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Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition)

Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition)

Titel: Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Bartens
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Saigon in der Krise – und im Wahlkampf. Der damalige US-Präsident Gerald Ford forcierte ein Impfprogramm gegen die neue Grippe, obwohl sogar die Pharmaindustrie vor einer zu schnellen Einführung warnte. Nach Beginn der Massenimpfung im Oktober 1976 litten einige der Geimpften an einer seltenen Lähmung. Die Nebenwirkungen und unklare Todesfälle führten zum abrupten Ende des Impfprogramms. Das Mittel war noch nicht ausreichend erprobt.
    In Deutschland war 2009 auch Wahlkampf – und die Krankheit verlief meist milde und ohne Komplikationen. Im Kontrast dazu fordert die saisonale Grippe in Deutschland jedes Jahr 5000 bis 12000 Opfer. Trotzdem waren Bund und Länder gewillt, in einem finanziellen Kraftakt 50 Millionen Menschen gegen die Schweinegrippe zu impfen. Gegen den Willen der Menschen, denn mehr als drei Viertel der Bevölkerung standen dieser Impfung skeptisch gegenüber.
    Es gab auch medizinische Gründe, am Sinn der Impfung zu zweifeln. Ähnlich wie in den USA 1976 war der Impfstoff neu, niemand wusste, wie er wirkt. Er enthielt auch Wirkverstärker, mit denen kaum Erfahrungen gesammelt worden waren. Dass Beimischungen nicht harmlos sind, zeigt das Beispiel der Impfung gegen die Hirnhautentzündung FSME im Jahr 2000. Im Vergleich zur Vorgängerimpfung wurde damals nur die Beimischung verändert – das neue Mittel musste nach wenigen Monaten wegen der starken Nebenwirkungen vom Markt genommen werden. Mit einem neuen Vakzin nach kurzer klinischer Erprobung 50 Millionen Bundesbürger gegen Schweinegrippe impfen zu wollen, kann man als bedenklichen Großversuch bezeichnen. Man musste wahrlich kein Impfgegner sein, um diese Impfung abzulehnen.
    Irritierend war auch die Argumentation vieler Impfbefürworter. Sie befürchteten eine mögliche Mutation des Erregers, die diesen gefährlicher macht. Das ist tatsächlich möglich, diese Gefahr ist bei nahezu allen Keimen gegeben. Deshalb war es medizinisch originell, gegen einen Erreger zu impfen, um die Entstehung eines noch gefährlicheren zu verhindern. Man konnte es auch als innovatives Geschäftsmodell bezeichnen.
    Psychologisch war es verständlich, dass Politiker – zumal in Zeiten des Wahlkampfs – einer diffusen Bedrohung etwas entgegensetzen wollten. Diese Viren sind ja auch gemein: Die millionenfach von den Bundesländern gehorteten Medikamente wie Tamiflu helfen kaum, haben Nebenwirkungen und verkürzen Symptome bestenfalls um einen Tag. Der Nutzen der Prophylaxe ist noch weniger gewiss: Ob die Impfung wirkte und mit welchen Nebenwirkungen sie einherging, war unklar. Trotzdem diskutierten Krankenkassen Beitragserhöhungen, um die Impfung zu finanzieren. Ministerien und Behörden überboten sich mit Impfbestellungen. Mit ihren Pandemieplänen taten sie so, als hätten sie die Lage im Griff. Man fühlt sich an Brechts Dreigroschenoper erinnert: »Ja, mach nur einen Plan/Sei nur ein großes Licht!/Und mach dann noch ’nen zweiten Plan/Geh’n tun sie beide nicht.«
    Statt Schutz folgte das Impfdesaster. Eine der Aufgaben von Politikern ist es, die Bürger zu schützen. Zur Fürsorgepflicht gehört es aber auch, maßvoll und ökonomisch vernünftig vorzugehen und nicht eine teils hysterische, teils industriefreundliche Symbolpolitik zu betreiben. Die Menschen durchkreuzten mit ihrer Weigerung, sich impfen zu lassen, die Pläne der Ministerien. Bürger haben oft ein Gespür dafür, wann Gefahr droht und wann sie verschaukelt werden.
    Die vermeintliche Schweinegrippe in den USA nahm 1976 übrigens ein überraschendes Ende: Im November verlor Gerald Ford die Wahl gegen Jimmy Carter. Die große Pandemie, die nach Angaben des damaligen Gesundheitsministers eine Million Amerikaner hätte töten können, fand niemals statt. Die Grippe-Saison 1976/77 ging als diejenige mit den wenigsten Erkrankungsfällen seit Beginn der Aufzeichnungen in die Statistik ein.

Ärzte – denn sie wissen nicht, was sie tun
    Die Fakten und die Toten
    Man weiß nicht, was schlimmer ist: dass Ärzte die Zahlen nicht verstehen, die Schaden und Nutzen einer Behandlung für Patienten beziffern – oder dass sich viele von ihnen bereitwillig in den Dienst der Pharmaindustrie stellen. Wahrscheinlich kommt beides auf fatale Weise zusammen. Für Patienten ist das gefährlich. Schließlich kann Statistik tödlich sein. Zumindest, wenn sie falsch verstanden oder dargestellt wird. Halt, Moment. Ärzte sind ja immer so schnell beleidigt, deshalb fängt dieses Kapitel besser mit

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