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Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition)

Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition)

Titel: Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Bartens
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Ländern angedeutet, darunter in Dänemark, Schweden, Frankreich, Griechenland, der Schweiz, Russland und Australien. Leichtes bis mittleres Übergewicht wird ohnehin nicht mehr so kritisch gesehen wie noch in den 1990er Jahren. Große Metaanalysen bei Erwachsenen haben gezeigt, dass etwas molligere Mitmenschen seltener krank werden und eine höhere Lebenserwartung haben als die ranken Idealgewichtigen. Für Kinder gibt es solche Daten bisher nicht. »Wer mit drei oder acht Jahren leicht übergewichtig ist, bei dem gibt sich das mit dem nächsten Wachstumsschub womöglich wieder«, sagt Anja Moß. »Wer in jungen Jahren aber schon fettleibig ist, tut seiner Gesundheit bestimmt nichts Gutes.«

Die Wechseljahre des Mannes sind ein Mythos
    Kurt Tucholsky kannte die Männer gut. Seinen Geschlechtsgenossen stellte er die Diagnose: »Wenn ein Mann weiß, dass die Epoche seiner stärksten Potenz nicht die ausschlaggebendste der Weltgeschichte ist – das ist schon sehr viel.« Weil es viele Männer aber nicht ertragen, dass mit den Jahren nicht nur die Potenz schwindet, sondern auch andere Kräfte nachlassen, suchen sie ärztliche Hilfe. Medizin und Pharmaindustrie haben darauf schon vor Jahren reagiert und die Wechseljahre für den Mann erfunden. Das ist zwar ziemlicher Unfug, aber die Nachfrage war geweckt.
    Mit dem Slogan »Adam hat Padam« und anderen PR-Strategien sollte der vermeintlichen Krankheit ein wissenschaftlicher Anstrich gegeben werden – Padam steht für partielles Androgendefizit des Mannes, vulgo: Testosteronmangel. Andrologen, wie Männerärzte auch genannt werden, erließen Richtlinien, in denen eine Testosterontherapie bei erniedrigten Werten empfohlen wurde. Wissenschaftlich belegt war das nicht. Dennoch bestimmten Ärzte Hormonspiegel und verordneten teure »Aufbaupräparate« mit Testosteron. Allein in den USA sind solche Verschreibungen in den vergangenen zehn Jahren um 400 Prozent gestiegen.
    Nun haben etliche Studien mit dem Mythos von den Wechseljahren des Mannes aufgeräumt. [82]   Hormonexperten zeigen, dass Antriebsschwäche, nachlassende Leistungskraft, Erektionsstörungen und viele andere Beschwerden alternder Männer nicht oder nur minimal mit dem Testosteronspiegel zusammenhängen. »Viele angeblich typischen Symptome gingen nicht mit niedrigeren Testosteron-Werten einher«, sagt Frederick Wu von der Universität Manchester, der eine große Studie geleitet hat.
    Forscher hatten mehr als 3300 Männer in acht europäischen Ländern untersucht. Die Herren waren zwischen 40 und 79 Jahre alt und gaben Auskunft über 32 Beschwerden, die immer wieder auf niedrige Testosteron-Werte zurückgeführt werden. Neben Erektionsproblemen sind auch psychische und physische Beschwerden wie Antriebsschwäche, Stimmungstiefs, Mangel an Energie und schnelle Erschöpfung darunter.
    Es zeigte sich allerdings, dass die als Beleg für einen Hormonmangel angeführten Symptome kaum etwas mit dem Hormonspiegel zu tun haben. Lediglich drei Symptome gingen mit geringfügig erniedrigten Testosteron-Werten einher – seltene morgendliche Erektionen, seltene sexuelle Phantasien und Erektionsstörungen. »Aber auch hier war der Unterschied zwischen beschwerdefreien Männern und Männern mit Beschwerden minimal«, sagt Wu. Erektionsstörungen kamen beispielsweise auch häufiger bei Männern mit erhöhten Testosteron-Werten vor.
    »Die Laborfixierung der Medizin ist ein modernes Übel und eine große Katastrophe«, sagt Martin Reincke, Hormonexperte und Chefarzt an der Ludwig-Maximilians-Universität München. »Klinische Symptome und Laborwerte zusammen machen die Diagnose – und nicht Laborwerte alleine.«
    Eine Unterfunktion der Keimdrüsen und zugleich erniedrigte Hormonwerte kommen nur bei zwei Prozent der älteren Männer vor, so dass von Wechseljahren, in die alle Männer irgendwann kommen, nicht die Rede sein kann. »Der Sex-Drive des Mannes erschöpft sich nicht allein im Testosteron-Spiegel, da ist mehr dahinter«, sagt Bruno Allolio, Hormonexperte an der Uniklinik Würzburg. Dem Alterungsprozess entsprechend traten bei nur 0,1 Prozent der Männer zwischen 40 und 50 Hormonmangel und Erektionsstörungen zugleich auf, bei Männern zwischen 70 und 79 Jahren waren es 5,1 Prozent. »Dazu tragen auch Übergewicht und andere Leiden bei«, sagt Wu.
    »Die Identitätskrise des mittelalten Mannes in einer sich wandelnden Gesellschaft hat zum Begriff der Wechseljahre des Mannes geführt«, sagt Reincke. In

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