwegs ist.« Ich zögerte mit einem mulmigen Gefühl im Magen. »Aber wir bleiben nicht. Niemand sollte bleiben. Alle sollten die Stadt verlassen, solange sie es noch können.«
»Verlassen?«, meldete sich Kione zu Wort. »Nya, wir brauchen dich. Du bist erst einen Tag zurück und hast bereits die Unsterblichen geschlagen und uns die Hoffnung gegeben, dass sie besiegt werden können . Unsere Späher in Dorpstaad haben uns sogar berichtet, was du dort drüben gemacht hast. Ohne dich können wir nicht gewinnen.«
Mein Bauchgefühl sagte mir, Ipstan würde nicht allzu erfreut darüber sein zu hören, dass seine Männer so über mich redeten. Selbst auf seinen Booten galt er als Mann, der es vorzog, derjenige zu sein, der das Sagen hatte und die Befehle erteilte. Immerhin war er der »General«.
»Ich ... ich muss Tali beschützen«, stammelte ich. »Sie hat bereits zu viel durchgemacht.«
»General Ipstan ist ein guter Mann«, sagte Kione. »Er weiß, was er tut. Er war es, der uns alle überzeugt hat, zu kämpfen und die Soldaten in den Distrikten loszuwerden. Du kannst ihm vertrauen.«
Aylin verschränkte die Arme vor der Brust. Kione besaß nicht unbedingt die beste Menschenkenntnis. Um der Heiligen willen, er hatte für Vinnot und den Erhabenen gearbeitet!
»Ruhig, K.« Ipstan legte Kione eine Hand auf die Schulter. »Die Familie ist wichtig, und du kannst einem Mädchen keinen Vorwurf daraus machen, dass es zu der ihren steht.« Er wandte sich mir zu. »Wir könnten damit anfangen, dass du mir erzählst, was du über den Herzog weißt.«
Ich berichtete ihm, was Jeatars Späher gesehen hatten und was der Unsterbliche darüber gesagt hatte: dass uns die Blauen zusammentrieben, dass sie uns beisammenhalten sollten, damit wir einfache Ziele für die Feuerboote des Herzogs wären.
»Also haben wir nicht gewonnen?« Kione wirkte geknickt darüber, dass sie nicht die schlagkräftige Streitkraft waren, für die sie sich gehalten hatten.
»Natürlich haben wir das«, gab Ipstan entrüstet zurück. »Wir haben
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