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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Präsidentin jetzt hinter dem Schirm im Wärmeschlaf lag und in wirbelnden Strudeln roter und weißer medizinischer Nano badete, die wie Erdbeersaft und Sahne aussahen.
    Miss Muir lächelte und rückte ihren Stuhl so, dass sie uns direkt ansehen konnte. Die Wirkung fand ich erstaunlich – selbst der atmosphärische Klang gaukelte uns vor, wir säßen mit ihr zusammen im Freien. Die Wände der Zelle verblassten und verwandelten sich ganz allmählich in eine Landschaft. Bald darauf befanden wir uns im Schatten des großen Baumes. Um uns herum war die Luft feucht und schwül. Ich atmete den Duft von Rosen und von frisch geschnittenem Gras. Aber da war auch etwas, das die Härchen auf meinen Armen aufrichtete. Elektrizität … Gewitter lag in der Luft.
    »Sie arbeiten für eine große Bindende Gruppe, die Finanzgeschäfte tätigt. Besser ausgedrückt: Sie sind Teil der Familie, Casseia, nicht wahr?« Ihre Stimme, die eine melodische, südliche Einfärbung hatte, drang warm und voller Anteilnahme durch die aufgeladene Luft.
    »Ja, gnädige Frau.«
    »Sie stehen unter Druck … Man hat Sie einbestellt, damit Sie vor dem Kongress aussagen. Aber aus irgendeinem Grund hat man sie kaltgestellt.«
    »Ja, gnädige Frau.«
    »Weshalb?«
    Ich sah Ori an. »Ich darf hier eigentlich keine Familieninterna preisgeben, gnädige Frau. Ori – Orianna hat mich hierher mitgenommen, ohne mir den Grund zu nennen. Es ist mir eine große Ehre, Sie kennenzulernen, aber …« Ich brach verlegen ab.
    Miss Muir warf den Kopf zurück. »Irgend jemand in den Allianzen ist zu der Auffassung gelangt, dass der Mars ein Ärgernis darstellt. Ich habe keine Ahnung, weshalb. An und für sich habt ihr für die Vereinigten Staaten, GOWA, GASH, EUROCON oder irgendein anderes Bündnis ja gar nicht diese Bedeutung.«
    Orianna sah mich skeptisch an und richtete den Blick dann wieder auf Miss Muirs Bild. »Mein Vater behauptet, man könne keinem Politiker der Erde trauen. Mit Ausnahme von Danielle Muir«, raunte sie mir zu.
    Meine Skepsis wuchs und wuchs. Ich bin von jeher misstrauisch gewesen, wenn Leute mich um mein Vertrauen baten. Erst recht, wenn sie es einforderten. Angesichts eines Geistes, des illusorischen Bildes eines Menschen, den ich persönlich nie kennengelernt hatte, war ich zu blindem Vertrauen einfach nicht bereit. Ich hatte weder das Recht, noch die Position, ihr zu vertrauen. Andererseits war viel von dem, was wir taten, allgemein bekannt, und es sprach nichts dagegen, das Gespräch auf dieser Ebene fortzusetzen.
    »Die Marsianer haben bei der Vereinigung des Sonnensystems nicht mitgemacht«, sagte ich.
    »Gut für euch«, bemerkte Miss Muir und lächelte listig. »Gut, dass nicht jeder vor den Allianzen buckelt.«
    »Na ja, so gut ist es auch wieder nicht«, sagte ich. »Wir wissen nicht so recht, ob wir eine Vereinigung überhaupt in den Griff bekommen. Die Erde erwartet die volle Beteiligung verbindlicher Partner. Anscheinend können wir ihre Erwartungen nicht erfüllen.«
    »Der Große Vorstoß «, sagte Miss Muir.
    »Genau«, bestätigte Orianna.
    »Das scheint dabei mitzuspielen.«
    Miss Muir schüttelte traurig den Kopf. »Als ich Präsidentin war, habe ich, was Marsianer betrifft, die Erfahrung gemacht, dass der Mars großes Potential besitzt. Aber der Große Vorstoß würde auch ohne eure Beteiligung ganz gut klappen. Man würde euch kaum vermissen.«
    Ich fühlte mich mal wieder provoziert: »Eigentlich glauben wir, dass wir viel beitragen könnten.«
    »Ihr wollt nicht mitmachen, aber seid stolz darauf, dass man euch dazu auffordert und unter Druck setzt?«, fragte Miss Muir.
    »Das stimmt nicht ganz, gnädige Frau.«
    Ihr Gesicht – das Gesicht der Projektion – verhärtete sich fast unmerklich. Trotz ihres warmen Tons und freundlichen Verhaltens spürte ich den kühlen Hauch einer negativen Beurteilung.
    »Casseia, Ori hat mir erzählt, dass Sie sehr klug, sehr fähig sind. Aber Sie begreifen eines nicht: Ihre Rohstoffe, Ihre Wirtschaftskraft auf dem Mars zählen nicht viel bei irgendeinem Großen Vorstoß. Im Maßstab des Sonnensystems ist der Mars sehr klein. Was könntet ihr beitragen, das die offensichtliche Mühe rechtfertigt, die die Erde auf euch verschwendet?«
    Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Mir fiel ein, dass Bithras eine vorsichtige Erklärung angeboten hatte, aber darüber hatte ich nicht weiter nachgedacht.
    »Vielleicht wissen Sie etwas, das Sie mir nicht erzählen können, und angesichts Ihrer

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