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Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition)

Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition)

Titel: Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Bartens
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Hilfen einen physiologischen Schlaf nachahmen oder induzieren kann«, wie der Heidelberger Pharmakologe Björn Lemmer schrieb. [83]   Dafür kann man als Nebenwirkung müde, vergesslich und abhängig werden. Statt Schlafregeln zu folgen oder Schlaf herbeizuzwingen, sollte man seine eigenen Zeiten finden. Es müssen ja nicht die Napoleons sein: »Vier Stunden schläft der Mann, fünf die Frau und sechs der Idiot«, sagte der Kaiser.

Die Folgen der Schweinegrippe – wer wird Millionär?
    Die Tamiflu-Lüge – das Fieber der Gutgläubigkeit
    Werden demnächst 200 oder doch 300 Millionen Euro allein in Deutschland für ein Grippemedikament fällig, das womöglich nichts nutzt, dessen Haltbarkeitsdatum aber bald abläuft? Ob dies schon 2012 oder doch erst 2013 der Fall sein wird, wollen zuständige Behörden nicht verraten. Bestellen die Bundesländer tatsächlich für einen dreistelligen Millionenbetrag ein Arzneimittel nach, das diverse Nebenwirkungen hat, aber keine relevante Hauptwirkung? Oder soll man besser sagen: über dessen Wirkung weiter spekuliert werden muss, weil die Mehrzahl der Daten unter Verschluss bleibt, obwohl Oseltamivir (bekannt als Tamiflu) seit 1999 in den USA zugelassen ist und seit 2002 in Europa und daher seit mehr als zehn Jahren auf dem Markt ist?
    Immer wieder haben Ärzte und Forscher Alarm geschlagen, weil sie Zweifel hatten, dass die Medizin gegen Grippe etwas taugt – sie aber keine ausreichende Auskunft bekamen. Im April 2012 wurden sie besonders wütend. Sie wollten es sich nicht länger bieten lassen, an der Nase herumgeführt zu werden wie Kinder beim Ostereiersuchen, denen – kaum, dass sie etwas gefunden haben – wieder Dutzende neue und manchmal sogar die alten Eier versteckt werden. »Die Öffentlichkeit nimmt und zahlt für Medikamente, die zugelassen sind«, beklagen die Mediziner Peter Doshi, Tom Jefferson und Chris Del Mar. [84]   »Deshalb sollte die Öffentlichkeit auch Zugang zu allen Informationen über diese Arzneimittel haben.«
    Hat sie aber nicht, und zwar seit Jahren nicht. Dabei schien anfangs alles so einfach zu sein. Gesundheitsbehörden in Europa, Australien und den USA und auch die WHO empfahlen die umfangreiche Einlagerung von Tamiflu, denn es sei das einzige Medikament, das bei Vogel-, Schweine- oder Sonstwie-Grippe die Zahl der Krankenhauseinweisungen senken, die Komplikationen vermindern und die Dauer der Beschwerden verringern würde. Die USA orderten daraufhin Tamiflu im Wert von 1,5 Milliarden Dollar. In Deutschland legten die Bundesländer mit Beginn der Vogelgrippe 2005/06 Vorräte für bis zu einem Drittel der Bevölkerung im geschätzten Wert von 300 Millionen Euro an, die auf dem Höhepunkt der Hysterie um die Schweinegrippe 2009/2010 noch aufgestockt wurden.
    Die Empfehlung der Behörden wie auch der Aktivismus der Politiker gründeten größtenteils auf einer Meta-Analyse aus dem Jahr 2003, das heißt der Auswertung von zehn Medikamentenstudien, die Hersteller Roche in den 1990er Jahren unternommen hatte. [85]   Doch schon bei der Zulassung in den USA 1999 gab es Unstimmigkeiten. Während Roche angab, Tamiflu vermindere bei Grippe Komplikationen wie Lungenentzündung oder mache weniger Klinikeinweisungen nötig, konnte die US-Prüfbehörde FDA diese Behauptung nicht nachvollziehen und ermahnte den Pharma-Multi, seine »irreführenden Aussagen über die Wirksamkeit« zu korrigieren. Auch dass Tamiflu die Ansteckung verhindere, sah die FDA nicht durch Daten belegt.
    Die Zweifel der FDA hinderten die Weltgesundheitsorganisation WHO nicht daran, Tamiflu 2002 zur Lagerung zu empfehlen und auf den angeblichen Nutzen hinzuweisen. Behörden wie die Europäische Arzneimittelbehörde EMA und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) schlossen sich an – auch wenn sich die Erkrankungsdauer durch Tamiflu angeblich nur von 5,2 auf 4,2 Tage reduzierte. Das ist völlig irrelevant für Patienten; andere vermeintliche Vorteile wie weniger Komplikationen ließen sich auch später nicht bestätigen.
    Doch nicht einmal der kleine Vorteil, dass die Beschwerden angeblich einen Tag früher abklängen, ließ sich nachvollziehen. Für einen Cochrane-Bericht – diese Analysen gelten als die sorgfältigsten wissenschaftlichen Zusammenfassungen überhaupt – wollten Doshi, Jefferson und Del Mar Zugang zu allen Tamiflu-Daten von Roche. Erst erhielten sie nichts, dann ein bisschen, dann wurde scheibchenweise geliefert – aber

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