Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
einen kleinen Edelstein und steckte ihn in eine Tasche. »Wenn wir schon abreisen, können wir zumindest Lanelle dem Widerstand überlassen.«
Was für ein Tausch. Sie für uns. »Dann lasst sie uns holen gehen.«
Eines der Mädchen, das Saama holte, rannte los, um Ipstan zu suchen. Das andere brachte uns zur Brücke zur Insel der Plünderer. Tali blieb bei Saama. Es widerstrebte mir zutiefst, sie zurückzulassen, aber drinnen war sie sicherer als draußen, wo sie vielleicht erneut jemanden angreifen würde.
Auf den Straßen herrschte keine solche Ruhe mehr. Menschen rannten hin und her. Einige trugen Körbe, andere alte Rapiere und Rüstungsteile, die eine ordentliche Politur benötigten. Kriegsvorbereitungen.
Mittlerweile bewachten zehn Leute die Brücke, und vier davon hatten mehrere Messerscheiden an den Gürteln. Sie hatten blitzschnell gehandelt, um eine Verteidigung gegen die Unsterblichen aufzustellen. Ein gutes Zeichen.
»Diese Leute hier müssen ein Lösegeld zahlen«, sagte das Mädchen zu ihnen, als wir uns den Wachen näherten.
»Bist du das?«, fragte mich einer, das Gesicht voller Hoffnung. »Bist du diejenige, die diese Unsterblichen aufgehalten hat?«
»Er auch.« Ich zeigte auf Danello. »Ihr habt alle schon gegen sie gekämpft.«
Die Wächter der Brücke starrten mich an, aber niemand näherte sich. Es wirkte beinahe ... ehrfürchtig.
Danello räusperte sich. »Wie bekommen wir jemanden zurück, den die Plünderer entführt haben?«
»Wir verlangen einen Austausch«, antwortete einer der Männer. »Das haben wir schon ein paar Mal gemacht.«
Er ging zur Mitte der Brücke und rief etwas. Ein Mann von der anderen Seite tauchte hinter der Barrikade auf. Die beiden sprachen miteinander, dann kehrten sie zurück.
»Er holt jemanden«, verkündete der Wächter. »Ein Mann namens Optel hat dort drüben das Sagen. Manchmal kommt er selbst, manchmal schickt er einen Handlanger.«
Nach einigen Minuten schritten zwei Männer zur Mitte der Brücke. Einer war offensichtlich der Handlanger, groß und stämmig, ein schweres Schwert in den Händen. Der andere trug feine Kleider, die ihm nicht allzu gut passten. Sie gehörten ihm wahrscheinlich nicht.
»Habt ihr ein Glück, das ist der Anführer höchstpersönlich«, erklärte der Wächter. »Kommt.«
Wir folgten ihm über die Brücke. Weitere Wächter kamen hervor und stellten sich hinter Optel. Einer für jeden von uns.
»Was haben wir, das ihr wollt?«, erkundigte sich Optel mit einem Lächeln. Durch sein braunes Haar verliefen blonde Strähnen, seine Hände waren rau und schwielig. Vermutlich ein Fischer. Nicht kräftig genug für einen Bauern.
»Ein Mädchen etwa in meinem Alter«, erwiderte ich. »Braunes Haar, üble Laune.«
Optel verzog das Gesicht und rieb sich den Nacken. »Die kenne ich. Ich kann sie dir verkaufen, und zwar für ...« Er musterte uns, doch etwas in seinem Blick verriet mir, dass er nicht abschätzte, was wir uns leisten konnten. »Sagen wir für hundert Oppas.«
»Das soll wohl ein Scherz sein«, sagte unser Brückenwächter. Ich verbarg meine Erleichterung. Der Preis wäre wesentlich höher ausgefallen, wenn sie gewusst hätten, dass sie eine Heilerin war. Wenigstens war sie klug genug gewesen, darüber Stillschweigen zu bewahren.
»So viel ist sie nicht wert«, meldete sich Aylin zu Wort. Soek nickte neben ihr zustimmend.
Danello reichte mir den Edelstein. Er war mehr als hundert Oppas wert, aber wir hatten nichts Kleineres. »Bring sie uns.«
Optels Augen leuchteten, als er den Edelstein erblickte, doch er verbarg seine freudige Erregung rasch. Er murmelte einem seiner Handlanger etwas zu, und der rannte los.
Optels Wächter kehrte mit Lanelle zurück, der man die Hände vor dem Bauch gefesselt hatte. Blaue Flecken übersäten ihren Kiefer, und ein Auge war zugeschwollen. Sie schien verblüfft darüber, dass ich gekommen war, um sie zu holen. Ich fühlte mich nur ein klein wenig schuldig, weil ich überlegt hatte, es nicht zu tun.
Optel lächelte und streckte die Hand aus. »Eine letzte Kleinigkeit, und der Handel ist abgeschlossen.«
Ich reichte ihm den Edelstein. Lanelle rannte zu uns. Ich schnitt ihre Fesseln durch und überprüfte ihre Verletzungen. Etwas angeschlagen, aber nichts Ernstes.
»Danke, dass ihr Geschäfte mit ›Optels Angebot und Nachfrage‹ getätigt habt. Gebt uns Bescheid, wenn wir euch künftig zu Diensten sein können.« Lachend wandte er sich ab. Seine Wächter reihten sich hinter ihm
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