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Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Titel: Heilige Mörderin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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etwas ist? Ein Original von Ayane Mita. In einer Galerie in Ginza kostet eine Tagesdecke für ein Einzelbett zwei Millionen Yen.«
    Tatsuhiko machte große Augen. Er schien ehrlich erstaunt. Das sind doch bloß Stoffreste, sagte seine Miene.
    »Sie hat sich richtig in die Arbeit gekniet«, sagte Yoshitaka. »Sogar wenn ich freihatte, hat sie die ganze Zeit auf dem Sofa gesessen und genäht. Den ganzen Tag. Ich war richtig beeindruckt.« Er deutete mit dem Kinn in Richtung Sofa.
    »Zum Glück bin ich rechtzeitig fertig geworden«, sagte Ayane leise und mit gesenkten Lidern.
    Nach dem Essen zogen sie auf das Sofa um, und die Männer genehmigten sich einen Whisky. Da Yukiko noch eine Tasse Kaffee wollte, ging Hiromi in die Küche.
    »Ich mache den Kaffee«, sagte Ayane. »Hol du doch die Sachen für den Whisky Soda, Hiromi. Im Kühlschrank ist Eis.« Ayane drehte den Wasserhahn auf und füllte den Kessel.
    Als Hiromi mit Eis und Wasser auf einem Tablett ins Wohnzimmer zurückkam, hatte das Gespräch sich dem Garten des Ehepaars Mashiba zugewandt. Er war beleuchtet, so dass man sogar bei Nacht die Blumen bewundern konnte.
    »So viele Pflanzen machen doch sicher eine Menge Arbeit«, sagte Tatsuhiko.
    »Es scheint so. Auf dem Balkon im ersten Stock haben wir auch welche. Ayane gießt sie jeden Tag. Mir wäre das zu viel, aber sie nimmt es sehr genau damit. Sie liebt Blumen.«
    Ayane brachte drei Tassen Kaffee ins Wohnzimmer. Hiromi machte sich daran, die Whiskys zuzubereiten.
    Gegen elf brach das Ehepaar Ikai auf.
    »Das Essen war mal wieder köstlich. Und für das wunderbare Geschenk können wir uns gar nicht genug bedanken«, sagte Tatsuhiko, als sie aufgestanden waren. »Nächstes Mal müsst ihr aber zu uns kommen. Auch wenn wegen des Babys alles ziemlich chaotisch ist.«
    »Ich werde demnächst aufräumen.« Yukiko boxte ihren Mann leicht in die Seite und lächelte Ayane zu. »Ihr müsst unseren kleinen Prinzen sehen, obwohl er eher wie ein dicker Frosch aussieht.«
    »Gern«, sagte Ayane.
    Auch für Hiromi wurde es allmählich Zeit. Sie beschloss, sich dem Ehepaar Ikai anzuschließen.
    »Hör mal, Hiromi, ich bin ab morgen eine Weile fort«, sagte Ayane, als sie sich im Flur die Schuhe anzog.
    »Ach ja, wir haben ab morgen drei Feiertage. Machst du eine Reise?«, fragte Yukiko.
    »Nein, ich muss für eine Weile nach Hause fahren.«
    »Zu deinen Eltern? Nach Sapporo?«
    Ayane nickte und lächelte. »Meinem Vater geht es nicht so gut, und meine Mutter kann etwas Hilfe gebrauchen. Aber es ist nichts Schlimmes.«
    »Aber Sorgen macht man sich doch. Und ausgerechnet jetzt veranstaltet ihr eine Party für uns.« Tatsuhiko wirkte verlegen.
    Ayane schüttelte den Kopf.
    »Nein, nein, macht euch keine Gedanken. Es ist wirklich nichts Schlimmes. Also, Hiromi, wenn etwas sein sollte, erreichst du mich auf meinem Handy.«
    »Wann wirst du zurück sein?«
    »Tja, wenn ich das wüsste …« Ayane zuckte die Achseln. »Ich melde mich, sobald ich es weiß.«
    »In Ordnung.«
    Die Gäste verließen das Haus, und als sie die Hauptstraße erreichten, winkte Tatsuhiko ein Taxi heran.
    »Vielleicht haben wir ein bisschen zu viel über Kinder gesprochen«, sagte Yukiko, nachdem das Taxi losgefahren war.
    »Warum denn? Das macht doch nichts. Immerhin war die Geburt der Anlass für die Party«, entgegnete Tatsuhiko.
    »Schon, aber vielleicht hätten wir etwas mehr Rücksicht nehmen sollen. Sie hätten gern ein Kind, aber es will nicht so recht klappen, oder?«
    »Ja, Yoshitaka hat vor einiger Zeit so etwas angedeutet.«
    »Und wenn sie keins bekommen können? Wissen Sie etwas darüber, Hiromi?«
    »Nein, keine Ahnung.«
    »Ach«, entfuhr es Yukiko. Sie klang enttäuscht.
    Am nächsten Morgen verließ Hiromi wie immer um neun Uhr ihre Wohnung, um zu Anne’s House nach Daikanyama zu fahren. Sie und Ayane hatten in einem Apartment eine Schule für Patchwork eröffnet. Ayane war allerdings die Chefin. Auch ihre dreißig Schülerinnen kamen, um diese Kunst von Ayane Mita zu erlernen.
    Als Hiromi aus dem Aufzug stieg, stand Ayane vor dem Apartment und lächelte ihr entgegen. Sie hatte einen Koffer bei sich.
    »Ist etwas passiert?«
    »Nein, nein, es ist nichts Besonderes. Ich wollte dir nur das hier geben.« Ayane nahm etwas aus ihrer Jackentasche. Es war ein Schlüssel, den sie Hiromi in die Hand drückte.
    »Aber …«
    »Das ist ein Schlüssel zu unserem Haus. Wie ich gestern schon sagte, weiß ich nicht, wann ich zurück sein werde.

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