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Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition)

Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition)

Titel: Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Bartens
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die Allgemeinmedizinerin Iona Heath aus London. Und Michael Kochen sagt: »Die Welt ist nicht kränker geworden – aber nach den Kriterien mancher Experten kommen normale Gesunde nicht mehr vor.« Das kann man auch als Trost für die Schotten verstehen: So bald werden sie noch nicht aussterben.

ADHS – gedämpft und ruhiggestellt?
    Die einen sprechen von der Epidemie des 21. Jahrhunderts, andere von Modediagnosen oder einer erfundenen Krankheit. Zum Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) hat jeder eine Meinung. Schließlich gibt es kaum mehr normale Schüler, sondern nur hochbegabte, teilleistungsgestörte und selektiv förderbedürftige Kinder. Überall schlummern versteckte Talente, deren irrlichternde Assoziationsfetzen nur in richtige Bahnen gelenkt werden müssen, damit aus einem verkannten ein bekanntes Genie wird.
    Für Kinder und Jugendliche außer Rand und Band bietet die Pharmaindustrie Hilfe aus der Pillendose. In den vergangenen 20 Jahren sind die Verordnungen für Methylphenidat, bekannt als Ritalin oder Medikinet, um mehr als das Hundertfache in die Höhe geschnellt. Wurden 1990 weniger als 500000 Tagesdosen des Psychopharmakons verschrieben, betrug die Verordnung im Jahr 2000 schon 13,5 Millionen Einheiten, um 2010 auf 55 Millionen Tagesdosen zu steigen. Die Empfehlungen der Vereinigung amerikanischer Kinderärzte könnten diesen Trend weiter befördern. Die Richtlinien gelten nicht mehr nur für Sechs- bis Zwölfjährige, sondern neuerdings auch für Vier- bis Achtzehnjährige. Kinder und Jugendliche sollen demnach früher und intensiver medikamentös wie psychotherapeutisch behandelt werden. Auch sollen Hausärzte und Kinderärzte daran denken, bei allen Schulproblemen oder Verhaltensauffälligkeiten auf ADHS zu untersuchen.
    »Das ist eine sehr problematische Entwicklung«, sagt Franz Joseph Freisleder, Direktor des Heckscher-Klinikums München für Kinder- und Jugendpsychiatrie. »Man sollte sich davor hüten, die Diagnose ADHS inflationär auszuweiten und zum Oberbegriff für jede bunte Verhaltensauffälligkeit zu machen.« Für Freisleder sind Ritalin und Co. berechtigt, »wenn die Diagnose stimmt und andere Therapien nicht geholfen haben«. Das gelte aber nur bei strenger Indikation, und vor dem sechsten Lebensjahr müsse man »sehr zurückhaltend sein«.
    Seriösen Studien zufolge ist die Diagnose ADHS bei drei bis vier Prozent der Kinder und Jugendlichen berechtigt. In den USA wird ADHS hingegen neun bis zwölf Prozent eines Jahrgangs zugeordnet, manche Publikationen sprechen von 15 bis 20 Prozent. Aber auch bei schweren Fällen wird nicht immer Methylphenidat verordnet; ein Drittel der Behandelten spricht nicht auf das Mittel an. Über Halluzinationen, unklare Todesfälle und Herzschäden nach Methylphenidat-Einnahme wurde berichtet. »Aufgrund bekannt gewordener Vorfälle muss vor der Verordnung überhöhter Dosen sowie laxer Indikationsstellung gewarnt werden«, schreibt der »Arzneiverordnungsreport« 2010. Viele Diagnosen werden zu schnell gestellt, nur 15 Prozent der ADHS-Patienten sind in der Betreuung von Spezialisten. In die Kritik geriet die Arzneibehandlung 2008, als bekannt wurde, dass mehr als die Hälfte der US-Psychiater, die an der ADHS-Leitlinie beteiligt waren, Honorare von Pharmafirmen erhielten.
    »Unsere Gesellschaft muss sich fragen, welchen Grad an Bewegungsdrang und frei flottierender Aufmerksamkeit sie für erträglich hält«, sagt Florian Heinen, Experte für Entwicklungsstörungen am Haunerschen Kinderspital der Universität München. »Die Grenzen werden immer enger gezogen. Weniger Freiräume zu lassen und Kinder damit als behandlungsbedürftig zu erklären, kann nicht sinnvoll sein.«

Überleben mit Brustkrebs: Die Therapie macht es – nicht das Screening
    Ob Nutzen oder Schaden von Untersuchungen zur Früherkennung von Krebs überwiegen, ist umstritten. Obwohl es zahlreiche Studien gibt, ist die Debatte ähnlich ideologisch überfrachtet wie der Streit um Homöopathie, Handystrahlen und alternative Heilverfahren. Befürworter des Krebs-Screenings argumentieren mit dem Dreischritt früher erkannt, schneller behandelt, länger leben. Zudem würde der Rückgang vieler Krebsarten in wohlhabenden Nationen für den Erfolg der Screening-Programme sprechen. Kritiker verweisen hingegen auf den hohen Anteil der übersehenen Tumore sowie auf Fehlalarme, bei denen unnötigerweise eine aggressive Therapie eingeleitet wird. In diesem Fall führt

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